Freude an Blumen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Freude an Blumen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 2, S. 36
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[36] Freude an Blumen. Von Darmstadt ist vor wenigen Jahren eine Neuerung ausgegangen, welche eine weitere Verbreitung verdient: das Abgeben von Zimmerpflanzen an Arbeiterfamilien. Dieses eigenartige gemeinnützige Unternehmen besteht, wie uns aus Karlsruhe berichtet wird, darin, daß man an Arbeiterfamilien im Frühjahr junge Topfpflanzen zu dem billigen Preise von 10 Pfennig für das Stück abgiebt und im Herbst eine Ausstellung veranstaltet, auf welcher die am besten gepflegten Pflanzen prämiirt werden, und zwar wiederum durch Abgabe von Topfpflanzen. Zur Vertheilung gelangen leicht wachsende und willig blühende Arten, wie Geranien, Fuchsien, Heliotrop und Begonien. Jede Pflanze ist mit einer Plombe versehen, um sie als Gabe des Vereins bei der Spätherbstausstellung wiederzuerkennen. Außerdem wird dem Empfänger der Topfpflanze eine kurze, aber sehr klar abgefaßte Anleitung zur Pflege der Zimmerpflanzen mitgegeben.

In Darmstadt und in Karlsruhe befassen sich mit diesem eigenartigen Unternehmen die Gartenbauvereine. Welchen Zweck erreicht man damit? Materielle Vortheile sollen die betreffenden Arbeiterfamilien dadurch nicht erringen, diese Neuerung hat lediglich eine ethische Wirkung.

Reine Freuden erhöhen unsern Muth im täglichen Lebenskampf und zu den reinsten Freuden gehört ohne Zweifel das Verfolgen der schaffenden Natur. Die Betrachtung der wachsenden, knospentragenden und endlich blühenden Pflanze, das Bewußtsein, daß sie auch ein Kind unserer Pflege ist, erfüllt uns mit einer stillen Zufriedenheit. Der Landwirth empfindet dieses Gefühl oft genug, dem städtischen Arbeiter soll es gleichfalls nicht fehlen. Er kehrt von der Arbeit in sein Heim zurück, er ist abgespannt und müde, ein leiser Verdruß beherrscht seine Stimmung; da fällt sein Auge auf seine grünenden und blühenden Pfleglinge und seine Stimmung wird heiterer, zufriedener. Das ist der magische Einfluß der Blumenpflege auf Herz und Gemüth. Viele in besser situirten Ständen kennen ihn aus eigener Erfahrung. Daß er auch bei dem einfachsten Manne in dem steinernen Häusermeere der Großstadt zur Geltung kommen kann, beweisen uns die Erfolge, die mit jener Abgabe von Topfpflanzen erzielt wurden. Nicht mit Unrecht hat man dieses Vorgehen ein wenn auch nur bescheidenes Stück praktischer Socialpolitik genannt. Es verdient die Beachtung wirklicher Volksfreunde und eine rege Nachahmung. *