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Italienische Banditen in Chile

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Textdaten
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Autor: Friedrich Gerstäcker
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Titel: Italienische Banditen in Chile
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 40, S. 640
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1868
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[640] Italienische Banditen in Chile. Während wir hier hören, daß Chile das den Araucanern noch nicht einmal abgenommene indianische Territorium mit deutschen Familien besetzen will, und die neuesten Zeitungen sogar wieder melden, daß die wilden Araucaner einen neuen Ueberfall ausgeführt und viele Menschen erschlagen haben, bringt eine englische Correspondenz aus Chile, nach Panama gerichtet, die Nachricht, daß die chilenische Regierung einen neuen Contract, und zwar mit der italienischen Regierung, abgeschlossen habe. Danach soll Victor Emanuel alle die eingefangenen Banditen und was er sonst in Italien los zu sein wünscht, nur auf Schiffe packen und nach Chile senden. Einen großen Theil für die Passage vergütet die chilenische Regierung, das Andere legt Victor Emanuel zu. Diese werthvollen Emigranten sollen nach der chilenischen Ansiedelung in der Maghellans-Straße geschafft werden.

Für Italien ist das nun jedenfalls sehr angenehm und uns hier in Deutschland berührt es nicht, aber wer sich darüber zu freuen hat, sind die deutschen Ansiedler in Puerto Monte und Chiloe, wie ebenfalls in Valdivia, denn daß sich jene wilden Charaktere nicht lange werden in den kalten und unwirthlichen Strecken der Maghellansstraße zurückhalten lassen, liegt auf der Hand.

Die Beispiele haben wir in allen Strafcolonien. Selbst in dem scharfbewachten Cayenne brechen die Sträflinge fortwährend aus, und in den Goldminen von Venezuela kann man ganze Trupps von ihnen sehen. Nirgends aber haben sie so günstige Gelegenheit, zu entkommen, wie gerade an der Westküste von Amerika, wo fortwährend Südwinde vorherrschen und die Strömung schon ein Boot, ohne Segel und Ruder, an der Küste hinaufführt. Ein Boot wissen sich aber solche überdies zur Verzweiflung getriebene Menschen immer zu verschaffen, und wenn sie die günstige Jahreszeit zu einem Fluchtversuch wählen, sind sie vollständig geborgen. Zahlreiche mit Büschen bewachsene Inseln bieten ihnen dabei zugleich, wenn nöthig, sichere Verstecke, oder auf der Fahrt Schutz gegen die Wogen des Oceans, und die deutschen Colonien, die allein nördlich von ihnen liegen, sind dann unausbleiblich auch ihr nächstes Ziel.

Unsere deutschen Landsleute in Puerto Monte und Valdivia mögen sich deshalb nur auf einen gelegentlichen Besuch italienischer Banditen gefaßt machen, den ihnen ihre für das Land in unleugbar thätiger Weise sorgende Regierung vorbereitet hat.

Fr. Gerstäcker.