Geistesgegenwart
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[222] Geistesgegenwart. Ein Pariser Dieb hatte sich in das Schloß Ludwigs XIV. eingeschlichen und war gerade dabei, aus einem der Gemächer eine mit wertvollen Steinen besetzte Uhr von der Wand zu nehmen, als der König auf dem Wege nach seinem Arbeitszimmer jenes Gemach passierte. Der Dieb jedoch, der oben auf einer Leiter stand, verlor auch nicht einen Augenblick seine Kaltblütigkeit. In höflichem Tone sagte er: „Sire, ich fürchte, daß die Leiter gleiten wird.“ Der König, überzeugt, daß der Mann ein Hoflakai oder der Angestellte eines Uhrmachers sei, hielt darauf die Leiter so lange fest, bis der andere die kostbare Pendule herabgeholt hatte. Einige Stunden später wurde Ludwig XIV. dann gemeldet, daß gerade diejenige der Pendulen, die er vor kurzer Zeit von dem russischen Kaiser als Geschenk erhalten hatte, auf unerklärliche Weise verschwunden sei. Sofort fiel dem Könige der Mann auf der Leiter ein, und lächelnd meinte er: „Schweigen wir über die Sache! Ich bin ein Mitschuldiger des Diebes, denn ich habe die Leiter gehalten, während die Uhr von der Wand genommen wurde.“