Friedrich von Baden
Wo Zähringens Burg zum Himmel strebt,
Vom Ruhm der Ahnen hehr umschwebt,
Da weilt so gern
Des Nachts ein Stern;
Ihm neigen sich Sterne rings umher.
Und über dem Stern ein Heldenbild!
Des Jünglings Arm hält einen Schild;
Des Schildes Feld
Drin steht geschrieben, wie Blut so roth:
„Die Treue halt’ ich bis in den Tod!“
Das ist des edlen Friedrichs Bild,
Das ist der Freundestreue Schild,
Und Ehre bewacht,
Seit in der Jugend Morgenroth
Den Bund er schloß auf Noth und Tod.
O! als er auszog in das Feld,
Wie manches Ach
Folgt ihm jetzt nach!
Wie manche Wolke trat herein
Um lichter Augen Sonnenschein!
Die Mutter will vor Gram vergehn,
Der Ahnung Schmerz
Zerreißt ihr Herz;
Doch festen Sinns für Konradin
Der kecke Wurf, er ist gewagt.
Der Muth des Rechts, der Ehre Macht
Reißt stürmend fort
Von Ort zu Ort
Der kleine Hauf schwillt wachsend auf.
Das schöne Land, schon liegt es da;
„Willkomm!“ schallts durch Italia;
Mit Huldigung
Dem Heerzug öffnen feierlich
Der alten Roma Pforten sich.
Bei Saitenspiel und Paukenklang
Welch herrlicher Triumphempfang!
Von Höhn zu Höhn,
Und frische Blumenketten ziehn
Von Haus zu Haus sich duftend hin.
Balkon und Dächer angefüllt,
Wo Held und Held
Zum Freund gesellt,
Wie weilt voll süßer Rührung nicht
Der zarten Frauen Huldgesicht!
Der Sieg, treu auf das Recht bedacht,
Hilft teutschem Arm;
Der Söldner Schwarm
Kehrt vor der Helden Schwert und Blick
Weh! wie sich wendet eine Hand,
So dreht sich auch des Glückes Stand.
Trau, Teutscher, nicht,
Wo Wälschmann ficht!
Zur Rettung ist es schon zu spat. –
In armer Tracht, am Meeresstrand,
Wer irret dort? – Beut goldnes Pfand
Um schnelle Fahrt!
Verrath jetzt neue Mordgefahr;
O fleuch, du treues Bruderpaar!
Fort müssen sie gefangen ziehn,
Und Alles hin, und Alles hin!
Der letzte Stern!
Dem Glücke folgt der wälsche Sinn;
Nur Einen Freund hat Conradin!
Das ist des treuen Friedrichs Haupt,
Er stirbt vereint
Mit seinem Freund,
Ein Märtyrer des edeln Ruhms,
Des Rechts, der Treu, des Heldenthums.
Verhülle sich der Ehre Tag!
Mit blutgem Stift
Sey ihre Schrift
Geschrieben in der Zeiten Buch,
Dich aber, Badens junger Held!
Verherrlicht noch das Sternenfeld.
Mit Conradin
Wird ewig blühn
Und Herzen mahnen weit und breit.
Wo Zähring’s Burg gen Himmel strebt,
Vom Ruhm der Ahnen her umschwebt,
Da weilt so gern
Der Stern, er blickt so thränenschwer,
Ihm neigen sich Sterne rings umher.
Und über dem Stern ein Heldenbild,
Des Jünglings Arm hält einen Schild,
Ist weiß erhellt,
Drin steht geschrieben blutigroth:
„Die Treue halt ich bis in den Tod!“
- ↑ [363] Bekanntlich zog Friedrich von Baden, oder wie er auch in Bezug auf seine Mutter genannt wurde, Friedrich von Oesterreich, mit dem unglücklichen Conradin, um diesem, seinem Freunde, das widerrechtlich entrissene Erbe zu erobern, nach Italien. Anfangs schienen sie glückliche Fortschritte zu machen, rückten auch 1268 mit dem Heere in Rom ein, erlitten aber nachher, überlistet, in den Flächen von Tagliacozzo eine traurige Niederlage, in Folge deren sie auf der Flucht, wiewohl verkleidet, gefangen wurden. Ihr gefühlloser Gegner, Karl von Anjou, ließ nun, mit Bewilligung des Papstes, am 25. October 1269 auf dem Marktplatze zu Neapel die beiden Jünglinge, und mit ihnen noch mehrere Edle aus Italien und Teutschland enthaupten. Mit Conradin ging das Schwäbische Kaiserhaus zu Grabe.