Hutten in Rom

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Autor: Johannes Proelß
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Titel: Hutten in Rom
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 8, S. 124
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[120]

Ulrich von Hutten im Kampf mit französischen Edelleuten in der Schenke zu Viterbo.
Nach dem Gemälde von W. v. Lindenschmit.

[124]

Hutten in Rom.

(Zu dem Bilde S. 120 und 121.)

Es sprach zum jungen Hutten
Herr Eitelwolf vom Stein:
„Dir weiß ich neue Waffen,
Ein andrer Ruhm sei Dein
Als mit dem Schwert in Händen
Zu messen Deine Kraft –
Jetzt fordert tapfre Kämpen
      Die Wissenschaft.

Horch, wie so mächtig rauschet
Der Bildung frischer Quell!
Wie strahlt die Morgenröte
Der neuen Zeit so hell!
Tauch’ Deine junge Seele
In diese Flut nur dreist,
Und geh’ hervor als Ritter
      Vom freien Geist!“

Drauf der gelehrte Burgherr
Den Jüngling unterwies –
Nicht wie man Schädel spaltet,
Auf Gegner führt den Spieß,
Nein, wie Latein und Griechisch
Man lernet wohlbedacht,
Wie man erkämpft voll Eifer
      Des Wissens Macht.

Der Schüler war gelehrig …
Zwar ließ er nicht vom Schwert,
Doch hielt als Waffe höher
Er seine Feder wert.
Mit scharfen Epigrammen
Von klassischem Latein
Ins Heer der Obskuranten
      Wie fuhr er drein!

Im Lederwams des Ritters
Ein fahrender Scholar –
An manchem Musenhochsitz
Er nun zu Gaste war.
In Platos lichte Weisheit
Ward er da eingeführt –
Hat elegant auf griechisch
      Jetzt disputiert.

Dann aber zog’s ihn mächtig
Zur Stätte höchsten Ruhms,
Nach Rom, der stolzen Wiege
Des Humanistentums.
Erlauchte Professoren
Verhießen ihre Gunst,
Hier wollt’ er Meister werden
      In seiner Kunst.

Doch wo einst Deutschlands Fürsten
Zum Kaiser man gekrönt,
Hört’ er den deutschen Namen,
Sein Vaterland verhöhnt,
Sah er die Ablaßgelder,
In Deutschland aufgebracht,
Verprassen und die Spender
      Noch schnöd’ verlacht.

Und jäh stieg ihm zur Stirne
Das heiße Blut empor,
Als Kaiser Max, der treue,
Umsonst den Sieg beschwor,
Als er vor Frankreichs Heeren
Die Waffen strecken hieß,
Weil ihn des Reiches Hilfe
      Im Stiche ließ.

Da hielt es ihn nicht länger,
Er wollte heim im Flug.
Auf einem Ritt sein Rappe
Ihn bis Viterbo trug.
In seiner Seele klangen
Kernworte, wild und stark,
Die Deutschen zu ermannen
      In Geist und Mark.

Doch aus der Herberg scholl ihm
Entgegen andrer Klang,
Französische Gesandte
In Siegesüberschwang,
Die saßen lustig tafelnd
Gar protzig im Gemach,
Berauschend sich beim Weine
      An Deutschlands Schmach.

Sie achten nicht des Gastes
Im Lederkoller schlicht,
Sie sehen nicht, welch Feuer
Aus seinen Augen bricht.
Sie prahlen und sie lästern
Laut weiter, frech und frank …
Da greift ans Schwert Herr Hutten,
      Da zieht er blank.

Es hatte lang’ gefeiert
Der alterprobte Stahl,
Nun springt hervor er flammend
Als wie ein Wetterstrahl …
„Genug, Ihr Herr’n, der Worte!
Es gilt – setzt Euch zur Wehr!
Ich bin ein deutscher Ritter –
      Hie Deutschlands Ehr’!“

Sie lachen … „Der – ein Ritter? …
Hallo – er meint es ernst! …
Gieb Raum, zieh’ ab in Frieden,
Eh’ Du uns kennenlernst!“
Da auf den ersten nieder
Herrn Ulrichs Klinge saust
Und streckt ihn jäh zu Boden …
      Den andern graust.

Es giebt der Zorn den Hieben
Des Ritters grimme Wucht,
Noch trifft sein Schwert den zweiten.
Doch schon auf heller Flucht …
Er aber senkt die Waffe
Und blickt sie liebreich an.
„Gelt, das war deutsch geredet? …
      So nun fortan! …“

Als dann im Heimatlande
Der Geisteskampf entbrannt,
Und Hutten kühn sein Denken
In Lied und Schrift bekannt,
Da hat sein höchstes Meinen
Er schlicht auf deutsch gesagt,
Deutsch klang hinfort sein Wahlspruch:
      „Ich hab’s gewagt!“

 Johannes Proelß.