Fritz Reuter’s „Louising“

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Autor: Friedrich Friedrich
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Titel: Fritz Reuter’s „Louising“
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aus: Die Gartenlaube, Heft 40, S. 650–652
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Fritz Reuter’s „Louising“.


Wie Reuter seine Louise fand, das hat er selbst in seinem „Woans ik tau ne Fru kamm“ mit prächtigem Humor geschildert; er erzählt auch, wie nach seiner Verlobung „eine wunderschöne Zeit“ für ihn anbrach. Aber das, was sein Louising ihm war und wurde, wie sie mit seinem Herzen und seinem ganzen Leben so innig zusammenwuchs, das sagte er nur dem Freunde, oder es klang aus seiner Stimme, wenn er zu ihr sprach: „Mein liebes Louising“, oder es leuchtete aus seinen Augen, wenn sein Blick auf ihr ruhte.

Als Louise Kuntze, die Tochter eines mecklenburgischen Predigers, unserem Reuter in Treptow ihre Hand reichte, lebte er in kleinen und bescheidenen Verhältnissen. Seine Laufbahn als Schriftsteller hatte noch nicht begonnen; noch ahnte Niemand den so reich begnadeten Dichter in ihm – Louise allein kannte sein liebes und braves Herz, und was sie ihm damals versprochen, treu mit ihm auszuhalten in guten und trüben Tagen, das hat sie erfüllt, wie nur ein Mensch ein Versprechen erfüllen kann.

Heiter und lebenslustig, anregend und ermunternd, herzend und hütend hat sie ihm zur Seite gestanden, und wenn er erkrankte, hat sie ihn gepflegt, wie nur eine Mutter ihr Kind pflegen kann. Er war ihr Ziel und ihre Lebensaufgabe; seine Wünsche waren die ihrigen geworden, und das Band, welches sie einst an einander gebunden, war durch die Zeit fester und enger geknüpft worden; sie schienen unzertrennbar für alle Zeiten, und ihre Herzen sind es auch geblieben. So standen sie da wie zwei Bäume, deren Wurzeln, eng miteinander verwachsen, in demselben Boden fußen und deren Kronen sich zu einem schattenden Dache vereint haben. Und unter diesem Dache saß es sich so traulich und heimisch. Es waren ihnen keine Kinder beschieden, allein sie selbst waren Kinder geblieben, deren Augen offen und theilnehmend in das Leben hineinblickten; wie Kinder scherzten sie miteinander, wie Kinder neckten sie sich, und wenn sie sich dabei so glücklich anblickten, dann glaubte man immer und immer wieder zwei fröhliche Kinder zu sehen. Reuter, dessen Humor ihm bis zum Tode treu geblieben, war seiner Gattin im Necken überlegen und, wenn sie im Scherz schmollend den Rückzug antreten wollte, dann reichte er ihr lächelnd die Hand, als ob er sagen wollte: „Laß man gut sein, Louising! In Liebe und Güte bist Du mich doch über.“

Wie gern erzählte er aus seinem früheren Leben, aus jenen Tagen, wo durch seine Frau für ihn die „wunderschöne Zeit“ hereingebrochen war, nach der er sich nach so schweren Jahren so sehr gesehnt hatte! Wie glücklich hatten diese beiden Menschen gelebt, selbst als ihre äußeren Verhältnisse noch sehr bescheidene gewesen waren! Wie hatte gegenseitige, innige Liebe eine besondere kleine Welt um sie geschaffen! Mit prächtigem Humor erzählte er, wie bescheiden sein Louising stets gewesen sei. Als sie noch in Neu-Brandenburg gewohnt, sei ihr Wunsch nicht über ein kleines Haus hinaus gegangen, welches dort mitten auf dem Felde gestanden und von zwei Linden beschattet gewesen sei. Dann schilderte er dieses Haus genauer; es sei klein und bescheiden gewesen; aus der Ferne und wenn die Linden grün gewesen, habe es ganz freundlich ausgesehen, allein im Winter habe der Wind durch die dünnen Wände gepfiffen; der Weg zu dem Hause sei dann verschneit gewesen und die entblätterten Bäume hätten traurig dagestanden.

Und dann wieder schildert er eins der ersten Mittagsessen nach seiner Verheirathung, als seine junge Frau noch nicht in die Geheimnisse der Wirthschaft und des Kochens hinreichend eingeweiht gewesen war. Eifrig bemüht, ihm das Leben angenehm zu machen und für das Mittagsessen zu sorgen, stand sie in der Küche. Der Küchenzettel lautete für diesen Tag: Fricandellen. Während sie damit beschäftigt war, dieselben zuzubereiten und das Geheimniß der richtigen Vertheilung von Fleisch, Eiern und Semmel zu ergründen, erhielt sie den Besuch einer Frau, welche als ausgezeichnete Köchin bekannt war und den Wunsch hegte, einen Blick in die junge Wirthschaft zu thun. Hastig verbarg sie das halb zubereitete Gericht, weil die dunkle Ahnung in ihr aufstieg, daß dasselbe doch vielleicht nicht nach allen Regeln der Kochkunst zubereitet sei.

Als der Besuch fort war, ging es wieder in die Küche, denn die Mittagsstunde nahte und sie wollte Fritz nicht warten lassen. Sorgfältig wurden die Fleischklöße in die Pfanne zum Braten gelegt, aber als sie sich eben in der zerlassenen weichen Butter befanden, dehnten sie sich behaglich und gingen auseinander, wie Schmalz an der Sonne, denn, wie Fritz sagte, „was die richtigen Fricandellen sind, die haben ihren eigenen Willen,“ und diesmal that die allzu reichliche Zuthat von Eiern und Semmel auch noch das Ihrige. Als die Façon einmal verloren und nicht wiederherzustellen war, wurden die Fricandellen in der Breite gebraten und von der jungen Frau wohlgemuth in der Form eines Kuchens auf den Tisch getragen.

„Wat is dat, Wising?“ fragte der junge Ehemann das neue Gericht neugierig betrachtend.

„Das sind Fricandellen, lieber Fritz,“ erwiderte die Gattin schnell.

Noch einmal widmete Reuter dem Gebäcke die größte Aufmerksamkeit.

„Ne, Wising, dat sünd jo Pannkauken,“ rief er dann.

Eine echte Hausfrau läßt jedoch ihren Mann nie zu tief in die Küchengeheimnisse blicken, und obschon das Gericht mit Pfannkuchen in ziemlich naher Verwandtschaft stand, entgegnete Wising doch:

„Nein, lieber Fritz, dies sind richtige Fricandellen, und sie schmecken sehr gut.“

Und mit einem Eifer, als ob das Glück der jungen Ehe davon abhinge, aß sie das zweifelhafte Gericht. –

Noch nach langen Jahren lachte Reuter über diese Mahlzeit in der heitersten Weise, und wenn seine Gattin die Ehre ihrer Fricandellen zu retten versuchte, rief er lachend: „Ne, Louising, dat wir doch ’n Pannkauken.“

Es lag etwas Rührendes in diesem gegenseitigen Scherzen und Necken der beiden trefflichen Menschen, denn nie endete es mit einem Mißklange; es war ein heiteres Spiel, hinter welchem sich die innigste Liebe barg.

Ja, Reuter liebte sein Louising auf das Innigste, denn sie war ihm Alles, was ein gutes Weib nur sein kann, und mehr als einmal während seiner letzten Krankheit, wenn sie des Nachts, ohne zu ermüden, an seinem Bette wachte, erfaßte er ihre Hand, zog sie an seine Lippen und dankte ihr mit seinen einfachen, aber so tief zu Herzen gehenden Worten für all ihre Liebe und Güte. Wenige Tage vor seinem Scheiden, als die Ahnung seines bald bevorstehenden Todes sich schon in ihm regte, fragte er sie, ob sie wohl schon einen Menschen habe sterben sehen. Ihr galten selbst in solchen trüben Stunden all seine Gedanken und Besorgnisse.

„Du wirst mich doch vermissen, Wising,“ sprach er auf seinem Krankenlager zu ihr – und wie vermißte sie ihn, als sein Mund nicht mehr zu ihr sprechen konnte und sein Ohr sie nicht mehr hörte! Wie oft horchte sie in den ersten Tagen nach seinem Tode nach seinem Schlafzimmer hin, ob er sie nicht rufe! Wie oft sprang sie auf, um ihm irgend etwas mitzutheilen, denn ihre Freuden und Sorgen waren ja Eins gewesen! Und wie sank sie dann schmerzlich erschüttert zurück, wenn die Wirklichkeit ihr zurief: „Er ist nicht mehr, dem an Deine Liebe, dem Dein ganzes Leben galt, länger denn zwanzig Jahre.“

Ja, Reuter hat schwer in seiner Jugend gelitten; auch später faßte das Leben ihn noch mit harter und rauher Hand an, bis durch sein Louising die „wunderschöne Zeit“ für ihn hereinbrach, bis sie die Sonne wurde, die ihm freundlich und lieb, mild und sorgend leuchtete, so lange sein Auge offen war.

Die seltene Frau hat mir zur Benutzung für diese Zeilen eine von ihr selbst mit rührender und inniger Einfachheit verfaßte Schilderung des Anfangs von Reuter’s Schriftstellerbahn mitgetheilt. Ich gebe dieselbe hier unverändert wieder, um zu zeigen, wie freundlich das Glück in die einfache Wohnung des angehenden Schriftstellers leuchtete und eine wie treue Gefährtin Reuter bei all seinem Schaffen an seinem Wising hatte.




„Ich kann ja auch ’mal ein Buch schreiben,“ hatte er bei seiner treuen Liebeswerbung gesagt, und wenngleich das zu jener Zeit etwas ungeheuerlich klang und mir dieser Wechsel auf [651] Hoffnung gar nicht allzu sicher schien, dachte ich doch: „I, im Stande wärst du schon dazu.“

Und er war’s, der liebe, beste Mann. Fast allabendlich, nach Beendigung von sechs bis sieben Privatstunden, wurden von acht bis zehn Uhr „Läuschen“ geschrieben, harmlose, theils selbsterlebte, theils allbekannte kleine Anekdoten, die er oft schon in heitern Freundeskreisen ergötzlich erzählt hatte.

„Will doch seh’n, Wising, wie sich die Dinger auf dem Papier ausnehmen,“ sagte er dann seelenvergnügt, „und wie sie sich da anhören. Jetzt unterbrich mich aber nicht!“

Ich saß dann am Nebentisch mäuschenstill bei meiner Arbeit, sah, wie die Feder flog, wie er dann und wann mir zunickte,

Reuter’s „Louising“.
Nach der Natur aufgenommen von E. Haertel.

auch wohl murmelte: „nein, so nicht – so ist’s besser,“ und: „das wird Dir gefallen,“ und: „nun hör’ zu! – das Ding ist fertig.“

O, wie ich zuhörte!

„Na, was meinst Du dazu? Gefällt Dir’s?“

„Ach ja, Fritz, besonders der Schluß.“

„Siehst Du, Kind,“ rief er dann, herumspringend und sich vergnügt die Hände reibend, „darauf kommt’s ja eben an; das ist die Pointe, mußt Du wissen. Sonntag les’ ich’s in Thalberg vor (im Freundeskreise); gefällt’s da auch, schreib’ ich ruhig weiter; – hab noch ’ne Menge solcher Dinger am Bändel, und wer weiß, ob ich’s dann nicht noch ’mal drucken lasse.“

„Ja, Fritz – aber die Recensenten! Wenn sie Dich herunterreißen – ich ertrüg’s nicht.“

„I, mein Wising, besser ’ne schlechte Recension, als gar keine. Darum quäle Dich jetzt nur noch nicht!“

Das that ich denn auch nicht, und – welch reines, ungetrübtes Glück umschloß diese stillen Abendarbeitsstunden! Ich glaube, man konnte nicht glücklicher sein, als wir zwei Menschen.

„So! Nach meiner Rechnung wären es jetzt etwa dreihundert Druckseiten – ich geb’ die Dinger heraus,“ sagte er eines Abends.

„Wirklich, Fritz, meinst Du?“

„I, ganz gewiß! Ich wag’s; in Mecklenburg und Pommern wird’s gelesen, vielleicht auch gekauft.“

Eine Anfrage bei Dietze in Anclam ergab, daß der Herr Buchhändler „vielleicht verlegen“ würde, wenn der Autor das Risico trüge; in ähnlichem Sinne lautete die Antwort einer Neubrandenburger Buchhandlung.

„Weißt was, ich geb’s im Selbstverlag heraus,“ erklärte da mein Fritz mit größter Entschiedenheit, „versuchen will ich’s wenigstens; Justizrath Schröder leiht mir zweihundert Thaler zum Druck, und die Kosten werden schon gedeckt; heut Mittag gleich fahr’ ich nach Neubrandenburg zur Druckerei.“ (In Treptow gab’s keine.)

Und so geschah’s.

O, wie ich der Rückkehr harrte! Wie mir das Herz klopfte! aber nicht vor Angst und Furcht vor dem kühnen Schritte, auch nicht vor Recensentenangriff, nein vor lauter Stolz und Erregung: so war’s recht, so mußte er vorgehen. –

„Erschrick nicht, Louising! Ich lass’ gleich zwölfhundert Exemplare abziehen statt der beabsichtigten sechshundert,“ sprach er nach seiner Heimkehr.

„Aber Fritz, Du stürzest uns in Schulden.“

„Nein, Kind, es ist vortheilhafter so – glaub’, ich hab’s mir überlegt.“

[652] Nun ergingen schriftliche Anfragen an alle mecklenburgischen und einige pommersche Buchhandlungen. Es war November, und Bestellungen erfolgten sofort, meistens zur Ansicht; aber die Zahlen eins, fünf, zehn bis fünfundzwanzig wurden nicht überschritten. Das waren aber noch lange, lange keine zwölfhundert. Und – o die „Krebse“! Wie und wo sollten die den Augen Neugieriger verborgen bleiben? Wenn sie doch nur spät Abends zurückgesandt würden und Niemand von ihrer Existenz erführe! Wie mich der Gedanke quälte! Ich glaube, ich hätte als getreuer Genosse dem angehenden Schriftsteller zu Lieb’ und Ehren Jedem dreist Sand in die Augen gestreut. Ich hielt Umschau in unseren kleinen freundlichen, aber beschränkten Räumen; an der Küche befand sich ein verschließbares, acht Fuß langes und ebenso breites Verließ von leidlicher Höhe – das sollte die „Krebse“ bergen für alle Ewigkeit; den Schlüssel wollte ich verstecken. Ja, so ging es.

Die Exemplare kamen; die Packerei begann. Die Latzschürze und der Zuckerhammer, dem sich das steife Packpapier besser fügte als der bloßen Hand, blieben mir tagelang angetraut; mein Fritz schrieb nebenan Begleitbriefe und signirte und siegelte. Es war wie in einer Werkstatt, und wir ließen uns in unserer Arbeit nicht stören.

Justizrath Schröder steckte den Kopf zwischen die Thür und sagte: „Rutsching, heut’ Abend Schachabend beim Superintendenten; Du kommst doch?“

„Nein, Schröder, heut’ nicht – wir packen.“

Darauf kam Dörthe mit der Meldung, daß Frau Doctor Adam mich zum Essen bitten ließe und daß Frau Peters-Thalberg sich angemeldet hätte.

„Gar nicht daran zu denken Dörthe,“ entgegnete ich. „Ein anderes Mal, und schönsten Gruß – wir packen.“

Auf dem großen langen Zeichentische, der Stätte meines Wirkens, häufte sich Paket auf Paket – aber „unten lag es noch bergestief“ an unbestellten Exemplaren.

„Lass’ Dich’s nicht verdrießen, Louising, wenn’s auch Quesen (Schwielen) giebt!“ tönte Reuter’s liebe Stimme mehr als einmal vom Schreibtische herüber. „Kriegst ’n neu’ Seidenkleid. Ach, mein liebes, liebes Kind!“

Die Pakete waren abgeschickt und hatten viel Porto gekostet. „Den Rest der Exemplare gebe ich später als zweite Auflage heraus,“ erklärte Fritz mit einer Bestimmtheit, als verstände sich das von selbst.

Ich staunte ob der Kühnheit. „Fritz!“

„Ja, mein Wising, mir wächst der Kamm,“ lachte er. „Solche Schlauheit hätt’st Du mir wohl nicht zugetraut? Deshalb ließ ich ja gleich die zwölfhundert Exemplare drucken. Einstweilen schließ’ sie nur ein!“

Dazu kam ich aber nicht.

Täglich kamen Nachbestellungen. Unsere Seelen hatten nicht daran gedacht. Wir lachten und weinten.

Manche Bestellungen konnten nur theilweise berücksichtigt werden. Die Kuhn’sche Universitätsbuchhandlung in Rostock begehrte dreihundert Exemplare und sprengte den ganzen Kram.

Die lieben Menschen, deren Freundschaft wir uns damals erwarben und bis auf heute unverändert treu bewahrt, fühlten in rührender Theilnahme mit uns, als wär’s ihnen geschehen. – Nach sechs Wochen begann der Druck der wirklichen zweiten Auflage, abermals im Selbstverlag.

„Das Seidenkleid nehmen wir vom allerbesten End’, mein liebes Wising,“ sagte Fritz nun zu mir, „aber die Fische brät’st Du mir von jetzt an nicht mehr in Wasser, sonst …! –“

Das gelobte ich denn auch feierlich.




Das seidene Kleid bekam Louising, und die Fische hat sie nie wieder in Wasser gebraten, denn schnell ergoß sich nun auch das Füllhorn äußeren Glückes über den Dichter. Allseitige Anerkennung und der verdiente Lohn seiner Arbeit wurden ihm so reichlich zu Theil, wie selten einem Schriftsteller, aber sein Herz blieb dasselbe: aller Ruhm, den er erntete, rüttelte nicht an seiner Liebe und auch nicht an seiner Bescheidenheit. Noch kurze Zeit vor seinem Scheiden fragte er seine Gattin, ob seine Werke ihn wohl überleben würden; er ahnte kaum, wie tief dieselben in dem Herzen des deutschen Volkes gewurzelt sind.

Wo er Jemandem helfen konnte, that er es mit voller und freudig gebender Hand, und auch darin unterstützte ihn sein Louising, empfand sie doch ebenso wie er und war seine Freude doch auch die ihrige.

Alle Diejenigen, welche Reuter persönlich näher kannten, werden sich sein Bild nicht in die Erinnerung zurück rufen können, ohne zugleich seines Louising zu gedenken, denn Beide gehörten unzertrennlich zusammen, wie das Licht und die Wärme des Sonnenlichts. Sie lachte mit ihm, wenn er heiter war, und sie saß ernst neben ihm, wenn Krankheit ihn an das Bett fesselte, sie hat ihn gehütet und gepflegt bis zur letzten Minute seines Lebens, und sie hat ihm nach dem Tode die Augen geschlossen. Deshalb werden auch alle die, welche Reuter durch seine Werke lieben gelernt haben, das diesen Zeilen beigegebene wohlgenossene Bild seines Louising und in ihm zugleich das Bild einer edlen Frau freudig begrüßen.

Friedrich Friedrich.