In der Vorhalle der Großen Moschee zu Damaskus

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Titel: In der Vorhalle der Großen Moschee zu Damaskus
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 40, S. 672–673, 688
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: kurze Beschreibung und Geschichte der Umayyaden-Moschee in Damaskus
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[672–673]
Datei:Die Gartenlaube (1896) b 0672.jpg

Vorbereitung zur Wallfahrt in der Vorhalle der Großen Moschee zu Damaskus.
Nach dem Gemälde von G. Bauernfeind.

[688] In der Vorhalle der Großen Moschee zu Damaskus. (Zu dem Bilde S. 672 und 673.) Damaskus, die Hauptstadt Syriens, hat bis auf unsere Tage ihren alten Ruf zu wahren gewußt. Ihre Einwohnerzahl beträgt gegen 150000 und noch blühen in ihr die einst so berühmten orientalischen Industrien. Prächtige mit Gold und Silber durchwirkte Seidenstoffe und herrliche Perlmutterarbeiten werden in ihren Mauern von fleißigen Handwerkern erzeugt. Aus der Ferne gesehen macht das Stadtbild durch die vielen Kuppeln und Minarets, die aus dem Häusermeer emporragen, einen imposanten Eindruck. Zieht man durch eins der Thore in das Innere der Stadt ein, so fühlt man sich allerdings enttäuscht, denn die Straßen sind eng und winkelig, die einst schönen säulengezierten Bauten verfallen oder schlecht erhalten. Trotzdem weist Damaskus geschichtliche Sehenswürdigkeiten auf. Sein Stolz ist vor allem die Große Moschee, die leider vor drei Jahren durch Feuersbrunst stark gelitten hat.

An der Stätte eines großen heidnischen Tempelkomplexes wurde vermutlich schon durch Kaiser Arkadius (395 bis 408) eine christliche Kirche in byzantinischem Stile erbaut. Sie führte den Namen Johanneskirche nach ihrer kostbarsten Reliquie, dem Haupte Johannes des Täufers. Nach Eroberung der Stadt durch die Araber (635) wurde die eine Hälfte der Kirche den Christen gelassen. Erst 70 Jahre später zerstörte der Kalif Welîd die christlichen Altäre und verwandelte den byzantinischen Bau in eine herrliche Moschee, die von arabischen Schriftstellern als Weltwunder gepriesen wurde. Ueber hundert griechische Künstler sollen für ihn aus Byzanz gerufen worden sein. Antike Säulen wurden in ganz Syrien zusammengesucht, der Fußboden und die unteren Teile der Wände mit den seltensten Marmorarten bekleidet, die oberen Teile und die Kuppel mit Mosaiken bedeckt. Kostbare Steine zierten die Gebetsnischen, um deren Bogen sich goldene Weinreben rankten. Von der vergoldeten Decke hingen 600 schwere goldene Lampen herunter, welche allerdings schon der zweitfolgende Kalif durch einfachere ersetzen ließ. Dreihundert Jahre später zerstörte eine Feuersbrunst einen Teil der Moschee und seit der Eroberung von Damaskus durch Timurlenk im Jahre 1399 war sie nur noch ein Schatten ihrer früheren Herrlichkeit.

Auf unserem Bilde werfen wir einen Blick in die westliche Vorhalle des großen Moscheehofes. Wir sehen die vom byzantinisch-christlichen Bau erhaltenen Säulen mit den würfelförmigen Kapitälaufsätzen, und an der Wand Reste der Mosaik- und Marmorverkleidung, welche letztere spätere Flickarbeiten aufweist. Die reichverzierten Thürflügel geben uns am ehesten einen Begriff von der prunkvollen Ausstattung des ursprünglichen Kalifenbaues.

Bei dem Kultus der Mohammedaner spielt die Verehrung zahlloser Heiliger eine bedeutende Rolle. Ihre Grabesdome umgeben die größeren Städte und werden zu gewissen Zeiten, besonders vor dem Fastenmonat Ramadan, in festlichen Aufzügen besucht. Auf unserem Bilde werden in dem Moscheenhofe Vorbereitungen zu einer solchen Wallfahrt getroffen. In Damaskus zeichnen sich diese Aufzüge durch die Farbenpracht großer zeltförmig ausgebreiteter Fahnen und anderes originelles Beiwerk aus. Eine eigentümliche Rolle spielen bei diesen Aufzügen lebende Schlangen. Sie werden, um Hals und Arme gewunden, mitgetragen. Auch auf den Helmen mancher mit sarazenischen Ringpanzern bekleideten Araber sieht man dieselben, irgendwie befestigt, sich krümmen. In der Mittelgruppe unseres Bildes sind einige Schlangenbändiger im Begriffe, diese etwas eigensinnige Helmzier zu befestigen. Fremde, die als Zuschauer solchen Prozessionen beiwohnen, müssen auf ihrer Hut sein, da man in solcher Lage leicht fanatischen Angriffen ausgesetzt ist.