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Humor und Poesie auf Cassenscheinen

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Titel: Humor und Poesie auf Cassenscheinen
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aus: Die Gartenlaube, Heft 37, S. 592
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1865
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[592] Humor und Poesie auf Cassenscheinen. Die Casse der Niedersächsischcn Bank in Bückeburg, der berühmten Hauptstadt des deutschen Großstaates Lippe-Schaumburg, hat im Jahre 1856 Banknoten im Betrage von je zehn Thalern ausgegeben, welche eine Merkwürdigkeit zeigen, die gewiß nur von den Wenigsten bisher beachtet worden ist. Es hat nämlich einer der Bankbegründer – Manche wollen, der Fürst selber, nach Andern der betheiligte Prinz von Hohenlohe – den sublimen Einfall gehabt, die einzelnen Cassenscheine so zu zieren und zur Controle zu bezeichnen, daß darauf Verse aus Volksliedern, bekannten Gedichten und deutschen Sprüchwörtern derartig Wort für Wort niedergeschrieben (mit Tinte!) sind, daß eine gewisse Serie den ganzen Satz bildet. So liegt vor uns die mühsam zusammengebrachte Reihe Nr. 323,300–323,307. Auf dem ersten Schein trägt der Revers in dem flatternden Band unterhalb des Wappens links die Nummer „323,300“, rechts das Wörtchen „Ich“ (und darunter den classischen Namen „Spindler“). Die folgende Nummer trägt:

  323,301 = hab’
ferner 323,302 = mein’
  323,303 = Sach’
  323,304 = auf
  323,305 = Nichts
  323,306 = gestellt,
  323,307 = Juchhe!

Und da alle Noten der Niedersächsischen Bank in gleich origineller Weise beschrieben oder vielmehr gezeichnet sind, so bildet ihre Gesammtheit jedenfalls das wunderlichste und kostbarste Spruch- und Liederbuch der Welt! Wer sich die Mühe des Suchens und Sammelns nehmen will (und nota bene die Mittel dazu besitzt), der wird finden:

„Wer niemals einen Rausch gehabt,
Der ist kein braver Mann!“

oder:

„Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang,
Der bleibt ein Narr sein Leben lang!“

Und

„Willst du immer weiter schweifen?
Sieh, das Gute liegt so nah.
Lerne nur das Glück ergreifen
Denn das Glück ist immer da!“

Von diesen und vielen andern guten Reimen sind untrügliche Bruchstücke gefunden worden. Ob nicht die berühmte Scene der Papiergelderfindung im zweiten Theile des Faust ebenfalls benutzt worden ist? Nun weiß doch ein jeder Eigner von Bückeburger Banknoten, wenn ein früheres Besitzthum dieser Art wieder zu ihm rückkehrt, und kann ihm gerührt entgegenrufen: „Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten!“ Sage Niemand fürder, im Geld und Bankwesen sei keine Poesie zu finden – oder wir senden ihn nach Bückeburg!