Ich will aus allem nehmen, was mich nährt
Erscheinungsbild
- [36] „Ich will aus allem nehmen, was mich nährt,
- was übereinstimmt mit mir längst Vertrautem;
- so wird mir manches stille Glück gewährt.
- „In Eurer Weisheit fand ich manch geheime
- 5Bestätigung zu von mir selbst Geschautem
- und brachte sie zu meiner Art in Reime.
- „Es gibt so vieles Schöne, Gute, Wahre;
- wie bin ich dankbar, daß ich Mensch sein darf
- und immer Neues solcher Art efahre!“
- 10Erfahre denn noch dies dazu: entfernt
- bist du vom Ernst noch. Dein Gewissen warf
- dir noch nicht vor, daß Weisheit sich nur – lernt.
- Mit solchem Blumenpflücken, Kränzchenwinden –
- was ist getan? sieh dir ins Angesicht
- 15und prüfe, ach, solch allzu lau Empfinden.
- Du fühlst der Weisheit Weg noch nicht als – Pflicht.
- Und so: ob von Glühwürmchen oder Sternen
- dir Licht zufließt – dir ist’s das gleiche Licht.
- [37] Dir sind die echten Tiefen, wahren Fernen
- 20noch stumm; sie, deren Siegel einzig bricht:
- ein tiefdemütig lebenlanges – Lernen.