Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen: Faustina Hasse
← Ernst Dietrich von Marschall | Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen (1918) von Adolf Hantzsch Faustina Hasse |
Johann Adolf Hasse → |
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext. |
[62] Nr. 74. Hasse, Faustina, geb. Bordoni, wahrscheinlich 1693–1785. Sie war nicht nur eine hervorragende Schönheit, sondern auch die bedeutendste Sängerin ihrer Zeit, und besaß zudem ein ausgezeichnetes Darstellungstalent. An der Dresdner Oper wirkte sie von 1734 an 17 Jahre lang mit seltenem Erfolge. Als sie 1751 freiwillig von der Bühne zurücktrat, behielt sie ihren Titel als Kammersängerin; auch wurde ihr der bisherige Jahresgehalt von 3000 Talern bis zu ihrem Weggange von Dresden fortbezahlt.
Im II. Teile seines Werkes Zur Geschichte der Musik und des Theaters usw. schreibt Fürstenau Seite 213: „Hasse war nie allein von Dresden abwesend, und nur in Faustinas Begleitung besuchte er Italien“, und Seite 214: „Übrigens ist so viel sicher, daß sie nie getrennt von ihrem Gatten gelebt hat.“ Diese Angaben entsprechen nicht der Wirklichkeit. In den Adreßbüchern von 1738 und 1740 wird F. als Einwohnerin von Dresden aufgeführt, aber ihr Gemahl findet sich darin nicht verzeichnet, eben weil er in jenen Jahren, und zwar allein, in Italien weilte. 1738 wohnte F. „am Alten Marckt beym Kauffmann Cölln“. Hier liegt wieder ein in jenen Büchern nicht zu selten vorkommender Druckfehler vor. Die Geschoßbücherauszüge [63] führen am Altmarkt keinen Hausbesitzer jenes Namens auf, verzeichnen aber dort einen Johann Christoph Kell, der von 1731 bis 1751 ein Haus besaß, das bereits vor seinem 1899 erfolgten Abbruche Altmarkt 7 war und es noch heute ist (O.-Nr. 357). Gleichzeitig wurde auch das Nachbargebäude Große Frohngasse 1 niedergelegt und auf der Doppelbaustelle das große Eberstein'sche Geschäftshaus errichtet. – 1740 befand sich das Heim der Sängerin auf der Schloßgasse bei Hof- und Justizienrat Bauern. Es war das der Löwenapotheke gegenüberstehende gotische Eckhaus an der Willschen Gasse und Schloßgasse, das damals dem Hofrichter Dr. Bauer gehörte, 1760 zwar stark beschädigt, aber nicht zerstört und bald darauf wieder hergestellt wurde. Erst rechnete man es lange Zeit zur Schloßgasse und trug die Hausnummer 1; mit der Verlegung der Haustür im Jahre 1890 wurde es Wilsdruffer Straße 2 (O.-Nr. 671). 1915 erfuhr der Bau eine äußere Erneuerung.