Himmelsbräute

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Autor: Heinrich Heine
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Titel: Himmelsbräute
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aus: Romanzero, Hamburg, Hoffmann und Campe, 1851. Seiten 59–61.
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Erscheinungsdatum: 1851
Verlag: Hoffmann und Campe
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Erscheinungsort: Hamburg
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[59]

 Himmelsbräute.

Wer dem Kloster geht vorbei
Mitternächtlich, sieht die Fenster
Hell erleuchtet. Ihren Umgang
Halten dorten die Gespenster.

5
Eine düstre Prozession

Todter Ursulinerinnen;
Junge, hübsche Angesichter
Lauschen aus Kapuz’ und Linnen.

Tragen Kerzen in der Hand,

10
Die unheimlich bluthroth schimmern;

Seltsam wiederhallt im Kreuzgang
Ein Gewisper und ein Wimmern.

Nach der Kirche geht der Zug,
Und sie setzen dort sich nieder

15
Auf des Chores Buchsbaumstühle

Und beginnen ihre Lieder.

[60]
Litaneienfromme Weisen,

Aber wahnsinnwüste Worte;
Arme Seelen sind es, welche

20
Pochen an des Himmels Pforte.


„Bräute Christi waren wir,
Doch die Weltlust und bethörte,
Und da gaben wir dem Cäsar,
Was dem lieben Gott gehörte.

25
„Reizend ist die Uniform

Und des Schnurrbarts Glanz und Glätte;
Doch verlockend sind am meisten
Cäsars goldne Epaulette.

„Ach der Stirne, welche trug

30
Eine Dornenkrone weiland,

Gaben wir ein Hirschgeweihe –
Wir betrogen unsern Heiland.

„Jesus, der die Güte selbst,
Weinte sanft ob unserer Fehle,

35
Und er sprach: Vermaledeit

Und verdammt sei eure Seele!

[61]
„Grabentstieg’ner Spuk der Nacht,

Müssen büßend wir nunmehre
Irre gehn in diesen Mauern –

40
Miserere! Miserere!


„Ach, im Grabe ist es gut,
Ob es gleich viel besser wäre
In dem warmen Himmelreiche –
Miserere! Miserere!

45
„Süßer Jesus, o vergieb

Endlich uns die Schuld, die schwere,
Schließ’ uns auf den warmen Himmel –
Miserere! Miserere!“

Also singt die Nonnenschaar,

50
Und ein längst verstorb’ner Küster

Spielt die Orgel. Schattenhände
Stürmen toll durch die Register.