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Gottes Engel

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Textdaten
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Autor: Gustav Schwab
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Titel: Gottes Engel
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aus: Gedichte. 1. Band, S. 164–167
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1828
Verlag: Cotta
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Erscheinungsort: Stuttgart und Tübingen
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Quelle: Google und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[164]

4.

Gottes Engel.

1826.

Seiner Boten Einen
Aus der Engel Schaar
Läßt der Herr erscheinen
Jedes neue Jahr.

5
Aus der Zeiten Pforte

Schwebt der Himmelsgeist,
Den er seine Worte
Uns verkünden heißt.

Oft erscheint ein Engel

10
Fried’ ist er genannt,

Der den Liljenstängel
Neigt ob allem Land:

In die Beete nieder
Sinkt der Blumenstaub,

15
Da erwachen wieder

Blüth’ und Frucht im Laub.

Oft herab zur Erde
Fleugt der Engel Krieg,
Mit dem Racheschwerde

20
Gottes oft der Sieg;


[165]
Und als Schnitter stehen

Sie in reifer Welt,
Fangen an zu mähen
Wie es ihm gefällt. –

25
Wen hat er gesendet

Uns in dieses Jahr?
Wen, emporgewendet
Wird der Blick gewahr?

Ach, es ist der ernste

30
Diener, ist der Tod!

Trägt bis an das fernste
Ufer sein Gebot.

Einem Fürstengreise
Schob er jüngst den Arm

35
Unter’s Haupt, das leise

Fortschläft ohne Harm.

Dann von Thron zu Throne
Zog er, und dem Zaar
Nahm die gold’ne Krone

40
Er vom blonden Haar;


Und worauf hienieden
Sein Gedanke sann:
Zu dem ew’gen Frieden
Zeigt’ er ihm die Bahn.

[166]
45
Und es geht der Engel

Weiter seinen Pfad,
Vor ihm grünt der Mängel
Und der Sünden Saat.

Gräber stehen offen:

50
Doch – was kommen mag –

Freunde, laßt uns hoffen,
Gottes ist der Tag.

Laßt den Dichter schwärmen,
Laßt ihn prophezei’n,

55
Sonnen sich und wärmen

An der Ahnung Schein:

Fremden Regionen
Eilt der Engel zu,
Euch, ihr Hütten, Thronen,

60
Gönnt er lange Ruh’!


Dort wo müde Streiter
Bang gen Himmel sehn,
Wo Egyptens Reiter
Dicht, wie Mauern, stehn:

65
Dorthin seht ihn fliegen,

Seht ihn unbemerkt
In den Reihen liegen,
Die kein Andrer stärkt!

[167]
Ist er nicht der alte
70
Würger ohne Schlacht,

Dessen Köcher schallte
In der Mitternacht?

Der die Erstgebornen
In Egypten schlug,

75
Bis daß Halbverlornen

Wurde frei der Zug?

Schreite, Gottes Bote,
Nur in’s neue Jahr!
Was dein Blick auch drohte,

80
Uns droht nicht Gefahr.


Unsre Herzen schwellen,
Sind in Hoffnung froh:
Stürmt, ihr Meereswellen,
Ueber Pharao!