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Ich weiß

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Textdaten
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Autor: Karl von Fircks
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Titel: Ich weiß
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 29, S. 481
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1871
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Ich weiß.[1]

Ich weiß es, deine frommen Augen lügen,
Und was so stolz von deiner Stirne thront,
Als Lüge wandelt es in deinen Zügen,
In deinem Herzen hat es nie gewohnt.

Ich weiß, ich weiß, dein Lächeln kindeshelle
Ist nur ein Lichtstrahl, der auf dir erfror,
Und deiner Locken spielgehobn’e Welle
Verbirgt ein heimlich sündenhorchend Ohr.

Und ob die Scham dir weilet auf der Wange,
In seiner keuschen Hülle ungesehn
Regt sich dein Leib wie eine weiße Schlange,
Und du bist schlecht, ich weiß, doch du bist schön!

Ich will den goldnen Schleier nimmer heben,
Der deiner Seele schwarze Nacht verdeckt,
Und den das Licht erröthend dir gegeben,
Damit dein nacktes Herz sich drin versteckt.

Ich will in deinen Zügen gläubig lesen
Der Schönheit ew’ges himmlisches Gedicht
Und will versuchen drüber zu vergessen,
Daß Gott dir mehr gab als ein Angesicht.


  1. Aus dem poetischen Nachlasse des Freiherrn Karl von Fircks.
    D. Red.