Im Kreislauf des Jahres (1903)
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Im Kreislauf des Jahres.
Du hörst im Tann die wilde Taube girren,
Ein gelber Falter schwimmt im lauen West,
Und heimathfrohe flinke Schwalben schwirren
Und bessern zwitschernd aus ihr altes Nest.
Des letzten Winterschnees in schatt’ger Kluft
Und wie sich scheu die Veilchen auch verstecken,
Verräth sie doch ihr feiner, süßer Duft.
Die blaue Luft ist voller Lerchenlieder;
Und wie zum Kuß beugst Du Dich freundlich nieder
Zu eines Kindes sonnigem Gesicht.
Des Kukuks Ruf, des Pirols Pfiff verstummen,
Wenn’s mit den Tagen wieder abwärts geht,
Um jede Linde, die in Blüthe steht.
Der Himmel wird von ferner Blitze Sprühen
In Blut getaucht in wetterschwüler Nacht;
Auch in dem kleinsten Häuslergärtchen blühen
Das reife Korn sinkt zu der Mäher Füßen
Vom Morgengrauen bis zum Abendschein ―
Den braunen Schnittern schickst ein frohes Grüßen
Du wandernd zu von grünem Feldesrain.
Durch Kraut und Stoppel streift des Jägers Hund;
Du füllst den Korb mit rothgewangten Früchten
Und Herbstzeitlose steh‘n im Wiesengrund.
Die letzten Astern will der Herbst Dir schenken
Und die gebräunten Sommerrosen senken
Von hohem Schafte müd und schwer das Haupt.
Und hat von seiner letzten Trauben Schneiden
Der Winzer ernst zu Dir emporgeblickt,
In stummer Wehmuth leise zugenickt.
In dichten Flocken schneit’s. Die Winde heulen,
In Schnee vergraben liegen Busch und Strauch,
Und aus den Hütten steigt in grauen Säulen
Kein Laut umher, als das Gezirp der Meisen
Und eines Raben Krächzen im Geheg;
Nur windverwehte, schwere Stapfen zeigen
Zum nächsten Dorfe hülfreich Dir den Weg.
Mit dürrem Holz, das er im Walde brach.
Wie matt sein Schritt! In schmerzlichen Gedanken
Siehst Du ihm lange feuchten Auges nach.
R.L.