Harter Kampf
[324] Harter Kampf. (Mit Illustration S. 309.) Wettreiten auf der Rennbahn, namentlich mit Hindernissen, gilt für die vollkommenste Leistung des Sportsman. Es handelt sich dabei nicht allein um die Reitkunst, sondern es ist auch mit der angeborenen Eigenthümlichkeit des Pferdes, mit den seine Schnelligkeit bedingenden und fördernden Eigenschaften sowie mit den Vorzügen und Schwächen des Thieres und seinem Temperament zu rechnen, um aus dieser Beurtheilung die möglichsten Vortheile zu ziehen und im Ringen um das Ziel dasselbe „als Erster“ zu erreichen. Hierzu kommt, daß „der Reiter im Sattel“ Körperhaltung, Sitz, Zügelführung und die Anwendung von Sporn und Peitsche nach der individuellen Eigenart des Pferdes bemessen muß; denn das Rennpferd ist sehr empfindlich; es kennt seine Aufgabe, und seine Kraftausnutzung muß mit kundigem Auge berechnet werden. Es ist somit keine leichte Aufgabe, ein Pferd mit Aussicht auf Erfolg in den Rennkampf zu führen. Die günstige Konstellation im Rennen währt oft nur wenige Sekunden und in dieser Zeit muß der Reiter die Chancen erfassen. Schon beim Eintritt in die „Gewinnseite“ des Rennplatzes beginnt der harte Kampf, bei welchem Roß und Reiter in höchste Erregung gerathen und wo die geschickte und kunstgemäße Führung des Pferdes und sein Können im glänzendsten Lichte hervortritt. Der Reiter muß genau den Punkt kennen, wo er seine Anstrengungen für den Entscheidungskampf zu beginnen hat. Diese instinktartige Gabe zur Beurtheilung der Schnelligkeit ist eine natürliche Anlage, die durch fortwährende Uebung zu einem höheren Grade ausgebildet werden kann. Es hat daher der Reiter eine lange, schwierige Schulung durchzumachen, bevor er alle Bedingungen und Hilfsmittel beherrscht, die erforderlich sind, um das Pferd siegreich am Pfosten vorüber zu führen.