Haenel Kostbare Waffen/Tafel 31

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Tafel 30 Kostbare Waffen aus der Dresdner Rüstkammer (1923) von Erich Haenel
Tafel 31
Tafel 32
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TAFEL 31
PRUNKSCHILD UND MORION
KURFÜRST CHRISTIANS I. VON SACHSEN
(1560–1591)
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[62] Eisen, grau, getrieben, die Ränder der Bildfelder und einzelne Teile der Bordüre vergoldet. –

a. Schild. Das langgezogene Spitzoval trägt in der Mitte das Medusenhaupt, rechts und links je die Halbfigur eines behelmten bärtigen Mannes und einer gleichfalls behelmten Frau, die zwei Pfeile im Arm trägt. Oben, in einem Rundfeld, David, wie er dem Goliath das Haupt abschlägt, unten Judith vor dem Zelte des Holofernes, dessen Haupt sie in einen, von der Dienerin gehaltenen Sack steckt. Dazwischen oben zweimal (r. und l. im Gegensinn) eine sitzende Frau, mit Ölzweig und Palmzweig in den Händen, von Armaturen umgeben, unten je ein sitzender, gefesselter Krieger. In der Spitze unten, von Rollwerkrahmen umgeben, ein Löwenhaupt, in den Zwischenräumen Bänder und Fruchtgehänge. – Futter roter Samt, Fransen von Gold und roter Seide.

b. Helm. Sehr hochgetriebener Kamm und steile Krempenspitzen. Auf den Rundfeldern der Glocke Reiterszenen: r. der Einzug Kaiser Konstantins mit zwei Begleitern, die alle Lanzen mit wehenden Fahnen führen, in Rom, l. die Schlacht an der Milvischen Brücke: Kaiser Konstantin liegt vorn, neben dem davonsprengenden Roß, die Rosse der vier Knechte scheuen, über Wolken erscheint die Gestalt Gottvaters, das Kreuz in der Rechten. Auf dem Kamm, in ovalen Feldern, je ein sitzender Krieger und eine Frau mit Ölzweig und Palme (Mars und Pax). Die Dekoration enthält die gleichen Motive wie der Schild. Kleine Ohrenklappen, Futter roter Samt, goldne Fransen.

Ges. Inventar 1606, S. 916: Ein eisern Rundel, formiert wie ein hertz, von getriebener Arbeit, mit rothen seiden Fransen, und Holoferni Historia, welch m. gn. Ch. u. H. anno 1589 von dero Gemahlin zum heiligen Christ bekommen.
S. 912: Eine Spanische Schützen Haube, von getriebener und erhobener arbeit, mit zwo über sich gehenden Spitzen, streifficht vergült, mit rothen Fransen belegt.

Erst im Inventar der Türkenkammer 1683, S, 6, sind beide durchaus zusammengehörige Stücke auch gemeinsam beschrieben, hier in Verbindung mit einem „persianischen“ Eisenhandschuh, wie es im 16. und 17. Jahrhundert oft geschieht.

Der Stil der Arbeit ist, bei größter technischer Vollendung, etwas trocken und zeigt eine Neigung zu symmetrischer Strenge und Verkünstelung, wie z. B. in der Behandlung des Haarschmucks der Meduse mit der Kartusche im Stirnband. Eigentümlich ist die weibliche Bildung der Brust des bärtigen Mannes im rechten Oval des Schildes. – Die Garnitur trägt alle Kennzeichen der Augsburger Werkstätten. – (FHM. E 300.)