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Hans ohne Furcht

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Textdaten
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Autor: Johann Wilhelm Wolf
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Titel: Hans ohne Furcht
Untertitel:
aus: Deutsche Hausmärchen, S. 328–339
Herausgeber: Johann Wilhelm Wolf
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1851
Verlag: Dietrich'sche Buchhandlung, Fr. Chr. Wilh. Vogel
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Erscheinungsort: Göttingen und Leipzig
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Quelle: Google und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[328]

Hans ohne Furcht.

Ein armer Schuster hatte einen Sohn, der hieß Hans und war der wildeste und unerschrockenste Bube im ganzen Dorf. Sein Vater that ihn zum Pfarrer, um ihn ein wenig zähmen zu lassen, aber der Pfarrer richtete nicht viel mit ihm aus. Als gute Worte und Ermahnungen nichts halfen, sprach endlich der Pfarrer zum Glöckner: „Zahm muß er werden und sollt er das Leben dabei einbüßen. Nimm ihn den Abend, wenn zu Nacht geläutet wird, mit in die Kirche und schließe ihn ein. Die Geister, welche da webbern, werden ihm schon die Nägel kürzer schneiden.“ Der Glöckner nahm den Hans am Abend mit und schickte ihn nach dem Läuten auf den Boden, um dort etwas zu holen; unterdessen schlich er sich schnell heraus und schloß die Kirchenthüre hinter sich zu. Als Hans wieder herunter kam und sah, daß der Glöckner fort war, sprach er: „Der meint wohl, ich fürchte mich; aber hier schläft sich's so gut, wie anderswo,“ und er legte sich auf eine Bank und schlief ein. Als es zwölf Uhr schlug hörte er plötzlich ein Geräusch, als ob gekegelt würde. Er schaute sich um, da standen drei schwarze Männer drunten in der Kirche und warfen mit Todtenköpfen nach neun Knochen, welche oben aufgestellt waren, aber sie trafen immer ins Blaue. „Ihr seit mir schöne [329] Bursche!“ rief Hans. „Her den Klotz und laßt mich mal werfen.“ Da warf er und traf alle neun. „Jetzt werfe mir einer nach, ich setze auf,“ sprach er, aber die Männer trafen nicht einen Kegel und Hans gewann sich einen neuen Kreuzer von ihnen. Um ein Uhr rafften sie schnell ihr Spiel zusammen und schlupften unter einen Stein.

Morgens weckte der Pfarrer den Glöckner schon sehr früh und sprach: „Geh und sieh, daß du die Leiche des Hans aus der Kirche schaffst, denn er ist gewiß umgekommen; laß sie nur auf dem Kirchhof liegen, die Geister haben ihn ja da so gut wie in der Kirche umbringen können.“ Der Glöckner ging in die Kirche, aber da schnarchte der Hans auf seiner Bank, daß es eine Art hatte, und als der Glöckner ihn weckte, rief er sogleich, indem er seinen neuen Kreuzer zeigte: „Da guck, den hab ich mir von Zwölf bis Eins gewonnen. Hast du Lust mitzuspielen, dann bleibe die Nacht hier.“ „Da soll mich der liebe Himmel vor bewahren!“ sprach der Glöckner und ging seines Weges, um es dem Pfarrer zu sagen. „Laß ihn nur gehn, er ist noch nicht zu Ende mit den Geistern,“ sprach dieser.

Am folgenden Abend als der Glöckner läuten wollte, stand Hans schon an der Kirchthür; er ging hinein, ließ den Glöckner zuschließen und legte sich auf seine Bank. Gegen zwölf Uhr erwachte er wieder und sah sechs schwarze Männer, die mit zwei Todtenköpfen nach Knochenkegeln warfen, aber so wenig trafen, wie die drei in der vorigen Nacht. Hans sprang auf und [330] rief: „Weg da, laßt mich werfen, ihr lernt's ja in alle Ewigkeit nicht,“ warf und traf alle neun. „Nun versucht's noch einmal, ich will aufsetzen“ sprach er und setzte auf bis ein Uhr, da rafften die Männer ihre Kegel zusammen und gingen. „Nun, wo ist mein Geld?“ fragte Hans. „Aber geht nur, ich will's gut behalten bis morgen.“ Die Männer verschwanden wieder unter dem Stein und Hans legte sich und schlief weiter bis an den hellen Morgen. Da kam der Glöckner, welchen der Pfarrer geschickt hatte um nach dem Hans zu sehen und Hans rief ihm entgegen: „Denk dir, ich kegele besser, als die sechs Kerle, welche die Nacht hier waren; heute sind sie mir mein Geld schuldig geblieben, aber die kommende Nacht müssen sie mir's auszahlen, ich lasse sie nicht eher fort. Bleib doch mit hier, es ist gar zu schön und mager sind die Bursche, daß ihnen der Mond durch den Leib scheint, es ist als hätten sie kein Fleisch an ihren Knochen.“ Da überlief es den Glöckner heiß und kalt. „Um Alles in der Welt bleibe ich nicht da,“ sprach er und lief zum Pfarrer zurück, dem er Alles meldete. „Laß ihn gehn,“ sprach der Pfarrer, „er bekommt doch seinen Lohn für solche Verwegenheit.“

In der dritten Nacht lag Hans wieder auf seiner Bank, da rappelte es und er sah neun Männer, welche mit drei Kugeln nach den Todtenkegeln warfen. „Potz Wetter, das ist ja nicht anzusehn!“ schrie er, als sie nie trafen; „her den Klotz.“ Da schmiß er die Kugel, daß sie in Stücke brach und alle neun Kegel sanken. „So wirft man und nun thut mir's nach!“ rief er, „ich will derweil aufsetzen.“ Also ging das Spiel fort bis es ein Uhr schlug, [331] da rafften die Männer Alles zusammen und gingen. „Heut schenke ich euch mein sauer verdientes Geld nicht,“ sprach Hans, und faßte den letzten am Mantel, als er eben unter den Stein schlupfen wollte, aber da wich der Stein und Hans fiel in ein großes Gewölbe, die Männer waren aber weg. „Ei ihr Lumpen“ rief er, da klopfte ihm Jemand auf die Schulter und als er sich umschaute, stand ein weißer Mann hinter ihm, der war ganz mit Schlüsseln behängt. „Ich sehe dir an, du gehörst nicht zu den schlechten Burschen, die mich um mein Geld betrogen haben,“ sprach Hans, „aber was willst du denn?“ „Dich reich machen auf Lebenszeit,“ sprach der Mann. „Dreh dich einmal um und schau vor dich hin. Da liegen drei Haufen Gold, wie du siehst. Der eine Haufen ist dein, der andere dem Glöckner und der dritte dem Pfarrer, daß er ihn für die Kirche verwende und an die Armen austheile.“ Als er das gesagt hatte, war der Mann verschwunden; Hans aber freute sich, daß er nicht umsonst die Kegel aufgesetzt habe.

Als der Glöckner am folgenden Morgen in die Kirche kam, rief Hans ihm entgegen: „Du bring mal einen Sack, ich habe ein Malter Geld für dich.“ „Da haben wir's, der Bub ist närrisch geworden,“ sagte der Glöckner und lief fort. Dem Hans dauerte es zu lange, bis er wiederkehrte, er ging darum nach Hause und holte sich selber drei Säcke, füllte das Geld hinein und trug den einen in des Glöckners Haus. Da warf er ihn auf den Tisch, daß die Stempel brachen, Tisch und Sack auf die Erde fielen und die blanken Thaler in der Stube herumrollten, [332] und schalt: „Muß ich euch faulem Volk den Dreck auch noch ins Haus tragen? Warum konntet ihr ihn nicht selber holen?“ Ebenso machte er es beim Pfarrer, nahm dann seinen Sack auf den Rücken und marschirte in die Welt hinaus.

Als er bei der Hauptstadt anlangte und die Schildwache am Thore sah, gefiel sie ihm so gut, daß er sprach: „Du gib mir den Blanken von deiner Seite und das Knalleisen von deiner Schulter, ich gebe dir meinen Sack Geld dafür.“ „Das thäte ich gern,“ erwiederte der Soldat, „aber ich darf nicht, gehe zum Hauptmann, der thut's wohl.“ Hans ging zum Hauptmann und sprach: „Gib mir auch so einen Blanken und ein Knalleisen, wie die andern Soldaten haben, ich gebe dir meinen Sack Geld dafür.“ „Das thäte ich gern, mein Sohn, aber ich darf es nicht,“ sagte der Hauptmann; „gehe zum König, der thut es gern.“ Da ging Hans zum König und sprach: „Gib mir auch so einen Blanken und ein Knalleisen, wie deine Soldaten haben, ich gebe dir meinen Sack voll Geld dafür.“ „Das soll geschehn, mein Sohn,“ sagte der König, in dessen Schatzkammer gerade viel Platz für Geldsäcke war, und ließ den Hans sogleich in eine Uniform stecken und ihm Gewehr und Säbel geben. Das war eine Freude für den Hans; er lief sogleich fort und auf den Platz, wo die Soldaten exercirten. Da sollte er sich als Rekrut einüben lassen, aber er sprach: „Das verstehe ich Alles schon. Hab ich doch besser gekegelt, als drei Mann und sechs Mann und neun Mann und soll nicht einmal mit dem Ding umzugehn wissen.“ Da stellte ihn der Hauptmann mit den alten Soldaten, die schon drei und vier Jahre gedient [333] hatten, in Reih und Glied. Als er sah, daß sie alle das Gewehr bei Fuß hatten, schrie er sogleich: „Ei ihr faulen Lümmel, wollt ihr gleich das Gewehr auf die Schulter nehmen!“ „Gemach,“ sprach der Hauptmann, „das kommt sogleich. Schultert's Gewehr!“ Da schulterten sie alle, aber der Hans warf sein Gewehr auf die Schulter. „Hans, du machst es nicht recht, das kommt sogleich,“ sprach der Hauptmann. „Achtung! Gewehr über!“ Da warf Hans sein Gewehr über die Schulter hinaus, daß es seinen Hintermännern ihre Szakos mitnahm und noch mehr als fünfzig Schritte weit flog. „Ei Hans, was machst du?“ fragte der Hauptmann. „Ich mache was recht ist und die andern sind alle faule Kerle und Esel, die nichts vom Dienst verstehn,“ antwortete Hans. Auf diese Weise trieb er es fort und zwar so bunt, daß der Hauptmann endlich seinen Rapport an den König machte und schrieb, er könne es länger nicht mit Hans aushalten.

Der König steckte ihn in ein anderes Regiment, aber da ging es noch schlimmer. Als er zum ersten Mal exerciren sollte und der Major ihm einen Verweis gab, rief er: „Du verstehst nichts davon, Alter, komm gib mir mal dein Pferd und deinen Blanken und laß mich mal schreien, ich kann das besser,“ warf Gewehr und Säbel fort und ging auf den Major zu. Der rief: „Hans bleib mir vom Leibe, oder ich steche dich todt.“ „So weit sind wir noch nicht“ sprach Hans, riß ihn vom Pferde, ehe er sich's versah, nahm ihm den Degen, zog seinen Majorsrock an und sprang auf das Pferd. So ritt er die Front entlang und schrie immerfort: „Schultert's Gewehr! Präsentirt's Gewehr! Marsch! [334] Bataillon rechts, links schwenk Marsch!“ so daß die Soldaten nicht folgen konnten und Alles durcheinander gerieth. Da wollte Hans sich todtlachen und rief: „So recht, ihr Kinder, das ist schön, nun geht nach Hause, ihr exercirt morgen wieder und heut bekommt ihr doppelte Löhnung.“ Da lachten die Soldaten mit, denn sie gönnten das dem Major, weil er so hart und streng gegen sie war.

Als der König sah, daß mit Hans nichts anzufangen sei, dachte er darauf, wie er ihn wieder los werden könne. In der Nähe der Hauptstadt lag im Walde ein Schloß, darin wagte Niemand zu übernachten, weil es immer da spukte. Der König ließ den Hans kommen und sprach: „Hans, wenn du das Schloß erlösest, gebe ich dir meine Tochter zur Frau.“ Er dachte aber, Hans werde da umkommen. Hans sprach: „Gib mir das schriftlich, dann will ich es thun.“ Der König gab ihm die Verschreibung. „So, nun muß ich noch Tabak und einen Blanken haben,“ sagte Hans und als er das bekommen hatte, machte er sich auf den Weg und zündete sich, da es gegen Abend ging und kalt war, in einem Zimmer Feuer in dem Kamin an. Gegen zwölf Uhr sprang die Thür des Zimmers auf und zwölf Männer traten herein, setzten sich an den Tisch und spielten Karten. Hans stellte sich zu ihnen und sprach: „Es ist schade daß ich kein Geld habe, ihr Brüder, sonst spielte ich mit euch, aber morgen muß mir der König welches geben.“ Die Männer gaben ihm keine Antwort und spielten weiter. Da merkte Hans, daß einer von ihnen fautelte, er schlug ihn hinters Ohr und rief: „Ei Spitzbub, ich [335] will dir lehren, deine Kameraden zu betrügen.“ Da schlug es Eins und die Männer waren verschwunden.

Am andern Morgen schickte der König einen Soldaten in das Schloß, um nachzusehn, ob Hans noch lebe. Als Hans ihn erblickte, rief er: „Du sage dem König, ich müsse Geld haben, denn um nichts und wieder nichts kann ich nicht spielen.“ Der König sandte ihm Geld und befahl dem Soldaten, die Nacht gleichfalls im Schloß zu bleiben. Aber der schüttelte doch bedenklich den Kopf und dachte bei sich: wie soll das ablaufen! Jetzt war Hans oben drauf. Abends sprach er zu dem Soldaten: „Mach du jetzt Feuer an, es wird kalt, ich will derweilen Holz holen.“ Er ging und war bald wieder da, aber da lag der Soldat und war steiftodt. Hans glaubte er sei vor Kälte umgefallen und schleppte ihn näher zum Feuer, sprach: „Da wärme dich, Alter, dann kommst du bald zu dir,“ stopfte sich ein Pfeifchen und rauchte. Als die zwölf Männer wieder kamen, rief er ihnen schon entgegen: „Hier ist Geld, jetzt können wir spielen ihr Brüder!“ Sie antworteten nichts, setzten sich hin und spielten, gaben ihm aber keine Karten. Hans ließ sich das eine Zeitlang gefallen, dann aber kochte es in ihm, er nahm ein brennendes Scheit aus dem Feuer und schlug unter sie, indem er schrie: „Ei euch groben Kerle soll der Himmelsapperloter holen, was ist das für eine Art.“ Er schlug aber in leere Luft hinein, denn eben brummte die Uhr Eins und die Männer waren weg.

Als der König am folgenden Morgen vernahm, daß das [336] Schloß schon ein wenig heller sei, als ob's erlöst werden sollte, und daß Hans noch immer lebe, wurde ihm angst und bange, denn er dachte: „Hat er zwei Nächte dort zugebracht, dann kann er es auch die dritte Nacht aushalten.“ Hans dagegen war gutes Muthes, denn er freute sich nicht wenig, so wohlfeilen Kaufs eine Prinzessin zur Frau zu bekommen und Prinz zu werden. Er sprang und tanzte den ganzen Tag im Schloß herum Trepp auf, Trepp ab und es war Abend, ehe er es dachte. Um zwölf Uhr kamen die zwölf schwarzen Männer wieder und dießmal war noch ein dreizehnter weißer bei ihnen, der winkte dem Hans, er solle mit ihm gehn. „Ja wohl, ich komme schon, aber die Zwölf müssen mit dir voran gehn“ sagte Hans und es geschah. Also gingen sie durch viele Gänge, bis sie an eine Thür kamen, die mit vielen Schlössern verschlossen war. Der Weiße rührte die Schlösser an, da sprangen sie auf, die Thür öffnete sich und da war es ein großes Zimmer, ohne Fenster, darin standen ringsum Fässer mit Gold. „Die ersten Fässer sind für dich,“ sprach der Geist, „die dort für den König und die andern für die Soldaten, und jetzt danken wir dir alle schönstens, denn du hast uns erlöst.“ „Das ist gern geschehn,“ sagte Hans und ging in seine Kammer zurück, denn die Geister waren verschwunden. Da legte er sich auf ein Ohr und schlief, wie ein Prinz.

Am folgenden Tage lief er in aller Frühe zum König, der noch in seinem Bette lag und rief: „Du, gib mir meine Frau, ich habe eine ganze Reihe Fässer voll Geld für dich.“ Der König seufzte, stand auf und ging mit Hans, aber da war er doch froh, [337] als er das viele Geld sah und auch merkte, daß der Hans nun einen eben so großen Reichthum besaß wie er selbst. Er sprach: „Gehe mit, Hans, ich führe dich zu der Prinzessin und morgen soll die Hochzeit sein.“ So weit war alles gut, als sie aber zu der Prinzessin kamen und sie hörte, was im Spiele sei, da wurde sie blitzböse und sprach, sie möge keinen Bauernlümmel zum Manne. „Das ist mir eins und dasselbe“ sagte Hans, „ich will dich aber zur Frau und morgen wirst du mich nehmen, da sind weiter keine Sprünge mehr zu machen.“ Und er ließ sie allein und ging wieder in das erlöste Schloß.

Der König war wie zerschlagen, als er seine einzige Tochter so trostlos sah. Da traten seine Räthe zu ihm und sprachen: „Eine Stunde von hier liegt die Mühle, wo der Teufel mit der sieben und siebenzig Ellen langen Nase umgeht. Dahin schicket den Hans und er solle auch die Mühle noch erlösen. Seit versichert er kommt nicht zurück.“ Der König ließ den Hans sogleich rufen und sprach: „Vor deiner Hochzeit könntest du mir noch den Gefallen thun, die Mühle draus vor der Stadt zu erlösen.“ „Ei herzlich gern,“ sagte Hans und ging gegen Abend hin. Da war in der Mühle nichts zu sehn, als ein alter Schraubstock, ein paar Stühle und ein alter Ofen. Hans legte Feuer ein, zündete seine Pfeife an und setzte sich gemüthlich hin. Plötzlich fuhr die Thür auf und da huschte ein langes spitzes Ding herein, das wollte kein Ende nehmen, und legte sich wie ein Seil im Zimmer an den Wänden herum. Endlich sprang ein Teufel herein, dem war [338] das lange Ding überm Maul fest gewachsen und da merkte Hans daß es seine Nase war. „Bruderherz dich möcht ich niesen hören“ sagte Hans, aber der Teufel brummte: „Du sollst nicht mehr niesen, denn ich breche dir das Genick.“ „Den Freundschaftsdienst kannst du dir ersparen,“ sagte Hans, „wenn dir dein eigen Genick lieb ist. Aber höre einmal, du bist so flink mit deiner Nase, kannst sie schlingen und drehen, ob du sie aber so schnell durch den Schraubstock ziehst, daß ich sie nicht festklemmen kann, das steht doch dahin.“ „Das wäre auch eine Kunst“ lachte der Teufel und machte so ein paarmal mit dem Kopf, da fuhr die Nase wie ein Blitz in der Stube umher, bald oben und bald unten. „Ja du hast recht, aber es käme doch auf den Versuch an,“ meinte Hans. „Gelingt mir's so bin ich frei, wo nicht, so bin ich ohne Widerrede dein.“ „Wie du willst,“ sprach der Teufel und schlingerte die Nase durch den Schraubstock. Hans drehte wohl, ließ ihn aber dießmal durchschlupfen. „Siehst du nun?“ lachte der Teufel und Hans machte ein recht betrübtes Gesicht. „Paß auf, jetzt geht's zu zweiten Mal los!“ sprach der Teufel und Hans ließ ihn noch einmal durch und schnitt ein noch viel grämlicheres Gesicht. „Und jetzt zum dritten Mal!“ rief der Teufel; aber dießmal gelang es ihm nicht mehr, Hans war flinker als er und der Teufel kreischte, daß man es in der Stadt hörte. „Nun bleib du ruhig hier,“ sprach Hans, aber da gab ihm der Teufel so lange gute Worte und versprach ihm alles Mögliche, bis Hans ihn losließ.

Jetzt half der Prinzessin nichts in der Welt mehr, sie mußte [339] den Hans nehmen. Nach und nach gewöhnte sie sich an ihn und gewann ihn seines guten Herzens wegen noch sehr lieb.

Eines Tages ging Hans mit der Prinzessin im Walde spazieren, da saß der Teufel mit der langen Nase auf einem Baume und griff mit seinen Klauen nach dem Haarputz der Prinzessin. „Ei willst du wieder in den Schraubstock?“ rief Hans, da kreischte er: „Nein, nein!“ und ließ sich nie wieder sehn.