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In einer schwedischen Dorfkirche

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Textdaten
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Autor: Unbekannt
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Titel: In einer schwedischen Dorfkirche
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 23, S. 357, 368
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1870
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[357]

In einer schwedischen Dorfkirche.
Nach dem Oelgemälde von Nordenberg in Düsseldorf.

[368] In einer schwedischen Dorfkirche. Wäre nicht die eigenthümliche Tracht, in der wir auf unserem Bilde die Bäuerin vor uns sehen, mit dem reich verschnürten und gestickten Mieder, mit der großen Brustnadel, dem weit ausgeschlagenen Kragen und namentlich dem breit über den Kopf laufenden, oben in Knoten geschlungenen Tuch, so würden wir in unserer Bezeichnung das Wort „schwedisch“ füglich weglassen können, so deutsch und heimathlich mutet uns Alles an, was wir auf dem Bilde des schwedischen Malers sehen. Jeder unserer Leser ist schon in der goldenen Morgenfrühe einer sonntäglichen Wanderung durch ein Dorf gekommen, wo gerade Gottesdienst war und wo durch die offene Thür der alten lindenbeschatteten Kirche der volle Klang der Orgel und der getragene Chorgesang der ländlichen Gemeinde tönte. Eine staubige, schmalgewundene, unter den vorsichtigsten Schritten dennoch ängstlich knarrende Treppe führt auf den Chor der Kirche, wo der Lehrer des Dorfes, wie schon seit einer langen Reihe von Jahren, so auch heute mit seinem tüchtigen Orgelspiel die Herzen der Gemeinde erhebt. Hinter seinem Stuhle steht die von ihm im Laufe des Winters wacker geübte Knabenschaar, mit der Tonfülle der Orgel im kräftigen Gesang um den Preis ringend, während andere Kinder umhersitzen und knieen, das Auge nicht von den kunstgeschickten Fingern des Lehrers verwendend. Ein alter blinder Mann hat an der Seite seines jugendlichen Führers in sicherer Ecke Platz genommen, während eine reiche Bäuerin ihre eben genesene Tochter gleichfalls aus dem Gedränge der Kirche herauf auf den Chor gerettet hat. Ueber Allem schwebt das Licht der Sonne, goldig und schön und gern auf die andächtige Ruhe Derer blickend, die sich in ihrer heißen Gluth Tag aus Tag ein der vergangenen Woche auf freiem Felde mühten.

Bengt Nordenberg, der Maler des Bildes (geb. 1822), ist einer der Söhne Skandinaviens, welche durch die Blüthe der Düsseldorfer Künstlerschule an die Ufer der Düssel gelockt wurden und dort ihre Ausbildung genossen haben. Seine zahlreichen Schöpfungen sind in ganz Europa verbreitet; einige derselben haben ehrenvolle Plätze gefunden, so dasjenige, in welchem der Künstler das gleiche Motiv, das unsere heutige Illustration zeigt, in kaum bemerkenswerth verschiedener Weise behandelte und das in dem städtischen Museum zu Leipzig aufgestellt ist. In vielen Gemälden aus dem Familienleben hat er das behagliche Glück einfacher Verhältnisse zu schildern verstanden; in seinen Darstellungen des religiösen und kirchlichen Lebens weht eine überzeugende Innigkeit und Wärme, die den Künstler beim Schaffen erfüllte und die sich unbewußt und wohlthuend dem Beschauer mittheilt. Unser Holzschnitt wird einen Begriff von den schlichten und wahren Motiven geben, durch welche dieser Eindruck erreicht wird.