Gute Nacht?

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Kurt Tucholsky
unter dem Pseudonym
Theobald Tiger
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Gute Nacht?
Untertitel:
aus: Ulk Jahrgang 48. Nummer 5. Seite 14
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 31. Januar 1919
Verlag: Rudolf Mosse
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: UB Heidelberg und Scan auf Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]


[14]

 Gute Nacht?
 Von Theobald Tiger

Gute Nacht, mein Bürger, eiapopei!
Dreh dich nur wieder herum!
Die Wahlen sind nun glücklich vorbei,
vorbei das Spektakulum.

5
     Sie blasen dir schon eine Nachtmusik:

     Und willst du glücklich sein,
     kümmer dich nie mehr um Politik!
 Gute Nacht, mein Kind, schlaf ein!

Sieh, das Blättchen hat sich gewandt,

10
zum erstenmal zeigest du Kraft;

dein eigener Wille regiert das Land,
deine eigene Vertreterschaft.
     Vertrau ihr! Mit jenem General
     fielst du zwar mächtig rein.

15
     Aber vertraue nur noch einmal –

 und schlaf nie wieder ein!

Draußen klagt der politische Wind.
Du liegst in der Wiege und lutschst.
Du bist mein artiges, mein deutsches Kind,

20
so brav, weil du selten putschst.

     Es riß im November dir die Geduld.
     Das soll dir vergeben sein.
     Lauf nicht wieder in den Tumult –
 Schlafe, mein Kind, schlaf ein!

25
Kind, ich habe nur Spaß gemacht.

Ich sitze an deiner Wiege
die lange, finstere, deutsche Nacht …
Was wird nach dem Wählersiege?
     Es dämmert. Ist das nun Untergang?

30
     oder Morgenschein?

     Die Weltgeschichte geht ihren Gang –
 Schläfst du wieder ein?