Haenel Kostbare Waffen/Tafel 56

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Tafel 55 Kostbare Waffen aus der Dresdner Rüstkammer (1923) von Erich Haenel
Tafel 56
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TAFEL 56
RAPIERE MIT EISENGESCHNITTENEN GEFÄSSEN
VON OTHMAR WETTER, DRESDEN
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[112] a. Das gebläute Gefäß zeigt in ovalen Feldern Füllungen in flachem Relief auf vergoldetem Grund: Vasen, Masken, großblättrige Blumen und Früchte, Vögel. Gehilze mit Eisen- und vergoldetem Kupferdraht umwickelt. – Die Klinge, mit dreimal abgesetztem Kantenschliff, mit der Inschrift: Sebastian Hernandes in te domine speravi (in Messing eingelegt) und der Marke des Toledaner Meisters.

Inv. der Churkammer 1671, S. 132, N. 284: Ein Cordelas mit einem eisernen mit Blumverg außgehauenen auf den Grund vergüldeten Gefäße, eckigten Knopffe, Bügel, gekrümmeten Creuze Bogen und Zapffen, mit einer absezigen Klingen, worauf mit rothen Buchstaben in te Domine speravi …

Wenn die Arbeit von Othmar Wetter ist, wie Petzsch (Zeitschr. f. hist. Waffenkunde, 1, 93) vermutet (hier als „Reitschwert V, E 454 bezeichnet“) dessen künstlerischem Stil sie zweifellos nahesteht, so dürfte sie in die erste Periode des Meisters gehören; die Zartheit des Schnittes, die Gebundenheit des dekorativen Rhythmus verraten eine gewisse Befangenheit in der Verwendung der ornamentalen Vorbilder. (FHM. E 277.)

c. Das erhaben geschnittene Rankenwerk, das gebläut auf stumpf vergoldetem Grunde steht, ist reich durchsetzt mit figürlichen Elementen: Wassergöttern und -Tieren, Sirenen, Satirn, Vögeln, Schlangen, Fruchtgehängen. In ovalen Feldern Kompositionen aus der römischen Geschichte: am Knauf Reiterfiguren, Marcus Curtius und ein anderer Held, am Parierbügel Lucretia, am Vorderbügel Horatius Cocles, am Daumenbügel Clodia. Am Knauf halten ein männlicher und ein weiblicher Satir die Wappen von Sachsen und der Kur. Die Innenseite der Bügel sowie die rückwärtigen Spangen sind glatt und vergoldet. – Der Dolch von gleicher Ausstattung, ebenfalls mit den Wappen auf der Angel. Die Messerklingen tragen das W des Meisters, in Messing eingeschlagen. Das Gehilze mit Eisen- und vergoldetem Kupferdraht umwickelt. – Angel und Klingenansatz geätzt und vergoldet; auf der ersteren die Wappen von Sachsen und der Kur, auf der letzteren Kriegerköpfe in Medallions, von Trophäen umgeben.

Ges. Inventar 1606, S. 550: Ein Rappier und Dolch mit zweyen Meßern, alles von gleicher Arbeit, lenglechten Knöpffen, außgehauwenen bildern und Laubwergk, vergült und Eisenfarb, einer gebogenen Creutzstangen, und zweyen bögen, die Klingen vergült, in schwarz sammeten scheiden, welches mein gn. Churfürst und herr von Othmar Wetter, Meßerschmiede allhier zu Dreßden, den 22. August Anno 90 erkaufft.

Der Meister war 1589 von München, wo er für Herzog Wilhelm V. gearbeitet hatte, nach Dresden gezogen; hier wurde er 1591 von Christian I. als Hofmesserschmied angestellt, und hat bis 1598 vielerlei, besonders Rapiergefäße, für ihn, den Administrator Herzog Friedrich Wilhelm, den jungen Christian II. und dessen Bruder geschaffen. An der vorliegenden Garnitur ist die ungewöhnliche Plastik des Dekors und der schwung- und temperamentvolle Realismus in den Einzelfiguren, der an die besten italienischen Arbeiten der Zeit erinnert, bemerkenswert. – (FHM. E 578.)

d. Auch hier stehen, in dem fast schwarzen, gebläuten Gefäß, allegorische Figuren in Nischen: Justitia, Charitas, Pax, Abundantia u. a. Das Dekorative zeigt fast nur Fruchtgehänge, locker auf feingeperltem Grund; die Schmalseiten mit einem eingeschlagenen Schuppenband. – Breite Schwertklinge mit scharfem Grat.

Inv. der Churkammer 1671, S. 124, N. 264: Ein schwarz eisern Cordelas mit runden von Bildern und Laubwerg außgehauenen Knopffe ober und unter sich gebogenem Creuze und einem Zapffen, auch außgeschliffener vierschärffichten Klingen … welcher Cordelas des vorigen Herrn Administratoris zu Halle gewesen.

Der Markgraf Joachim Friedrich von Brandenburg, von 1566 an Administrator zu Halle, 1598–1608 Kurfürst, hat den sächsischen Kurfürsten vielfach Waffen geschenkt. Als Onkel Christians II. mag er dem Dresdner Meister das Stück in Auftrag gegeben haben. (Petzsch, S. 93, VI, E 260.) (FHM. E 288.)