In die Sommerfrische
[532] In die Sommerfrische! (Zu dem Bilde S. 517.) Der glückselige langersehnte Tag ist da, wo die Schulthüren geschlossen werden und die Massenwandernng aufs Land beginnt. Wer an diesem Morgen den Starnberger Bahnhof in München betrachtet, wo Scharen auf Scharen von reisefertigen Schuljungen mit Schmetterlingsnetz, Angel, Rucksack und Bergstock ankommen, während die Mädchen Körbe und Taschen von allen Größen tragen und die Eltern ebenfalls schwer bepackt nachfolgen, wer dann die hochaufgestapelten Lastwagen voll des vielgestaltigsten und wunderbarsten Familiengepäckes sieht, welche hintereinander den Bahnsteig entlang geschoben werden, der versteht, wieviel Mühsal hier erduldet ist, bis endlich, endlich der riesenlange Zug sich zur großen Halle hinauswindet. Aber was nun weiter folgt, ist eitel Lustbarkeit. Denn gegenüber der Station Starnberg schaukelt schon auf den lichtgrünen klaren Wellen die prächtige „Bavaria“ mit dem fahnentragenden goldenen Löwen und der großen Laterne am Vorderende und nun dringt es in dichtem Strom über die Landungsbrücke, hinein und hinauf aufs Verdeck, wo man im frischen Lufthauch und Morgenglanz die Ufer ringsum liegen sieht. Ebensoviel Ziele der Fahrt als Dörfer: Possenhofen, Feldafing und Leoni, die bekanntesten Aussichtsplätze, wo im Hochsommer das letzte Bauernhäuschen voll Stadtmenschen steckt, weiter oben das nicht weniger bevölkerte Tutzing, Bernried mit seinem herrlichen Park, das Strandidyll von Ambach, Ammerland mit Wald und Villen. Und über allen diesen als Hintergrund aufragend, die lange lichtblaue Alpenkette und drunten der weitgedehnte grüne See, ein Bad ohnegleichen, der außer den großen Dampfern von zahllosen Ruder- und Segelbooten durchkreuzt wird. Ja, die Münchener Schulkinder haben es gut, denn der Starnberger See ist überwiegend von Münchenern bevölkert. Aber auch wer weiter herkam und seine Sommerwochen dort verlebte, dürfte diesen lieblichsten Voralpensee nicht wieder vergessen! Bn.