Zum Inhalt springen

Jeder hat seinen Preis

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Jeder hat seinen Preis
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 29, S. 464
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1870
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[464] Jeder hat seinen Preis. Man schreibt uns aus Rock Island, Ills.: „Eine Kunstreiter- und Akrobatengesellschaft, genannt ‚de Haven’s Sensations Circus‘, die den Westen Nordamerikas bereist, läßt, um ein großes Publicum heranzuziehen, durch riesenhafte Placate ankündigen, daß vor jeder Vorstellung die einzige Aëronautin der Welt, Miß Lottie St. Clair, in einem großen Ballon aufsteigen wird. – Am 17. Mai gab diese Gesellschaft in der Stadt Rock Island in Illinois Vorstellungen. Um vier Uhr Nachmittags soll der Ballon aufgehen. Eine ungeheure Menschenmasse hat sich am bestimmten Platze versammelt. Der Ballon ist mit heißer Luft gefüllt, fertig zur Auffahrt. Wo aber ist die Miß? Niemand hat sie gesehen. Die Leute beginnen zu toben, der Director flucht und schwört: „Fünfundzwanzig Dollars die Woche und nicht zur Zeit am Platze!“ – Endlich nach langem Suchen wird die größte Luftschifferin der Welt in Gestalt eines Mannes in vollständig betrunkenem Zustande in einer Restauration entdeckt. – Es ist nicht mehr Zeit, das Costum der Aëronautin anzulegen, da die Menge immer ungeduldiger wird. Ohne Umstände wird er zur Gondel geschleift, hineingesetzt, und der Ballon schießt mit einer ungeheuren Schnelligkeit in die Lüfte. Der Wind treibt ihn hoch über den Mississippi gen Iowa nach der Nachbarstadt Davenport hinüber, wo er an Bäumen und Häusern zerrissen wird. Der unglückliche Insasse wird herausgeschleudert, bricht zwei Rippen und wird innerlich schwer verletzt, kommt jedoch mit dem Leben davon. – Die ganze Presse war entrüstet über den Unfug. Jedoch wer wagt nicht sein Leben für einen Wochenlohn von fünfundzwanzig Dollars. Kaum acht Tage sind vergangen, de Haven hat nördlich von hier in dem Städtchen Mc. Gregor in Iowa seinen Circus aufgeschlagen. Wieder steigt sein Ballon in die Luft; diesmal ist der Insasse ein Deutscher, Max Becker mit Namen. Der Ballon wird vom Winde nach Osten getrieben, und als er über die Mitte des Stromes ankommt, fällt er plötzlich herunter in die Wellen. Ehe einige Boote, die in der Nähe liegen, ihn erreichen können, ist Max Becker ertrunken. – Armer Landsmann! – Wer wird der Nächste sein?“