Hymnen aus dem Griechischen
Musen, euch sing’ ich zuerft, und Apollon dich, und Kronion:
Denn, von den Musen gesandt und dem Fernhintreffer Apollon,
Kommen zu uns des Gesangs und der Leier kundige Männer;
Aber die Herrscher vom Zeus. O selig, welcher der Musen
Heil euch, Kinder des Zeus! seyd hold auch meinem Gesange!
Doch ich werde noch eurer und anderes Liedes gedenken.
Kypris, die herrliche Göttin, die goldbekränzte, schöne,
Sing’ ich anjezt, die rings der meerumflossenen Kypros
Höhen besizt; denn es trug dorthin sie mit feuchtendem Hauche
Zephyros Macht auf der Woge des lauthinbrausenden Meeres,
Freundlich empfangend, bekleideten sie mit köstlichen Kleidern,
Schmückten das heilige Haupt ihr dann mit künstlichgeschaffnem
Schönem und goldenem Kranz, und der Ohren durchbohrete Läppchen
Mit messingenen Blumen und hochgepriesenem Golde.
Legten sie goldene Ketten zum Schmuck, mit welchen die Horen
Selber sich stets ausschmücken, die goldenspangigen, wann sie
Gehn in den lieblichen Tanz der Unsterblichen, und zu dem Vater.
Als nun mit jeglichem Schmuck Kytherea prangete, ward sie
Reichten die Händ’ ihr zum Gruß, und es wünschte jeder im Herzen
Dieser als blühenden Braut sich gesellt, und heim sie zu führen,
Froh die Gestalt anstaunend der Veilchenbekränzeten Kypris.
Heil, schwarzbrauige, dir, sanftlächelnde! Sey mir, o Göttin,
Doch ich werde noch deiner und anderes Liedes gedenken.
Vom Dionysos sing ich, dem Brausenden, Epheubekränzten,
Semelens herrlichem Sohn, der gepriesenen, und des Kroniden;
Welchen die lockigten Nymphen ernähreten, da sie vom Vater
Ihn aufnahmen im Schoos; und sie pflegeten seiner mit Sorgfalt
In schönduftender Grott’, und ward der Unsterblichen einer.
Aber nachdem ihn die Nymphen, den vielbesungnen, ernährten,
Siehe, da wandelt’ er hin zu den waldbewachsenen Berghöhn,
Herrlich mit Lorber geschmückt und mit Epheu: aber die Nymphen
Heil dir, o Dyonysos, du Bringer reichlicher Trauben!
Gieb uns, daß wir mit Freude die kehrenden Stunden begrüßend,
Auch von den Stunden wieder zu vielen Jahren gelangen.
Artemis sing’ ich, die hohe, die Jungfrau goldener Spindel,
Sie, die Freundin der Pfeile, die jagende Schüzin der Hirsche,
Die, mit Apollon, dem Führer des goldenen Schwerdtes, gebohren,
Auf den beschatteten Bergen umher und den windigen Höhen
Und hinsendet den schwirrenden Pfeil: es erbeben die Häupter
Hoher Gebirge sodann, und es schallt die dunkele Waldung
Schrecklich umher von den Tönen des Wilds, es schauert die Erde
Rings, und die Fluten des Meers. Doch sie selbst, kraftvoller Gesinnung
Aber nachdem sich belustigt die spähende Freundin der Pfeile,
Und ihr Herz sich gefreut, dann lösend den krümmenden Bogen
Wandelt zur herrlichen Wohnung sie hin, wo ihr liebender Bruder
Phöbos Apollon wohnt, zum gesegneten Lande von Delphos,
Hier aufhängend die Pfeil’ und den abgespanneten Bogen,
Geht sie voran, die Gestalt mit lieblichem Schmucke bekleidet,
Führend den Tanz: doch jene, mit göttlicher Stimme beginnend,
Singen, o Leto, dein Lob, schönfüßige, weil du gebahrest,
Seyd mir gegrüßt, ihr Kinder des Zeus und der lockigten Leto!
Doch ich werde noch eurer und anderes Liedes gedenken:
Gäa, die Mutter von Allen, die schönbegründete, sing’ ich
Jezo, die hochgepriesne, die jegliches nährt auf der Erde.
Was auf der Erde nur wohnet, der heiligen, was in dem Meere,
Was durch die Luft hinfliegt, dies segnest du, alles ernährend.
Herrliche: dein ist die Macht, zu verleihn den sterblichen Menschen
Und zu entführen das Leben. O selig, welchen du ehrend
Gütiges Herzens bedenkst! dem wird in allem ein Reichthum.
Voll steht solchen das Feld, das ernährende, und auf den Aeckern
Aber nach weisem Gesez in der Stadt schönblühender Weiber
Herrschen sie, und es begleitet sie vieler Segen und Reichthum.
Stolz auch wandeln die Söhn’ in der Freude der blühenden Jugend,
Und in den festlichen Tänzen erfreuet sich, heiteres Herzens,
Wenn du, Göttin sie ehrst, du heilige, Segenerfüllte.
Heil dir, Mutter der Götter, du Gattin des herrlichgestirnten
Uranos! lohne mein Lied mit erfreuendem Leben mir gütig!
Doch ich werde noch deiner und anderes Liedes gedenken.