Herr von Falkenstein (Badisches Sagen-Buch)
Es reit’ der Herr von Falkenstein,
Wohl über ein’ breite Haide.
Was sieht er an dem Wege stehn?
Ein Mädel mit weißem Kleide.
Was machst du hier alleine?
Willst du die Nacht mein Schlafbuhle seyn,
So reite du mit mir heime!“
„Mit Euch heimreiten, das thu’ ich nicht,
„Ich bin der Herr von Falkenstein,
Und thu’ mich selber nennen.“
„Seid Ihr der Herr von Falkenstein,
Derselbe edle Herre,
Den will ich haben zur Ehe.“
„Den Gefangnen mein, den geb ich dir nicht,
Im Thurm muß er vertrauren.
Zu Falkenstein sieht ein tiefer Thurm
„Steht zu Falkenstein ein tiefer Thurm,
Wohl zwischen zwei hohen Mauren,
So will ich an den Mauren stehn,
Und will ihm helfen trauren.“ –
„Feinslieb, bist du darinnen?
Und wenn ich dich nicht sehen kann,
So komm ich von meinen Sinnen.“
Sie ging den Thurm wohl um und wieder um,
„Und wenn die Nacht ein Jahr lang wär;
Keine Stund thät mich verdrießen!
„Ei dürft ich scharfe Messer tragen,
Wie unsers Herrn sein Knechte,
Um meinen Herzliebsten fechten!“
„Mit einer Jungfrau fecht ich nicht,
Dann wär mit immer ein Schande!
Ich will dir deinen Gefangnen geben;
„Wohl aus dem Lande, da zieh ich nicht,
Hab niemand was gestohlen:
Und wenn ich was hab liegen lahn’,
So darf ich’s wieder holen.“