Gebrüder Schüller in Venusberg, Baumwollspinnereien

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Titel: Gebrüder Schüller in Venusberg, Baumwollspinnereien
Untertitel:
aus: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil, in: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild.
Herausgeber: Eckert & Pflug, Kunstverlag
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Gebrüder Schüller
VENUSBERG.


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Gebrüder Schüller in Venusberg,
Baumwollspinnereien.

Wenn wir das malerische Zschopauthal durchwandernd bei der Station Wilischthal in das gleichnamige Seitenthal einbiegen, erblicken wir zu beiden Seiten desselben die romantisch gelegenen Spinnereien der Firma Gebr. Schüller, deren Entstehen, Wachsen und Gedeihen wir in diesem Abschnitt betrachten wollen.

Wie die meisten gegenwärtig zu so hoher Blüte gelangten industriellen Etablissements unseres sächsischen Erzgebirges sind auch die Spinnereien der Herren Gebrüder Schüller aus kleinen und bescheidenen Anfängen hervorgegangen und verdanken ihr Emporkommen hauptsächlich der rastlosen und umsichtigen Thätigkeit ihrer Leiter.

Der Gründer des Geschäftes war der Vater der jetzigen Inhaber der Firma, Herr Johann David Schüller. Dieser hatte schon im Jahre 1819 die sogenannte niedere Mühle in Gelenau erworben, die für Mahl-, Oel- und Schneidemühlenbetrieb eingerichtet war. Diese Betriebe erwiesen sich indessen nicht als lohnend, und so suchte Herr Johann David Schüller einen besser rentierenden Industriezweig einzuführen. Seine Wahl fiel auf die Baumwollspinnerei. Aber nur in bescheidener und höchst vorsichtiger Weise wurde im Jahre 1838 mit der neuen Thätigkeit begonnen; die gleichsam als exotisches Gewächs in unsere heimatliche Erde verpflanzte Industrie mußte erst Wurzel fassen, bevor sie kräftig erstarken konnte. So wurden denn anfänglich nur 14 Handmaschinen mit ungefähr 216 Spindeln aufgestellt, auf denen für fremde Rechnung und gegen Lohn, wöchentlich circa 1100 Pfund englische Baumwolle versponnen wurde.

Der neue Industriezweig erwies sich als segenbringend und die junge Spinnerei blühte empor!

Im Jahre 1855 erbauten die Herren Friedrich Wilhelm und Friedrich Louis Schüller die erste eigentliche Spinnerei in Venusberg und betrieben fortan das Geschäft unter der Firma „Gebrüder Schüller“. Im Jahre 1859 wurde alsdann in Weißbach bei Zschopau ein Grundstück mit Wasserkraft erworben und daselbst die noch heute bestehende Spinnerei erbaut. Damals trat auch der diese Spinnerei noch gegenwärtig persönlich leitende Bruder der beiden obengenannten Inhaber, Herr Carl Fürchtegott Schüller, als Teilhaber in die Firma ein.

In den nun folgenden Jahren hatte das eben erstarkende Geschäft eine Periode ernstlicher Kämpfe durchzumachen. Der von 1861 bis 1865 wütende amerikanische Bürgerkrieg schädigt die gesamte Baumwollenindustrie gewaltig und nicht nur jenseits des Ozeans, sondern auch in unserem Vaterlande machten sich die verderblichen Einflüsse jener Ereignisse geltend. Dennoch aber gelang es damals den Spinnereien der Herren Gebrüder Schüller die schwere Krisis glücklich zu überwinden. In den Stürmen des Schicksals erstarkt [Ξ] und gefestigt, blühte die Firma aufs neue empor. Durch Umsicht, rastlose Thätigkeit und die stete Beschaffung der neuesten und besten Maschinen gewann das Geschäft rasch an Umfang und Bedeutung, sodaß im Jahre 1882 die ehemals Oehme’schen Spinnereien durch Kauf erworben werden konnten. Es sind dies jetzt die Spinnereien „Venusberg II und III“. Allerdings war zur Zeit ihrer Erwerbung die Spinnerei „Venusberg II“ nur eine gänzlich unbrauchbare Brandruine, die vollständig beseitigt werden mußte. Dafür entstand an anderer Stelle die jetzige, von allen Fachleuten als „Musterspinnerei ersten Ranges“ bezeichnete Fabrik.

Wie sehr das Geschäft seit seiner Gründung an Umfang und Bedeutung zugenommen hat, erkennt man am besten, wenn man die nachfolgenden Zahlen mit den ursprünglichen 14 Handmaschinen und der anfänglichen wöchentlichen Bewältigung von 1100 Pfund Baumwolle vergleicht.

Heute arbeiten die Etablissements mit Wasser- und mit Dampfkraft von zusammen ca. 500 Pferdekräften, und beschäftigen ungefähr 400 Arbeiter. Die durchweg vorzüglichen Maschinen erzeugen wöchenlich circa 60 000 Pfund Garne und der jährliche Umsatz beläuft sich auf durchschnittlich zwei Millionen Mark.

Die Firma fabriziert rohe baumwollene Garne von No. 1 bis No. 80. Das Rohmaterial besteht aus ostindischer, amerikanischer und ägyptischer Baumwolle. Absatzgebiet für die Erzeugnisse ist ganz Deutschland. –

Obgleich die Firma Ausstellungen niemals beschickte und infolgedessen keine Medaillen oder Diplome aufzuweisen hat, so wurden ihr vielfache Anerkennungen zuteil und fanden ihre Waren immer sehr gute Abnahme. Im Jahre 1881 ehrte Se. Majestät der König Albert den Gründer der Firma, Herrn Johann David Schüller, in Anerkennung seiner Verdienste um die Förderung der einheimischen Industrie durch Verleihung des Königlich Sächsischen Albrechtskreuzes.

Hiermit wollen wir von der Firma Gebrüder Schüller scheiden, deren Leiter durch langjährigen rastlosen Fleiß und energische Thätigkeit ihre Etablissements auf eine hohe Stufe der Vollkommenheit gebracht und dadurch das Ihrige zum Emporblühen der sächsischen Industrie beigetragen haben, jener Industrie, die der Stolz und der Segen unseres Vaterlandes ist!