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Gustav Unkart †

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: A. M.
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Titel: Gustav Unkart †
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 10, S. 322–323
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[322] Gustav Unkart †. (Mit dem Bildnis S. 323.) Die Wahrheit des Goetheschen Spruches: „Wie fruchtbar ist der kleinste Kreis, wenn man ihn wohl zu pflegen weiß“, hat gewiß jeder schon im Leben beobachten können. Wie aber durch eine solche rechte Pflege, durch unablässiges, zielbewußtes Streben aus einem kleinen Kreise ein großer, weltumfassender zu werden vermag, das zeigt so recht das Wirken Gustav Unkarts, der am 22. Februar 1898 in Hamburg aus dem Leben geschieden ist. Zweiundzwanzig Jahre hindurch war er Vorsitzender des „Vereins für Handlungscommis von 1858 in Hamburg“, der unter ihm einen ungewöhnlich hohen Aufschwung genommen hat. Als Unkart im Jahre 1870, nachdem er bereits sieben Jahre dem Verein angehörte, in seinen Vorstand – die „Verwaltung“, wie er sich nennt – aufgenommen wurde, zählte der Verein 3000 Mitglieder, was für die damaligen Verhältnisse bereits eine stattliche Zahl war. Wenn er heute aber bis auf 55000 Mitglieder gestiegen ist, so verdankt er das neben dem gewaltigen Aufschwung, den Handel und Industrie Deutschlands im allgemeinen und Hamburgs im besonderen seitdem genommen hat, in erster Linie dem nun seiner langjährigen, verdienstvollen Thätigkeit Entrissenen. Gegenwärtig ist der Hamburger Verein in seiner Art das größte kaufmännische Institut der Welt, dem nur wenige andere Vereine an Mitgliederzahl und umfassendem Wirken nahe kommen. Er war der erste, der die Stellenvermittelung in solchem Umfange in die Hand nahm und dadurch eine neue und hochwichtige Art sozialpolitischer Hilfsthätigkeit schuf. Der deutsche Kaufmannsstand besitzt jetzt eine ganze Reihe mustergültig [323] organisierter und auf dem Grundsatze der Gegenseitigkeit beruhender Stellenvermittelungsinstitute, die bis in die entlegensten Ortschaften verzweigt sind und diese mit den Mittelpunkten des Handels in Verbindung setzen. Daneben bestehen Pensions- und Krankenversicherungsvereine; beispielsweise zählt die Pensionskasse des Hamburger Vereins 7000 Mitglieder und besitzt ein Vermögen von 4½ Millionen Mark.

Gustav Unkart.
Nach einer Aufnahme von Benque & Niedermann, Hofphotographen in Hamburg.

Gustav Unkart war am 25. Juli 1842 zu Leobschütz als Sohn eines Pfarrers geboren und zu Neuhaus bei Sonneberg in Thüringen aufgewachsen. Durch die lange, arbeitsreiche Zeit jedoch, die er in Hamburg zugebracht, und durch die tiefen Einblicke, die er als Leiter des Vereins gewonnen, war er gewissermaßen ein Sohn jener Metropole des deutschen Handels geworden, die nun sein Ableben aufrichtig beklagt. Der Hamburger Verein bildete den Angelpunkt seiner Lebensthätigkeit, um ihn drehte sich sein ganzes Sinnen und Trachten und an ihm hing er mit unauslöschlicher Liebe. Trotzdem hat er aber nicht für diesen Verband allein gewirkt, sondern sein Blick und seine Fürsorge reichten weiter und umfingen den ganzen Stand der Handelsangestellten mit warmem Interesse. In Hamburg soll – ganz dem Wesen und der Sinnesart des Verstorbenen entsprechend – sein Andenken dauernd durch eine Stiftung festgehalten werden, die den Namen „Unkart-Stiftung“ tragen und der Unterstützung bedürftiger Handelsangestellter dienen wird. A. M.