Zum Inhalt springen

Heilige Gräber

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Rudolf Lavant
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Heilige Gräber
Untertitel:
aus: Der Wahre Jacob
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1902
Verlag: J. H. W. Dietz
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Stuttgart
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scan
Kurzbeschreibung:
Der Wahre Jacob, Nr. 408, Seite 3710
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]

[3710]

Heilige Gräber.
                                             Rudolf Lavant.

Ein Volk ist dann nur tapfrer Männer werth
Und dann allein darf hoffen es auf neue,
Wenn es die Todten noch im Grabe ehrt
Und ihre Hügel pflegt in echter Treue.

5
Drum werde dankbar derer auch gedacht

Die unsre Fahne in den Kampf getragen,
Die in Berlin die Barrikadenschlacht
Mit festem Muth begeistrungsvoll geschlagen.

Mit schönen Worten, die ja billig sind,

10
Begrub man sie und mit erpressten Thränen,

Dann aber drehte plötzlich sich der Wind ―
Es ward Verlegenheit, sie zu erwähnen.
Wer hat es laut zu rügen noch gewagt,
Als die Verleumdung dreist ihr Grab bespieen?

15
Es ward das Schlimmste ihnen nachgesagt,

Und jedes Makels wurden sie geziehen.

Das Volk allein gedachte seiner Pflicht
In jenen trüben, würdelosen Tagen;
Das Volk allein vergass die Todten nicht,

20
Die man hinaus zum Friedrichshain getragen.

Nur in den Kellern noch und unterm Dach,
Von russgeschwärzten, sehnigen Gestalten,
Ob man sie auch gehindert hundertfach,
Ward ihr Gedächtnis dankbar festgehalten.

25
Das Volk empfindet stark und tief und zart.

Im Innersten gepackt von jenem Ringen,
Hat sich’s vom Mund den Bissen abgespart,
Um seinen Todten einen Kranz zu bringen.
Es zog hinaus beim ersten Tagesgraun,

30
Im Frühlingsnebel und in Sturm und Regen,

Um sich an jener Stätte zu erbau’n
Und auf die Hügel seinen Kranz zu legen.

Und stummer, heisser Herzensdank gebührt
Mit vollem Recht den Hochgemuthen, Braven,

35
Die in den Kampf der Freiheit Ruf geführt

Und die nun längst in tiefem Frieden schlafen.
War’s doch kein leerer, trügerischer Wahn,
Für den die Trotzigen, die Kühnen stritten ―
Dem Volke brach der Opfertod die Bahn,

40
Den freudig sie und ohne Murren litten.


Führt eure Kinder an die Gräberreihn,
Denn rasch entflammt für Grosses sich die Jugend;
Prägt ihnen Ehrfurcht für die Todten ein,
Lehrt sie bewundern ihre Bürgertugend.

45
Das sei der Dank, den ihr den Braven zollt

Und einen bessern könnt ihr nimmer spenden,
Denn was die Helden jener Zeit gewollt,
Ein kommendes Geschlecht wird es vollenden.

Anmerkungen (Wikisource)

[Bearbeiten]