Geteiltes Leid
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Geteiltes Leid.
Von Rudolf Lavant.
„Was mag denn wohl mit unserm Pfarrer sein?
So schreckhaft bleich und düster ist er heute.“
So ging ein scheues Flüstern durch die Reihn
Der großen Bauern und der kleinen Leute.
In seines kleinen, schlichten Kirchleins Hallen ―
Leicht wie gewohnt schien sie ihm heute nicht,
Sie schien ihm seltsam hart und schwer zu fallen.
Nur schleppend spann er seine Predigt fort,
Apathisch war und tonlos klang das Wort,
Als ob sich schon das Schiff der Kirche leere.
Und doch gebietet eisern ihm die Pflicht,
Nun aus dem Lager unsrer jungen Helden,
Den Tod des eignen Lieblingssohns zu melden.
Der älteste liegt krank im Hospital
Und leidet schwer an einer Schulterwunde,
Doch schreibt man heim nun aus dem Krankensaal,
Jetzt, wo er fiebernd froher Kunde harrt,
Wird aus den Schützengräben ihm geschrieben,
„Der mittelste, der Liebling aller, ward
Durchs Herz geschossen und ist tot geblieben.“
Und die ihn hörten, lauschten ihm beklommen,
Weil zwingend er zum tiefsten Herzen drang:
„Ich hatte drei ― man hat sie mir genommen!“
Ein altes Weiblein schwankt dahin im Schwarm,
Legt sanft in seinen starken ihren Arm
Und gibt zum Hüttchen stumm ihr das Geleite.