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Handbuch der Geographie, Statistik und Topographie des Königreichs Sachsen: Plauen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hugo von Bose
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Titel: Plauen
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aus: Handbuch der Geographie, Statistik und Topographie des Königreichs Sachsen.
S. 213-214
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1845
Verlag: Adler und Dietze
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Erscheinungsort: Dresden
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Originalherkunft:
Quelle: Google und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Siehe auch Plauen
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[213] Plauen (10625 E., 715 Wgb., 2262 A. 104 □ R. stb. Erdfl.), Haupt- und Kreisstadt des Voigtlandes und wichtige Fabrikstadt, liegt in einem schönen Thale der weißen Elster, wird in die alte und neue Stadt getheilet, besitzt viele ansehnliche Gebäude, unter denen sich das Schloß „der Ratschauer“ auszeichnet.

Die Haupt- und Pfarrkirche ist im J. 1122 von dem Grafen Eberstein gestiftet worden. Im J. 1548 brannte die Kirche mit der ganzen Stadt ab, wurde aber bis zum Jahre 1558 völlig neu aufgebaut. Im J. 1644 erfolgte der Wiederaufbau der Thürme, welche bei dem Brande im J. 1635 zerstört worden waren. Zu der Gottesackerkirche wurde am 24. Aug. 1673 der Grundstein gelegt, der Bau konnte aber erst 1722 vollendet werden. Am 10. Dec. 1722 wurde sie eingeweiht.

Plauen ist Sitz der IV. Z. Amtshauptmannschaft, eines Kreis-, eines Hauptsteuer-, eines Rent-, eines Post-, eines Forst- und eines Flößamtes, einer Superintendentur, einer Bezirkssteuereinnahme etc. In der Nacht vom 9. zum 10. Sept. 1844 große Feuersbrunst, durch welche gegen 150 Gebäude verwüstet wurden.

Schulen: im J. 1645 errichtete Superint. Wilde eine „neue Schule, welche als lateinische Stadtschule zur Zeit des Superint. Avenarius (1697 - 1713) zu hohem Ansehen kam. Im J. 1811 wurde, vorzüglich auf Veranlassung des Superint. Dr. Tischer und durch die Bemühung des damaligen Rectors Wimmer, ein Schullehrerseminar mit der lateinischen Schule verbunden, und im J. 1825 erkaufte der Erstere, mittels einer von ihm veranlassten Sammlung, ein neues Haus für das Gymnasium, das Seminar und die Bürgerschule (welche die 3 unteren Classen bildete), welches den 17. April 1815 die feierliche Weihe erhielt. Im J. 1835 erfolgte eine Trennung und Umgestaltung der 3 bis dahin vereinigten Anstalten. Das Gymnasium blieb in demselben Hause, es wurde in 4 Gymnasial- und 2 Progymnasialclassen getheilt und die Lehrerzahl erhöht. Im J. 1843 wurde es Staatsanstalt. (Der Verfasser bittet hiernach, den von ihm auf S. 139 begangenen Irrthum zu verbessern: statt 1810 muß es heißen 1835.) Das Seminar wurde in ein Miethlocal verlegt, erhielt 4 Haupt- und 3 Nebenlehrer, und am 2. Mai 1844 wurde der Grundstein zu dem mit ständischer Bewilligung zu erbauenden Seminargebäude gelegt. Die Bürgerschule, neben der 7 sg. Thorschulen bestehen, blieb bis zum J. 1841 in ihrer bisherigen Verfassung; am 2. Juni 1841 wurde das für dieselbe neu erbaute Schulhaus eingeweiht. Diese Anstalt selbst zerfällt in 3 Abtheilungen, jetzt mit 31 Classen, an welcher ein Director und 19 Lehrer den Unterricht ertheilen. Seit 1836 ist in Plauen eine königl. Gewerbschule und seit 1831 eine Sonntagsschule.

Industrie: Plauen ist der Hauptort für die Mousselin-, Mull-, Battist- undJacquonet- etc. Fabrikation, so wie dergl. gestickter, brochirter und couleuter Waaren. Hier sind solche, die Schönheit der Frauen hebende Waaren in überaus [214] großer Mannigfaltigkeit zu haben. Die Grenzen, welche diesem Werk vorgeschrieben sind, gestatten es nicht, über die vielen großartigen, mit Intelligenz geleiteten Baumwollen-Manufactur-Etablissements, welche hier bestehen, speciellere Angaben aufzunehmen. Zu Sachsens Ruhm in industrieller Hinsicht trägt Plauen so wie das Voigtland überhaupt ganz vorzüglich bei. Das unermüdete, oft mit großen Opfern verbundene Streben der Fabrikherren, die Erzeugnisse für Frauen und Mädchen, deren Luxus, wie bekannt, eine hohe Stufe erreicht hat, auf die geschmackvollste, stets den französischen oder englischen Fabrikaten gleichender Weise darzustellen, verdient die vollständigste Anerkennung, und zwar dadurch, auch diesen inländischen Erzeugnissen stets den Vorzug zu gewähren. Jede Frau und jedes Mädchen in Sachsen kaufe nur sächsische Waar; denn würdigen diesen Wunsch alle, jetzt über 900000 betragenden Personen des schönen oder weiblichen Geschlechts, so ist damit für des Vaterlandes Wohlstand viel gewonnen. Gönnet ihr Schönen, den meist armen, aber sehr geschickt und fleißig seienden Verfertigern und Verfertigerinnnen die aus der geneigten Beachtung des erwähnten Wunsches hervorgehende Freude.

- Turnanstalten und Turnfeste. - Landwirtschaftliche Notizen, den Amtsbez. Plauen mit Pausa betr. Es wurden von einem Dr. Schfl. Aussaat geerntet an Weizen: 2-2¾ Schfl. aus 1½ - 3 Sch.; Roggen: 1¼ - 3 Sch. aus 2½ - 1¾ Sch.; Gerste: 1½ - 4 Schfl. aus 1½ - 2 Sch.; Hafer: 2¼ - 5 Schfl. aus 1 - 1¾ Sch. Ein Voigtländer, Namens Hans Rogler, war es, der im J. 1647 die Kartoffeln zuerst nach Sachsen brachte; doch wurden sie erst 1717 durch den General Wilkau dort eigentlich verbreitet.

Das 200jährige Fest der Einführung dieser kostbaren Frucht, zur Erntezeit im J. 1847, könnte durch die gewiß leicht zu bewirkende freie Abgabe eines Scheffels von jedem sächsischen Feldbesitzer an einen in jeder Stadt 1847 zu bildenden Verkaufs-Comité die Mittel zur Begründung einer auf die Landwirtschaft Bezug habenden Stiftung gewähren. - Zur Beförderung der Culturmethode dieser Frucht sei zugleich die Schrift von T. L. Seidel in Moritzburg empfohlen, da durch die Beachtung der Seidel’schen Regeln eine bedeutend höhere Ernte sich ergiebt.