Im Kreislauf des Jahres (1900)

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Textdaten
Autor: Rudolf Lavant
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Titel: Im Kreislauf des Jahres.
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Herausgeber: Illustrierter Neue Welt-Kalender
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Erscheinungsdatum: 1900
Verlag: Auer/Hamburg und J.H.W. Dietz/Stuttgart (in Kommission)
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Erscheinungsort: Leipzig
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Im Kreislauf des Jahres.

Wenn sich im Frühlingssonnenschein
Die ersten bunten Falter wiegen,
Dann sollst Du wie die Lerche sein,
Die aufwärts strebt in frohem Fliegen,

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Die in des kleinen Herzens Drang

In’s ew’ge Blau wie trunken klettert
Und ihren hellen Lobgesang
Der Freiheit und der Liebe schmettert.
Denn ist für all‘ die sel’ge Lust

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Kein Raum in Deiner breiten Brust?


Wenn Alles schweigt im Sonnenbrand
Und lechzt nach Regen und nach Kühle,
Dann fühle Dich dem Blitz verwandt,
Der niederzuckt in all‘ die Schwüle,

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Bis sich bei seinem Flammenlicht

Des Himmels dunkler Schooß entladet,
Der Regen brausend niederbricht
Und Alles labt und Alles badet.
Das freie Wort in schwüler Zeit

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Gleicht nur dem Blitz an Herrlichkeit.


Wenn Alles frostig wird und bleich,
Und welk das Laub zu Boden gleitet,
Dann sei der raschen Schwalbe gleich,
Die ihre starken Schwingen breitet,

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Die sich, wenn düster, ernst und fahl

Der Herbst die müde Erde kettet,
Weit über Meere, Berg und Thal
In schön’re Sonnenlande rettet.
Der Freiheit und der Schönheit Reich

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Bleibt sich zu allen Zeiten gleich.


Und wenn der Wald des Todes Bild,
Und schneebedeckt die weiten Räume,
Dann gleiche Du dem trotz’gen Wild,
Das hungernd irrt durch kahle Bäume,

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Das, eh‘ es an den Menschen sich

Mit scheuer, stummer Bitte wendet,
Zurück in’s tiefste Dickicht wich
Und ohne Klage dort verendet.
Wer nimmt das Brot der Tyrannei?

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Viel lieber sterben, aber ― frei!

                                             R.L.