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Gesang der Geister über den Wassern

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Johann Wolfgang von Goethe
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Titel: Gesang der Geister über den Wassern
Untertitel:
aus: Johann Wolfgang von Goethe: Goethes Schriften. Achter Band, G. J. Göschen. 1789. Seite 187-188
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1789
Verlag: G. J. Göschen
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Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google Scans auf commons.
Kurzbeschreibung: Erstdruck
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[187]

 Gesang der Geister über den Wassern.


     Des Menschen Seele
Gleicht dem Wasser:
Vom Himmel kommt es,
Zum Himmel steigt es,

5
Und wieder nieder

Zur Erde muß es,
Ewig wechselnd.

     Strömt von der hohen,
Steilen Felswand

10
Der reine Strahl,

Dann stäubt er lieblich
In Wolkenwellen
Zum glatten Fels,
Und leicht empfangen

15
Wallt er verschleyernd,

Leisrauschend,
Zur Tiefe nieder.

[188]
     Ragen Klippen
Dem Sturze entgegen,

20
Schäumt er unmuthig

Stufenweise
Zum Abgrund.

     Im flachen Bette
Schleicht er das Wiesenthal hin,

25
Und in dem glatten See

Weiden ihr Antlitz
Alle Gestirne.

     Wind ist der Welle
Lieblicher Buhler;

30
Wind mischt vom Grund aus

Schäumende Wogen.

     Seele des Menschen,
Wie gleichst du dem Wasser!
Schicksal des Menschen,

35
Wie gleichst du dem Wind!