Joseph und Jacob (Gemälde der Dresdener Gallerie)
In mehren seiner biblischen Geschichten ist Bol auf sehr sinnige Weise in das Wesen des Orients jener Zeit eingedrungen, die als nebelgraue Ferne hinter uns liegt. Einen seiner einfachen Stoffe bildet die rührende Erzählung im ersten Buch Moses, wie Joseph seinen Vater Isaak, dessen Zeit der Wallfahrt auf Erden schon hundert und dreißig Jahr gedauert, dem Pharao von Aegyptenland vorstellt, und wie der Erzvater den mächtigen König segnet. Bol hat es verstanden, mit wärmster Wahrheit das Sanftrührende der Situation in vollem Maß hervorzuheben, ohne doch der Einfachheit derselben zu nahe zu treten. Der ausdruckvollste, edelste Kopf ist jedenfalls derjenige des Königs, wogegen Joseph, der Nächste nach ihm im ganzen Reiche, in seinen geistvollen Zügen nicht wenig von der Schlauheit zeigt, wodurch er die Aegypter bewog, dem Pharao ihren Grund und Boden, ihre ganze Habe und sich selbst dazu als Eigenthum zu verkaufen, damit dieselben leben bleiben und nicht Hungers sterben möchten. Das Costüm ist wohl gewählt, wenn auch nicht breit behandelt; das Colorit aber von großer Sauberkeit und Lebenswärme.