In ernster Zeit
[240] In ernster Zeit. (Zu unserer Kunstbeilage.) Ein Stimmungsbild aus dem Beginn der Freiheitskriege giebt uns der Künstler mit dieser stillen Abendscene. Ueber den Rasenplatz her, der so oft die fröhlichen Spiele der Jugend aus dem Gutsherrn- und dem Pfarrershause mit angesehen hat, kommt der älteste Sohn des Pastors, der zum „Lützower“ umgewandelte Student, welcher morgen zum Sammelplatz eilen wird, um dem Ruf seines Königs zu folgen. Und dort an der Parkmauer erwartet ihn des Gutsherrn schlankes Töchterlein im kurzen Kleid, dessen Sinn bisher leicht war wie ihr hüpfender Gang, das den Jugendgespielen mit tausend übermütigen Neckereien quälte – und das nun plötzlich, von dem Weh des Abschieds berührt, zur Jungfrau verwandelt vor ihm steht. Der sonst so lachlustige Mund ist fest geschlossen, die Augen haben keinen Blick der Schelmerei mehr, sie sind unverwandt auf die dunkle Rose gerichtet, um zu verbergen, daß es feucht zwischen den Lidern schimmert. Und er? … Er ist ein braver Junge: mit keinem Wort will er den Frieden dieser unberührten Seele trüben, kein Versprechen verlangen, das ihre Treue vielleicht bald an einen Toten bände. Es sind nur kurze, karge Worte, die zwischen ihnen gewechselt werden, aber die beiden wissen, was für ein Sinn darin liegt, und daß diese Abschiedsstunde ihre Herzen fest vereinigt hat. Was wird die Zukunft bringen? Eine glückliche Heimkehr oder den Heldentod fürs Vaterland? … Daß auch dieser dem Jüngling kein zu hoher Preis für die Befreiung des Vaterlandes dünkt, das zeigen seine männlich ernsten Züge und der entschlossene Blick des Auges.