Hans Schmuttermayers Fialenbüchlein

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Autor: August Essenwein
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Titel: Hans Schmuttermayers Fialenbüchlein
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aus: Aus Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. Nr. 28, 1881, S. 65–78.
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Erscheinungsdatum: 1881
Verlag: Verlag der literarisch-artistischen Anstalt des germanischen Museums
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Erscheinungsort: Nürnberg
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Quelle: commons und Internet Archive
Kurzbeschreibung: Artikel und Edition zu dem Werkmeisterbuch von Hans Schmuttermayers
siehe auch: Fialenbüchlein von Hans Schmuttermayer
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Hans Schmuttermayer’s Fialenbüchlein.
(Mit einer Tafel.)

Als vor manchen Jahrzehnten schon das Interesse an der mittelalterlichen Baukunst und der Formenwelt des gothischen Stiles erwacht war und man deren Systeme, wie die geschichtliche Entwickelung zu erforschen suchte, begnügte man sich nicht mit dem Studium der Bauwerke selbst, sondern forschte auch nach Aufzeichnungen der Lehre, um mit besserem Verständnisse auf deren Grundlage die Bauten studieren zu können und zugleich die technischen Ausdrücke zu finden, welche man nun zur Bezeichnung von Bautheilen nöthig hatte, die sich in der bis dahin allein studierten antiken und allein geübten antikisierenden Kunst nicht fanden, für welche also die geläufigen technischen Ausdrücke nicht hinreichen konnten.

Es wurde dieses Suchen nur in wenigen einzelnen Fällen belohnt; denn die alten Meister hatten zwar vortrefflich ihre Kunst verstanden und herrlich gebaut, aber nur sehr wenig über die Theorien aufgezeichnet, denen sie gefolgt, und noch weniger war der Druckerschwärze verfallen. Sie betrachteten vielmehr geradezu ihre Formenlehre als eine Geheimlehre, die sich durch mündliche Tradition von Geschlecht zu Geschlecht unter Meistern und Gesellen fortpflanzen, aber vor Laien streng gehütet werden sollte. Indessen hatte sich doch einer der vornehmsten unter den Meistern, Matthäus Roritzer, Dombaumeister von Regensburg, durch die Bitten des Eichstätter Bischofs Wilhelm von Reichenau bestimmen lassen, einzelne Theile der Theorie nicht blos aufzeichnen, sondern auch 1486 drucken zu lassen, ein Büchlein, das sehr selten ist, aber doch bekannt war. Es ist das „Büchlein von der fialen Gerechtigkeit“[1], an welches sich noch eine ganz kurze Anweisung zum „Machen der Maspreter und der plumen auf den wimpergen“ anschließt.

Jüngst hat sich nun noch ein zweites, ähnliches Schriftchen gefunden, das sich bis dahin nicht blos der Kenntniß der Kunstforscher, sondern auch jener der Bibliographen zu entziehen gewußt, dessen Existenz gänzlich unbekannt war, und das sich wol auch nur in dem einen Exemplar erhalten hat, welches aufgefunden worden ist. Es befand sich im Besitze des Architekten Philippi in Hamburg und wurde durch Vermittelung der Prestel’schen Kunsthandlung in Frankfurt a. M. für das germanische Museum erworben, in dessen Bibliothek es die Nummer 36,045 trägt. Das Schriftchen besteht aus 4 Quartblättern (2 Doppelquartblättern) Text, ohne Custoden und Seitenzahlen, und aus 2 Quartblättern (1 Doppelquartblatt) Zeichnungen in Kupferstich. Die Höhe eines Blattes beträgt 210–217 mm., die Breite 160 mm., die Breite einer Zeile 80 mm., die Höhe des Satzes einer vollständig bedruckten Seite (Bl. 2a) von 35 Zeilen 122 mm. Die erste Zeile jedes Absatzes ist mit größeren Typen gedruckt. Vom letzten Blatte des Textes ist die untere, kleinere Hälfte von etwa 88 cm. Höhe der ganzen Breite nach weggeschnitten, ebenso oben rechts ein Stück des Randes. Ein Text scheint nicht weggeschnitten zu sein. Das Wasserzeichen des Kupferstiches ist ein Ochsenkopf mit darüber befindlicher dreizackiger Krone, auf deren mittlerer Spitze an einem Stiele eine Rosette aufgesetzt ist. Das Wasserzeichen des Textes besteht aus einer dreibergartigen Figur, auf deren Mitte ein hochragendes Kreuz steht.

Ein Titelblatt hat das Büchlein nach der Sitte der Zeit so wenig als das Roritzer’sche; aber während letzteres im Schlußworte seinen Inhalt und die Entstehungszeit angibt, fehlt dem unsrigen eine ähnliche Bezeichnung. Wir geben hier ein Facsimile des Textes der ersten Seite, so treu sich ein solches eben herstellen läßt, auf photochemischem Wege erzeugt; doch sieht dasselbe immerhin etwas stumpfer aus, und die Charaktere scheinen etwas stärker als im Original.

Ein Blick auf die Typen zeigt, daß es jedenfalls ungefähr derselben Zeit, wie das Roritzer’sche, angehören muß. Eine Vergleichung mit einer Anzahl Druckwerke jener Zeit hat ergeben, daß die Typen dieselben sind, mit welchen Georg Stuchs von Sulzbach, der seit 1484 in Nürnberg thätig war, gearbeitet und womit er noch 1489 ein nicht gerade seltenes Buch, den Mamotrectus[2] gedruckt hat. Mehrere verglichene Exemplare dieses Buches zeigen jedoch, daß 1489 die Typen schon mehr abgenützt und weniger scharf waren, als in unserem Werkchen, so daß zu schließen ist, daß es schon einige Jahre früher durch Stuchs gedruckt ist, und also vielleicht schon älter, kaum aber wesentlich jünger sein kann, als Roritzer’s Schrift. Da nun auch 1486 zu Rom eine Ausgabe des Vitruv[3] erschienen ist, so bildet unser Schriftchen mit jenen beiden jedenfalls eines der drei ersten Werke über Architektur, welche die Druckerpresse verlassen haben; es ist eine der ehrwürdigsten Incunabeln eines heute so umfangreich gewordenen Literaturzweiges und jedem Baumeister deshalb eine werthvolle Reliquie. In einer Beziehung kann es aber als älteste Incunabel betrachtet werden: es hat ein in Kupferstich ausgeführtes Doppelblatt und zeigt so das älteste Beispiel der Verwendung des Kupferstiches für architektonische Zwecke, die sich später so trefflich bewährt und solch umfassende Anwendung gefunden hat.

Die erste Seite des Büchleins nennt als Verfasser einen Hanns Schmuttermayer aus Nürnberg, der „nicht um eigener Ehre willen, sondern zum Preise, Ruhm und Lob der alten Vorgeher, Setzer und Finder dieser hohen Kunst des Bauwerkes, die aus der Wage, Winkelmaß, Triangel, Zirkel und Lineal ursprünglich ihren wahren Grund hat, und nun mit der Schärfe und Subtilität hoher Sinne und tiefer Rechnung erforscht ist, auf Bitten vieler ehrbaren Personen zu Besserung und Zierde der Gebäude der heiligen christlichen Kirche gearbeitet hat, zu Trost und Unterweisung des Nächsten und aller Meister und Gesellen, die sich dieser hohen und freien Kunst der Geometrie gebrauchen, um deren Gemüthe, Speculierung und Imagination dem wahren Grund des Maßwerkes besser zu unterwerfen.“ Der Verfasser war bisher ebenso unbekannt als sein Schriftchen, und auch jetzt hat sich über sein Leben nichts ermitteln lassen. Herr Archivsekretär Mummenhoff hatte die Güte, im hiesigen kgl. Archive Nachforschungen anzustellen, ohne auch nur über seine Existenz etwas zu finden, so daß er auf keinen Fall angesessener Bürger der Stadt Nürnberg, noch Mitglied einer Innung war, noch in irgend einer angesehenen Stellung hier gelebt haben kann; und wenn nicht sein Büchlein die Typen einer hiesigen Druckerei zeigte, so müßte man annehmen, daß er nur von hier stamme, aber keineswegs hier gelebt und gearbeitet habe.

Das Büchlein ist mit dem Roritzer’schen verwandt; aber beide sind ganz selbständige Arbeiten, und Schmuttermayer behandelt namentlich einige Theile, so die Wimberge, viel eingehender, als Roritzer. In der Einleitung sagt er auch, daß er die Art solches Maßwerkes, Vierung, Rotunde der Fialen Wimperge und der Pfeiler mit allem, was dazu gehört, auf die neue und die alte Art gerecht gemacht und (in sein Büchlein) hinein gebracht habe, was allerdings in unserem Büchlein nicht vollständig geschehen. Sollte dasselbe nur ein Bruchstück sein, das vielleicht gar nicht zum Schlusse gediehen, oder dessen Schluß ganz verloren ist?[4] Hat vielleicht auch Roritzer, wie das Fialenbüchlein und das Schriftchen über Maßbretter, noch mehrere Einzelschriftchen verfaßt? Jedenfalls schöpften beide aus derselben Quelle. Schon die Thatsache, daß sich beide auf dieselben Junker von Prag als ihre Gewährsmänner berufen, liefert den Beweis dafür.

Schmuttermayer allerdings nennt unter den Vorgehern noch Ruger und Nicolaus von Straßburg. Wer ist unter ersterem gemeint? Doch wohl ein praktischer Baumeister. Er mag ebenso eine mythische Person sein, wie die Junker von Prag es noch immer sind trotz der umfangreichen Literatur, die versucht hat, bestimmte Menschen mit nachweisbaren Leistungen aus ihnen zu machen. Ist er etwa der Meister, der 1421–50 den Chor der Reinoldikirche zu Dortmund[5] erbaut hat? Es wollte uns nicht gelingen, die Persönlichkeit desselben sicher zu stellen. Nicolaus von Straßburg mag wol jener Nicolaus Dotzinger gewesen sein, der 1459 noch als Geselle die deutsche Hüttenordnung auf dem Tage zu Regensburg unterzeichnete. Die gemeinsame nächste Quelle beider mag Konrad Roritzer gewesen sein, der den Chor der Lorenzkirche in Nürnberg erbaute und in der Mitte des Jahrhunderts Dombaumeister in Regensburg war und 1458 seinen Vetter Hans Bauer von Ochsenfurt, nach dessen Tode 1462 seinen Sohn Matthäus, den Verfasser des Fialenbüchleins, zum Palier der Lorenzkirche bestellte, der sodann in Nürnberg Meister wurde und den Bau bis 24. Sept. 1463 führte, wo ihm der Rath der Stadt absagte. Möglich, daß unter den Gesellen, welche an dem 1472 gerichteten, 1477 vollendeten Chore arbeiteten, Schmuttermayer sich befand. Wie dem auch sei, beide geben uns die Art an, wie durch geometrische Darstellung alle gegenseitigen Verhältnisse der Fialen und Wimperge festgestellt werden können; sie geben uns also Theile des Systemes, die Bauformen geometrisch, nach „steinmetzischer Art“, zu entwickeln. Das ganze System lernen wir merkwürdiger Weise von einem Italiener kennen, von Cesare Cesariano, der 1521 eine italienische Uebersetzung des Vitruv mit Anmerkungen herausgab.[6] Das Original steht uns z. Z. zwar nicht zur Verfügung, aber Walther Ryff (Gualtherius Rivius) reproducierte dasselbe in seiner deutschen Uebersetzung dieses Buches[7]). Ueber die Berechtigung, welche die Theorie der Kunst der Anschauung zugestehen kann, daß ähnlich, wie in der Musik die Harmonie der Töne auf ganz bestimmten Zahlenverhältnissen beruht, so auch die künstlerische Harmonie der Bauformen nur durch mathematisch genaue Feststellung des gegenseitigen Größenverhältnisses sich erzielen lasse, daß im Großen wie im Kleinen genaue, gegenseitig bedingte Größe aller Maße stattfinden, daß also die angewandte Geometrie die thatsächliche Beherrscherin des ganzen Formengebietes sein müsse, kann natürlich hier nicht gehandelt werden. Die oft als richtig erkannte und eben so oft bestrittene Frage ist zur Zeit der Roritzer unbedingt bejaht worden, und was Matthäus in seiner Schrift niedergelegt hat, wie das, was Schmuttermayer geschrieben, galt damals als Gesetz, so daß es lebhaft zu bedauern ist, daß nicht beide schon das gesammte Formengebiet so aufgezeichnet haben, wie einzelne Theile.

Ueber die Zeichnung, welche Schmuttermayer’s Text begleitet, ist wenig zu sagen. Wir haben sie als Facsimile von einer auf photographischem Wege hergestellten Kupferplatte abgedruckt. Es ist auf dem ersten halben Blatte, welches die Vorderseite des Heftchens zieren soll, die einfache Umrißzeichnung des Wimpergs und der beiden Fialen wiedergegeben, auf dem den Schluß bildenden halben Blatte dagegen die sorgfältige Ausführung, und man sieht auch aus unserem Blatte, daß im Original sich von den nach der Fertigstellung wieder wegpolierten Hilfslinien (Blindstrichen), noch Spuren erkennen lassen. Ebenso sieht man aber auch, daß vielleicht Meister Schmuttermayer, wie es heute auch noch zu gehen pflegt, nicht ganz rechtwinkelig gezeichnet und so seinen sonst trefflich gezeichneten Wimperg etwas verschoben hat. Ob er etwa die Zeichnung nicht selbst auf die Kupferplatte gebracht hat, und ob ihm, dem Meister von Winkel und Richtscheit etwa ein „Künstler“ den Winkel verschoben hat?

Zu den technischen Ausdrücken, die wir auch von Roritzer kennen lernen, erhalten wir durch Schmuttermayer einige nicht uninteressante Beiträge, so daß es gestattet sein mag, hier etwas näher auf die einzelnen einzugehen, da doch technische Ausdrücke, die meist bildlich übertragen sind, nicht blos vom philologischen, sondern vor allem auch vom sachlichen Standpunkte aus betrachtet werden müssen.

Wir haben das Wort Fiale selbst in der Ueberschrift unseres Aufsatzes zur Anwendung gebracht, da es nun einmal durch das Studium des längst bekannten Roritzer allgemein üblich geworden ist, obwohl Schmuttermayer, wie Walter Ryff, stets von Fiolen, Violen spricht. Den Ursprung dieses technischen Ausdruckes haben wir sicher da zu suchen, wo auch die Sache selbst ihre Entstehung hatte, in der französischen Architektur des 13. Jahrh., von wo aus mit dem übrigen gothischen Apparat auch Fialen und Wimperge nach Deutschland übertragen wurden, wo sie allerdings noch einige Ausbildung erfuhren, bevor sie zu Schmuttermayer’s Fialen wurden.

Nun haben wir aber für manche technischen Ausdrücke jener französischen Bauschule eine zuverlässige Quelle in dem in der Staatsbibliothek zu Paris befindlichen Studienhefte des Villard de Honnecourt (Ulardus de Hunecort), in welchem man mit gewissem Rechte den Architekten des 1227–1251 erhauten Chores der Kathedrale von Cambrai vermuthet, der in diesem Hefte, neben seinen Studien für jenen Chor, eine Reihe anderer nach den Domen zu Rheims, Laon und sonstigen Kirchen Frankreichs, Deutschlands und Ungarns niedergelegt, welche Länder er besucht hatte.[8] Er nennt nun kleine flankierende Thürmchen Filloles, Töchterchen (sc. der großen Thürme), ein Ausdruck, den die deutschen Steinmetzen sich zu Fiolen zurecht machten, obwohl sie ihn auch hätten übersetzen können, da ihre Hüttensprache ganz ähnliche bildliche Ausdrücke, wie „alte“ und „junge“ (d. i. starke und schwache) Dienste und Aehnliches kennt. Die Philologen mögen feststellen, ob auf der Wanderung durch irgend ein Dialektgebiet sich das o in a umgeändert hat[9], oder ob etwa auch ein lateinischer Ausdruck filialis gleichzeitig in den Hütten sich zur Fiale verwandelte, wie sie Roritzer nennt. Villard (und ohne Zweifel zu seiner Zeit auch andere Baumeister) verstand Latein; denn er gibt neben französischen auch lateinische Erklärungen seiner Zeichnungen.

Den oberen, pyramidalen Theil der Fiale bezeichnet Schmuttermayer als „Dachung“; Roritzer nennt ihn rise, Riese. Nach Reichenspergers Erklärung findet sich noch in einigen deutschen Dialekten in der Bedeutung von „aufsteigen“ das Zeitwort risen (vergl. engl, to rise, sich erheben[10]); also ist rise der sich erhebende Theil, das Spitzdach der Fiale, während der „Leib“ derselben, der untere, geradestehende Theil wieder bildlich vom Menschen übertragen ist, wie die „Töchterchen“, die „alten“ und „jungen“ u. a. m.

Mit den flankierenden Thürmchen nahm die deutsche Kunst auch die zwischen je zwei solchen über Fenstern und Thüren errichteten Ziergiebel auf, welche Villard als peignons und peignonciaux bezeichnet, für die wir in der deutschen Hütte das Wort Wimperge finden, das als wintperge (vor dem Winde bergend, wie der Giebel das Dach vor dem hineinblasenden Winde birgt, der häufig genug schon die nicht durch Giebel geborgenen Dächer aufgehoben hat,) auch sonst in der Literatur vorkommt, gleichbedeutend mit dem lateinischen Worte pinna, woraus das heute noch übliche französische Wort pignon für Giebel entstanden.[11] Bis der Wimperg freilich den Schluß des 15. Jahrh. erreicht hat, ist er kein Giebel mehr, wie im dreizehnten, sondern nur noch eine umsäumende, auf die Wand aufgelegte Umrahmung des Fensterbogens, die ihn ebenso umgibt, wie die sprachlich verwandte Wimper (aus wint-brâ, Windbraue) das Auge. Ihre beiden Theile nennt Schmuttermayer noch „Schenkel“ mit dem allgemein in der Geometrie für die beiden Linien eines Winkels und speziell in der Baukunst für die Seitenlinien des Giebels gebräuchlichen Ausdrucke.

Noch auf einen technischen Ausdruck sei hingewiesen. Schmuttermayer nennt die Gliederung zwischen dem Wimperge und der Kreuzblume villet, d. i. filet (von filum, filetum, Faden). Dies würde unverständlich sein, da es sich hier mehr um Knäufe, als um Fäden handelt, wenn man nicht allgemein eine gleichlaufende, glatte Gliederung so bezeichnen würde, wie sie hier in diesen Knäufen sich findet, wo sie gleichmäßig als dünnes Gesimse, wie ein Faden, um die zu gliedernde Fläche (hier den Stiel der Kreuzblume) sich herumzieht, und wie Schmuttermayer auch an anderer Stelle die Gliederung des Wimpergbogens „Faden“ nennt. Dieser Ausdruck würde sich auch heute noch empfehlen, nachdem für solche ziergliedernde Gesimse eine allgemein übliche Bezeichnung nicht vorhanden ist.

Die in der Regel heute als „Krappen“ bezeichneten Blätter nennt Schmuttermayer Laubpossen (vgl. engl, boss, franz. bosse, ital. bozza: Erhöhung, Buckel, Beule, Butze, Knopf, Knospe), wie sie auch Roritzer benennt, den Stiel derselben „Schwänzchen“.

Die Kreuzblume bezeichnet Schmuttermayer blos als Blume, worunter er jedoch nicht das Ganze, sondern nur den mittleren, ausgeladenen, belaubten Theil versteht (rr), ihre oberste Ausladung (den Theil mm) als Knöpflein und Bützlein, wie er auch die kleineren Knäufe bezeichnet, die auf den kleinen Wimpergen der Fialen an Stelle der Kreuzblumen sitzen, die dort zu klein geworden wären.

Soweit die Erklärung der Ausdrücke, die als technische zu betrachten sind. Wir lassen nun den Text folgen, welchen unsere Fachgenossen wol mit Hilfe der sprachlichen Anmerkungen, die von Herrn Dr. Frommann herrühren, leicht werden verstehen können, so daß sie die Originalfassung jedenfalls einer Uebertragung um so mehr vorziehen, als ja die Verweisungen auf die Buchstaben der Tafel hinreichende Orientierung geben, wo etwa Ungewohntheit der Ausdrucksweise eine Belästigung bieten könnte.

(Bl. 1 a.) Durch die gnade des almech | tigen gots vmb[12] das gebete vil erberger[13] personen zupesserūg | vnd zyrungē den gepewen der heyligē cristenlichen kirchen | zutrost vñ vntterweysung vnnserm nachsten vñ allē maiste- | ren vñ gesellen die sich diser hohen vñ freyen kunst der Geo- | metria geprauchen ir gemute speculirung vnd ymaginacion | dem warē grunt des maswercks paß[14] zuuntterwerffen nach | gedencken vnd ein zu wurtzeln. Auch fundamentlicher die art | so auß dem Centrum des zirckels mitsamt seines vmb- | schweiffs warer saczung punct vñ austeylung dest freyer vñ | warhafftiger eïngepflanczt vnd gegrundt werden. Vnd nit | vmb meiner eygen Ere willen. Sunder mer zupreyse rum | vnd lob der altten vnnser vorgeer seczer vñ vinder diser hohē | kunst des pauwercks die auß der wage. winckelmoß. trian- | gel. zirckel. vñ linial. vrsprunglichē iren warē grunt habē. vñ | nu mit der scherff. subtilitet. hoher synne. vñ tieffer rechnūg. | yecz ersucht[15] ist. Hyrumb hab ich Hanns schmuttermayer | von Nurmberg die art solichs maswercks. virung[16]. rotund. | der violn. winperg. vñ der pfeyler mit aller irer zugehorungē | auff die new mitsamt der alttē art gerecht gemacht vñ hynein pracht nach aller irer aufteylūg auff das verstentlichst. doch nit mit zukurczer beschreibung noch mer wortten dann not ist. Vnd hab solichs auß mir selber nit erfunden. sunder von vil andern grossen berumbtē maisteren. Als die Junckhern von prage. Maister ruger. Niclas von straspurgk. Der dan am mainsten[17] die new art an das licht gepracht mitsamt vil | andern genomen.

(Bl. 1 b.) In dem namen vnsers herrē. Amē. wiltu ein violn vnd einen wintperg reyssen[18]. So mach von ersten[19] ein virung als groß[20] du wilt. In die selben virung mach .viij. virūg. ye cleiner vñ cleiner. also. das yede in der andern vber eck steen. wie vnttē verzeichnet ist nach iren linien. darnach secz die .viij. vierūg alle gleich nach einander. vñ der[21] gib yglicher einen puchstaben. Der ersten ein a. vnd heist der alt schuch[22]. Der andern ein b. vnd heist der new schuch. Der drittē ein c. vñ ist ein halb schuch des a. Der vierden ein d. vñ ist ein halb schuch des b. vnd ein dritteyl des a. Der funfften ein e. vnd ist ein dritteyl des b. vnd ein vierteyl des a. Der sechsten ein f. vñ ist ein vierteyl des b. vñ ein sechsteyl des a. Der sibenden ein g. vñ ist ein sechsteyl des b. vñ ein achtteyl des a. Der achtten ein h. vnd ist ein achtteyl des b. vnd ein zwelffteyl des a. Auß disen acht vierungē. vnd yrer weyten kumpt alle teyllung der violen des wintpergs. Vnd alles maswercks.

Nu vah an zu[23] dem grunt der violen. vñ mach die ersten virung a. vñ mach darein die virung b. vñ in die virūg b die virūg c. die drey virūg secz gleich in einander. vñ nym die weyten des g. vñ secz den zirckel mit einem ort[24] in das eck b. vñ teyl herein an der linien gegen ein ander auff allen vier ortten. do mach ein punctlen. Darnach nym die weyten des h vñ secz den zirckel mit einem ortt auff das eck der weytē des c. vñ teyl auch gegen einander an der linien als vor[25]. do mach ein punctlen. vñ teyl von dem punctlen herein gegē der linj b. ein halbe weytē des h. da mach ein punctlen. vnd zeuch denn mit dem zirckel von dem selbigen punctlē. byß auff das punctlē das do stet auff der linien b. das du[26] an den vier ortten. So hastu den grunt vntten an der ausgemachten violen.

(Bl. 2 a) Nu vahe au (!) zu der vyolen vñ mach ein plintstrich[27] vber die zwerch[28] vñ mach einē plītstrich in die hohe vñ heb an. an dem zwerch strich. vñ nym die weiten an dē schuch b. vñ teyl .xvj. schuch in die hohe, vñ gee dar nach wider herab. vñ mach die erste hohe des b. do mach ein zwerch strichlē. vñ nym darnach die weytē des c. vñ secz den zirckel mit einem ort in den myttel strich. vñ teil herauß gegē dem o. do mach zwey puncklē[29]. zewche den vnttersten strich. so hastu die weyten des a. die hohe des b. Nu nym die hohe des absaczs. die weytē des g. vñ teil die dickē des absaczs. dar nach so teyl vō vnden vñ oben ein gleich myttel. vñ do mach einē plintstrich vber die zwerch. da mach ein x. in das creuczlen. vñ nym die weyten des d. vñ secze de zirckel in den myttel strich da das x stet. vñ teyl herauß gegē dē ō. do mach ein punctlen. des gleichen vntten an dem absaczs gegē dem o. do mach auch zwey punctlen. vnd zeuch deñ von den obersten zweyen punctlen. byß zu den vnttersten zweyen strichlen. so hastu den ganczē schuch des b. vñ dē leib der violn. darnach zeuch von den obersten zweyen punctlen die dachung. vnd oben an der spicz der dachung dye weyten des g. darnach zeuch oben von dem g. byß zu den zweyen punctlen bey dem ō. zwey strichlen. das ist die dachung. darnach zwen schuch des b. von dem x in die hohe. da mach auch ein punctlē. das ist das clein wintperglen mytten in der violen. das knopflen[30] an dem wintperglen. die dicken des f. die weyten des e. nym die weyten des f. bey dem p. vñ zeuch zwey strichlē durch das knopflen zu dem p. auff die zwey punctlē. vñ die weytē des cleinen spiczlens oben ein halb weyten des h. bey dem f. darnach nym den zirckel des b. vñ darzu die weytē des g. vñ secze mit einem ort in das x. vnd teyl in die hohe. do mach ein punctlen bey dem p. darnach zeuch den zirckel in die weytē des c. vnd secze in mit einem ortt in das x. vñ teyl herauß gegen dem ō. do mach zwey punctlē. darnach zeuch dē zirckel auff die zwen schuche des a. vnd secz in mit einem ortt in das punctlen p. vñ mit dem andern ortt hinauß. do das creuczlen (Bl. 2 b.) steet vnd zeuch auff das punctlen bey dem ō auff yglichen[31] seyten ein strichlen. darnach zeuch den zirckel eins f[32] weyter. vñ tu auch ein strichlen auff beyde seytē. so hastu das clein wint perglē in der violē. darnach mach obē das knopflē mach die dicken des d vō dem g byß zu dem r. darnach mach die dickē des e von dem r. vnd laß das spiczlen oben hinauß geen. darnach nym die weyten des e. vnd secz den zirckel in das n. vnd mach auff ygliche seyten ein weytē gegen dem c. do mach ein punctlē. so hastu die weytē des schuchs c. darnach mach die plume die dicken der plumē die weyten des d. darnach nym die weyten des c. vnd secz mytten in das d. vñ teyl auff beyde seytē gegen dem ā. so hastu die weytē des schuchs a. gar vber die zwerch. Darnach mach die villet. die dickē der villetē die weytē des e. darnach nym die weytē des d. vñ secz dē zirckel mytten in das k. vnd teyl auff ygliche seyten gegen dem b ein weytē. da zeuch die zwey zwerch strichlē zusamē. so hastu gar vber die zwerch die gācz weytē des schuchs b. mach zwischē der villeten vnd der plon[33] die weyten des b. mynner[34] des h. vñ zwischē der plon vñ des knopfles auch die weytē des b. mynner des h. darnach teyl zwischen dem x vñ der villetē auff die dachung der violē funff laubpossen. die dicken eines yglichē laubpossels die weyten des f. teyl das zwischē yglichem laubpossel vñ der villete ein weit sey. darnach nym ein richtscheit vñ leg es mit einē ortt an das eck der villet bey dem b. vñ mit dem anderen ortt an das eusser ecke bey dem ō. do mach ein plinstrichlē auff yglichē seytē als weyt[35] mach die laubpossel.

Itē wo ich dir solt haben geschriben einen ganczē schuch des a oder b. so hab ich dir einē halben schuch genumē. vñ hab dir geschriben das du das ein teyl seczest mytten in den plintstrich. vñ teyl auff ygliche seytē vber die zwerch. so hastu den ganczen schuch.

(Bl. 3 a.) Darnach heb an zu machen den wintperg. vñ merck der wintperg vñ die violn kumen auß einer teylung auß den .viij. schuchen oder virungen. Nu mache zu dem ersten zwu linj vber die zwerch vntter dem wintperg. die dickē der zweyer linien. die weytē des b. Darnach .ix. weyten des b vber die zwerch. vnd nym die weyten des f. vnd mache ein linj herein von oben in die linj so hastu den grunt des wintpergs. Des nym ein Exempel gestochen vntten an dem wintperg.

Darnach heb an zu teylē den winperg. vnd mach vntten ein linj vber die zwerch dar auff du seczest den wintperg. vñ mache mytten in der linj ein S. vñ mach ein plintstrich von dem S yn die hohe. vñ teyl vom S byß oben zu dem E .xvj. weytē des b. do mach ein E. vñ teyl darnach vom S vñ vom E ein gleich myttel. do mach ein x. darnach nym die weyten des b. vnd mach von dem S yn die hohe ein weytē. do mach ein plintstrich vber die zwerch darein secz den zirckel zu dem inbēdigen[36] pugen do die ō steen mit einē ortt die zwen schenckel des wintpergs sollen sein einer die dicken die weyten des b. Darnach mach von den myttel des t steen zwen schuch des b. da mach ein y darnach mach bey dem y in der myt ein zwerch strichlen vñ auff yglichen ortten ein z. vñ nym die weytē des d. vñ secze den zirckel mit einem ort yn das y. vnd teyl auff peyde seyten gegen dem z. do mach auff ygliche seyten ein punctlen. do die eussersten strich der zweyer schenckel des wintpergs zusamen kumē. Darnach mach oben bey der spiczen bey dem E die weyten des e.[37] vnd mach zwey punctlen. vñ darnach zeuch von den obersten zweyen punctlen bey dem E byß zu den vnttersten zweyen punctlen bey dem z zwu linien. das ist der kern oder spicz des wintpergs.

(Bl. 3 b.) Darnach secz den zirckel mit dem einē ortt in die ö der puntlocher. vñ zeuch dē ryssen[38] des y die inderen[39] vnd die eussersten buge[40] von einer weyten des zirckels. Nu mach die zwen ryssen y vñ x. die weytē des g. darnach teyl vō ryssen t. byß zu dē ryssen x. vnd nym die weitē von dem y. byß an dē eussersten ryssen z. das die zwen ryssen x vñ y. gleich in der mytt des schenckels steen. darnach mach den indersten[39] vaden vō dem t. byß zu dem v. die weytē oder dicken des g.

wann du die ryssen mit dem zirckel zeuchst. so zeuch nit weyter dann auff den plint ryssen. do die ō der pūtlocher an steen. darnach zeuch mit einē richt scheit die ryssen all herab auff dē andern plint ryssen des S. do die buchstaben steen der zirckel.

Nun merck eygentlichen[41] der wintperg. wirt gemacht auß der weyten oder schuch des b. oder[42] die ancleydung des wintpergs. wirt gemacht auß dem b. aber dem schuch b wirt abgeprochen die weytē des g. die virung steet gestochen in dem wintperg an der linj S. der ist gemacht ein l. das abprechen das man thut dem b. das ist die new art der man sich ycz gepraucht.

Oder wolt yemantzs machē die alt art oder teylung, der mocht wol nemē die wyttē (!) des b. wo man sunst nympt die weyten des l.

(Bl. 4 a.) Nu mache zu dem ersten das knopflen oder puglen[43] an dem wintperg. vñ nym die weyte des l. vnd teyl von dem e.[44] gegen dem r ein weytē. vñ nym dar nach ein halb weytē des b. vñ secz den zirckel mit einē ortt in das r. vñ teyl wider hin auff gegē dem e.[44] da mach ein strichlē vber die zwerch. vnd bey dem r. auch ein strichlen vber die zwerch. vnd lasse das spiczlen hin durch geen. darnach nym die weyten des c. vñ secz den zirckel myttē in das knopflen. da das n steet. vñ teyl auff beyd seytē gegen dem m. da zeuch es zusamen. so hastu vber die zwerch gar die weyten des a. Darnach mach die plume. die dicken der plumen. die weytē des l. vō dem g. byß zu dem i. da mach zwey zwerch strichlē. noch nym die weyten des l. vñ secz den zirckel in die myt. do das h steet. vñ teyl auff yglichē seyten gegen dem v. zwu weyten. do zeuch es zusamē. so hastu vier weyten des schuchs l. so hastu die virung der plumen. Darnach mach die villet. die dickē der villetē eins schuchs des l. von dem k. byß zu dem m. do mach zwen zwerch strich. darnach nym die weytē des b. vñ secz den zirckel mit dem einē ortt in das l’ vñ teyl auff die beyd seytē gegen dem o. do zeuch es zusamē. auch teyl es vō dem puczlen[45] byß zu der plumē. vñ vō der plumē. byß zu der villet. da[46] zwischen yglichem ein weyt sey.

(Bl. 4 b) Nu merck wider das vō dem puczlen oder knopflen da das r steet byß zu dem g das an der plumen steet anderthalbē weyten des b sey. vñ auch von der plumē do das i steet byß zu der villet do das k steet. auch anderthalb weytē des b sey. Darnach teyl vier laubpossen auff den schenckel des wintpergs zwischen der villet vnd vnden des ennds des wintpergs. vnd teyl ein yglichen laubpossen die dickē der weytē des l. darnach teyl vō der mytt der plettē[47] des wintpergs do das q steet her auß gegen dem p anderthalbē weytē des l. do zeuch es zusamē das ein vierūg werde. darnach teyl vō den vnttersten zwerch strichen der laubpossen in der myt der pletten do das q steet ein weitē des l gegen dem r. das ist das schwenczlen in dem laubpossen. darnach teyl zwischē der villet vnd des obersten laubpossen vō dem obersten oder ersten laubpossen byß zu dem andern, vnd von dem andern byß zu dem dritten, vnd von dem dritten byß zu dem vierdē, vñ vō dem vierden byß gar hyn ab an das ende des wintpergs, do[46] zwischē yglichem laubpossen vñ der villet vberal ein weyte sey.

  1. Wieder abgedruckt in Heideloff’s Bauhütte des Mittelalters in Deutschland (Nürnberg, 1844), S. 101–116 und, in heutiges Deutsch übertragen, von Reichensperger neu herausgegeben. (Trier, 1845.)
  2. Mammotrectus super bibliam (auct. Joh. Marchesino, Ordin. Minor.) Hain, Nr. 10,567.
  3. Victruvii Pollionis ad Cesarem Augustum de architectura liber primus (et sequentes IX, ex recens. Joan. Sulpitii Verulani). (Rom, Georg Herolt, c. 1486). Brunet, t. IV, p. 670.
  4. Obwohl der Augenschein kaum annehmen läßt, daß am Schlusse etwas fehlt, könnte ja der Theil über die Pfeiler, welcher im Vorworte erwähnt ist, auf einem neuen Blatte begonnen worden sein.
  5. W. Lübke, die mittelalterliche Kunst in Westfalen. (Leipzig, 1853), S. 137. Sollte vielleicht gar kein Baumeister, sondern ein Mathematiker gemeint sein, wie etwa Roger Bakon, da ja die Geometrie als Grundlage der Baukunst angesehen wurde.
  6. Vitruvio, de architectura libri dieci, traducti de latino in vulgare commentati da Cesare Cesariano. Como, Gotardo da Ponte, 1521. Brunet t. IV, p. 672.
  7. Nürnberg, Petrejus, 1548.
  8. J. B. A. Lassus: Album de Villard de Honnecort. Paris, 1858.
  9. Vergl. Weinhold, bairische Grammatik, S. 18, §. 6; alemannische Grammatik, S. 16, §. 11.
  10. Goth. reisan, ahd. rîsan, mhd. rîsen, st. Vb., aufsteigen, sich erheben, wovon nhd. reisen.
  11. Das mittellat. pinna, pinnula, pinnaculum, auch pigna, pignaculum, welches die Spitze, den Giebel des Hauses, den Kirchthurm etc. bedeutet (Ducange, gloss. med. et inf. latin. ed. Henschel, t. V, 261: altitudo parietis excelsae, culmen domus, turris ecclesiae etc.), wird in den althochd. Glossen des 9.–11. Jahrb. durch diu wintperga, wintberga, (mhd. wintberge, auch wintwer; vor dem Winde bergend, dem Winde wehrend), wie auch durch zinna (Zinne, verwandt mit Zinke, Zint, Spitze) erläutert (Diefenbach, gloss. lat.-germ. 435. Herrad v. Landsperg, hg. v. Engelhardt, S. 188: „pinna, zinne, et per wintperge interpretatur“), welche also ursprünglich (wie zum Theil noch neuhochd.: die Zinne des Berges u. a. ) den Giebel, die Spitze, dann auch die zackige Mauereinfassung bedeuten.
  12. 1) um – willen, wegen: auf die Bitte.
  13. 2) ehrbarer.
  14. 3) besser, mehr.
  15. 4) erforscht, ergründet.
  16. 4a) Quadrat.
  17. 5) am meisten. Wenn nicht Schmuttermayer selbst sich als einen Nürnberger zu erkennen gegeben hätte, so würde er sich mit dieser, der Nürnberger Mundart noch heute eigenthümlichen Form, wie mit einigen anderen, schon als solchen verrathen haben. Vergl. Schmeller I, 1629. Städtechron. III, 35, 14. Loose, Beitr. 15, 44. 34, 44. Briefe 6, 51. Weinhold, bairische Grammatik, S. 173, §. 168.
  18. 6) aufzeichnen, entwerfen.
  19. 7) zuerst.
  20. 8) so groß, als.
  21. 9) deren.
  22. 10) überhaupt Ausdehnung, Länge, Weite; vgl. unten Bl. 3 b, nach 29: „weyten oder schuch“.
  23. 11) fange an bei …
  24. 12) Spitze, auch Ende, Punkt (wie unten).
  25. 13) wie vorhin.
  26. 14) thue.
  27. 15) eine blinde Linie, bloße Hilfslinie.
  28. 16) in die Quere. Zwerchstrich = Querstrich.
  29. 17) lies: punctlen, Pünktlein.
  30. 18) Knöpflein.
  31. 19) jeglicher.
  32. 20) Genitiv des Maßes: um ein f. weiter.
  33. 21) Blume (sonst plom). Wechsel des m mit n; vergl. Weinhold, a. a. O., S. 174, §. 169.
  34. 22) minder, weniger (um das h). Vgl. Anm. 20.
  35. 23) eben so weit; vgl. Anm. 8.
  36. 24) inwendigen (vgl. Weinhold, a. a. O., S. 127 f., §. 124: b = w). Die Buchstaben „inbēdi“ sind mit den gleichen Typen auf ein besonderes Streifchen des gleichen Papiers gedruckt und, wol zur Berichtigung eines Irrthums, über den ursprünglichen Druck geklebt. Vergl. Anm. 25.
  37. 25) Auch dieses e ist auf den ursprünglichen Druck, der, wie es scheint, ein E zeigte, später aufgeklebt. Vergl. die vorige Anmerkung.
  38. 26) Riß, Strich, Linie.
  39. a b 27) inneren. Weinhold, a. a. O., S. 153, §. 148.
  40. 28) Ausbiegung, Bogen.
  41. 29) besonders, genau.
  42. 30) oder, fränkisch und oberpfälzisch für aber; s. Schmeller-Fr. I, 35.
  43. 31) kleine Ausbiegung (vgl. Anm. 28), hier der oberste Knauf.
  44. a b 32) An der Stelle dieses e muß ohne Zweifel ein E stehen.
  45. 33) Bützlein (Dimin. v. Butze), Abschnittchen, Stücklein, Pünktchen; hier wieder gleich Knöpfchen, wie gleich darunter steht. Es ist der oberste Knauf gemeint.
  46. a b 34) lies: das (= daß); vgl. Bl. 4 b am Ende.
  47. 35) Fläche.