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Jürgen Krokow

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Textdaten
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Autor: Jodocus Donatus Hubertus Temme
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Titel: Jürgen Krokow
Untertitel:
aus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. S. 84–86
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1840
Verlag: Nicolaische Buchhandlung
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Erscheinungsort: Berlin
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[84]
49. Jürgen Krokow.

An dem Hofe des Herzogs Bogislav X. war ein Edelmann, mit Namen Jürgen Krokow. Derselbe ist so stark gewesen, daß er ein Hufeisen hat mitten können entzwei reißen. Drei Tonnen Bier hat er zu gleicher Zeit können aus einem tiefen Keller tragen, zwei ganze hat er mit seinen [85] Händen bei den Spunden gefaßt, und zwei halbe hat er unter die Arme genommen, und ist also damit fortgegangen. Solches hat er oft geübt, zu Stettin, zu Wolgast, zu Schwerin und an anderen Fürstenhöfen. Nach Stettin kam auch einmal ein berühmter Ringer, der bat sich aus, mit Jedermann zu ringen um ein Kleinod. Da hat sich Krokow erboten, mit ihm zu ringen, doch daß es ohne Betrug zuginge. Der Fremde nahm das an, und sie rangen mit einander auf dem Hofe zu Stettin, da Herzog Bogislav mit dem Frauenzimmer und dem ganzen Hofgesinde zusahen. Der Ringer aber fing an, sich vor Krokow zu fürchten, und er gedachte, gegen die Abrede ein Stück zu gebrauchen; er stieß ihn also, wo er nicht sollte, und fällte ihn, wovon Krokow sehr krank wurde. Darauf baten die anderen Edelleute den Herzog, daß er den Ringer nicht solle entkommen lassen, bis man ersehen, wie es dem Krokow ergehen werde. Also ließ ihn der Herzog bestricken. Als nun nachher Krokow wieder gesund geworden war, da bat er den Herzog, daß er den Ringer losgebe auf den Bescheid, daß derselbe von Neuem mit ihm ringe ohne Betrug. Das that Herzog Bogislav, und die Beiden rangen noch einmal mit einander. Da faßte Krokow mit seiner starken Faust den Ringer, bevor dieser seine Tücke wieder gebrauchen konnte, und hob ihn auf wie ein Kind, stieß ihn nieder und zerknirschte ihn, und warf ihn dann zur Erde, daß er für todt liegen blieb und in sechs Wochen nicht wieder gesund wurde.

Hernach zog Jürgen Krokow mit den Polen in den Krieg gegen die Moskowiter. Da waren einmal in einer Schlacht drei oder vier seiner Gesellen von mehr denn funfzig Moskowitern umringt. Als Krokow dieses sah, schlug er sich zu ihnen durch und errettete sie. Aber er selbst, nachdem er also ritterlich gefochten, wurde von der Uebermacht [86] erschlagen, nachdem er noch im Sterben zehn derselben erwürgt hatte. Dieser Krokow hatte keine ordentlichen Zähne, wie andere Leute, sondern die obere wie die untere Zahnreihe bestand jede nur aus einem einzigen Knochen, was auch in seiner Familie lange erblich gewesen sein soll.

Kantzow, Pomerania, II. S. 279-281.
Micrälius, Altes Pommerland, I. S. 331.