Hans zu der Gige

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Joseph Anton Rueb
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Hans zu der Gige
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch I, S. 154–155
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Karlsruhe
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons und Google
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[154]
Hans zu der Gige.

Ungefähr 5/4 Stunden vom Schlosse Wieladingen und 1/4 Stund oberhalb dem Pfarrdorfe Murg, auf einem Vorsprunge der sogenannten Egghalde, von wo man lohnende Aus- und Niederblicke auf den unten dahin fluthenden Rheinstrom und jenseits desselben in das Frickthal und auf die Höhen des Jura genießt, sieht der Wanderer nur noch einige Mauerreste des ehemaligen Schlosses Richberg[1], von dem geschichtlich eben so wenig bekannt seyn wird, als von dem obgenannten. – Im Munde des Volkes hat sich von ihm noch folgende Sage erhalten:

Ein Ritter von diesem Schlosse, Namens Hans, trieb wie Jener von Wieladingen die Straßenräuberei, schlau und frech zugleich. Am liebsten zog er als Fiedler verkleidet auf den Straßen umher, spielte vorüberziehenden Kaufleuten auf und ließ sie dann durch seine Gesellen, die sich immer in der Nähe versteckt aufhielten und deren Pferde mit verkehrten Hufeisen beschlagen waren, damit die Verfolger irre geleitet werden sollten, berauben. Auch gebrauchte er seine Tochter als Lockvögelchen, um unerfahrne Jünglinge anzukirren und so von ihnen Geld zu erpressen. Hans, welchen das Volk seiner Fiedlerstreiche wegen „zu der Gige“ benannte, soll mit seiner Tochter ein schlimmes Ende genommen haben und noch jetzt könne man zuweilen ihre gespenstischen Erscheinungen sehen, so z. B. einen Reiter rücklings auf einem schnaubenden schwarzen Rosse eine Geige in [155] den Armen, oder beim Eingang des Schloßplatzes eine schwarzgekleidete Frauengestalt, eine mit Kostbarkeiten aller Art angefüllte Truhe bewachend und sehnlich auf Erlösung harrend, welche doch nur dann erfolgen könne, wenn sie von einem durchaus reinen Jüngling einen Kuß erhalte, welches Liebeswerk dann mit dem reichen Schaze belohnt werde; doch so groß auch das Verlangen darnach sey, Keiner habe zu dem Erlösungskusse sich noch verstehen wollen, da Jeder, der diesen Versuch mache, aber hinsichtlich seiner Keuschheit sich nicht fleckenlos bewahre, einen schlimmen Ausgang zu gewärtigen habe.

J. A. Rueb.

  1. [496] In der Sage „Haus zu der Gige,“ Seite 154, ist der Name des Schloßes unrichtig bezeichnet, es muß statt „Richberg“ heißen: „Rheinsberg“.