Haenel Kostbare Waffen/Tafel 54

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Tafel 53 Kostbare Waffen aus der Dresdner Rüstkammer (1923) von Erich Haenel
Tafel 54
Tafel 55
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TAFEL 54
RAPIERE MIT TAUSCHIERTEN GEFÄSSEN
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[108] a. Die Felder des zehneckigen Knaufes tragen abwechselnd ein silbernes Bandornament auf goldtauschiertem Grunde und ovale Felder mit Gestalten antiker Gottheiten von erhabenen Silberperlen umgeben. Die gleiche Dekoration auf den Stangen und Bügeln. – Die Klinge trägt auf der Angel das Mailänder Kreuz.

Ges. Inventar 1606, S. 544: Ein Rappier und Dolch, mit goldt geetzten und gezierten Knopff und geraden Creutzstangen … hatt Graff Roch von Lynar mit auß Italia bracht.

Der Bau- und Zeugmeister Rochus Quirinus Graf Lynar aus Florenz (1526–1596), der unter Kurfürst August die Befestigungsarbeiten Dresdens leitete, war 1572 als Gesandter in Italien. Die knappen Konturen des Gefäßes und die lockere und elegante Zeichnung besonders auch der figürlichen Teile machen die italienische Herkunft des Stückes unzweifelhaft. (FHM. E 69.)

b. Das Gefäß, mit Gold- und Silbertausia auf aufgerauhtem, gebläutem Grund, enthält in den figürlich dekorierten Feldern Jagdszenen, am Griff einen Reiterkampf, am Vorderbügel die Belagerung einer Stadt, am Knauf die Gestalt der Judith, darunter die Buchstaben ICH. – Auf der Solinger Klinge: FRANCISCVS ME FECIT.

Inv. der Churkammer 1671, S. 130, N. 278: Ein Rappier mit eisernen und mit golde und silber damasculirten eckigten Knopffe, grieffe, geraden breiten Creuz und bogen, auf der Klingen Franciscus me fecit …

Das Gefäß, dessen Arbeit die gleiche ist wie die des Rapiers Tafel 44 (FHM. E 682), ist ein Gegenstück zu dem Wiener Rapier N. 377 (Album I, T. 20, 2), das die Bezeichnung des Tausiators Damianus de Neron, Venedig trägt. – Um 1570. (FHM. E 58.)

c. Der zwölfseitige konvex ausgefeilte Knauf weist in den ornamental behandelten Feldern ein aufsteigendes Moreskenmotiv, in den anderen wiederum stehende mythologische Gestalten, von zierlichster Bildung, auf. Auf den Stangen wechseln entsprechend vertiefte Ovale, mit Goldtausia, mit liegenden Gestalten. – Breite, flache Klinge.

Inv, der Churkammer 1671, S. 84, Nr. 137: Ein Cordelas und Dolch, mit golde, Silber, und Figuren damasculiert, auch mit ausgefeilten Knopffe und geraden Creuzen … welches gleichfalls graff Roch von Linar mit aus Italien bracht.