In Kriegszeiten
[388] In Kriegszeiten. (Zu dem Bilde S. 377.) Das siebzehnte Jahrhundert, das in seiner ersten Hälfte einen Dreißigjährigen Krieg hatte toben sehen, sollte auch in seiner zweiten nicht zur Ruhe kommen. Ludwig XIV. war der Störenfried, der seine politische Macht dazu benutzte, sich nicht bloß in die Angelegenheiten der Nachbarn einzumengen, sondern sogar deren Bestand zu bedrohen. Das mußten namentlich die Vereinigten Niederlande erfahren, nachdem sie mit England und Schweden Frankreich daran gehindert hatten, die fast schon ganz eroberten spanischen Niederlande sich einzuverleiben. Ludwig, der Sonnenkönig, rückte in Holland ein und eroberte den größten Theil desselben. In diese Zeit fällt die Scene, welche unser Künstler in seinem Bilde festgehalten hat. Der Kriegslärm verhallt an den Mauern des schlichten Gehöftes, in dessen Küche die schmucke Tochter des Hauses und der Trompeter sich in traulicher Unterhaltung zusammengefunden haben. Was kümmern sich die beiden um die Welt draußen! Was um den Krieg! Sie stehen im Begriff, ein Bündniß der Herzen zu schließen und bekräftigen es mit warmem Händedruck. Die Königin am Herde hat einen Vasallen gefunden, der vertrauensvoll und zärtlich von seinem niedrigen Schemel zu ihr aufschaut. – Wenn nur das garstige Verslein nicht wäre vom anderen Städtchen und anderen Mädchen!
Gabriel Hackl, dem wir dieses Bild verdanken, ist zu Marburg in Steiermark geboren am 24. März 1843, erhielt den ersten Zeichenunterricht in seiner Heimath, setzte seine künstlerische Ausbildung an der Akademie zu Wien fort und siedelte dann (1870) nach München über, wo er in Pilotys Schule trat und acht Jahre später die Stelle eines Professors an derselben Akademie erhielt, deren Schüler er noch eben gewesen war. C. A. R.