Zum Inhalt springen

Jukunde von Stolzeneck

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Karl Wilhelm Justi
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Jukunde von Stolzeneck
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch II, S. 582–584
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Karlsruhe
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons, Google
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[582]
Jukunde von Stolzeneck.

Traurig sinnend saß Jukunde
Auf dem hohen Felsenschloß,
Lehrend ihre beiden Söhne –
Als es süß wie Lautentöne
Sich durch’s Maienthal ergoß:

5
„Oeffne Deine stille Wohnung,

Holde Herzenskönigin!

[583]

Einen Ritter siehst Du nahen,
Der, um Minne zu empfahen,
Kommt mit ehrfurchtsvollem Sinn.

10
„Laß die Todten friedlich ruhen!

Ach! schon manche Thräne quoll; –
Bei des Aufgangs Purpurkranze,
Bei der Sterne mildem Glanze,
Bebt mein Herz so heiß und voll!“

15
Zürnend sprach die treue Gattin:

„Nahe dieser Wohnung nicht!
Schlummert gleich im heiligen Lande
Längst mein Wilhelm, trennt die Bande
Dennoch Zeit und Schicksal nicht!

20
„Dem zuerst mein Herz geschlagen,

Schlägt es bis zur stillen Gruft,
Treue hab ich ihm geschworen,
Deine Seufzer sind verloren
Und verwehn im Abendduft.“

25
„Treue hast Du ihm gelobet; –

Doch der Tod bricht jeden Schwur.
Soll der Wangen Roth verblühen?
Deiner Augen Gluth verglühen?
Lebst Du für die Todten nur? –“

30
„Nein, ich lebe frisch im Leben,

Meinem holden Knabenpaar!
Seh’ ich einst sie herrlich blühen,
Dann mag diese Gluth verglühen,
Die dem Gatten heilig war!“

35
Ernst und sinnend schwieg Jukunde,

Als der Ritter wieder sprach:
„Edle Frau, vom heil’gen Grabe
Komm’ auch ich, und süße Gabe
Folget meinem Flehen nach!

[584]
40
Rudolf bin ich, der die Freundschaft

Deines Gatten hat erstrebt;
Das Gerücht hat Dich betrogen,
Prüfend, hab’ ich Dir gelogen –
Wilhelm, Dein beweinter, lebt!“

45
„Komm herein!“ – sprach die Entzückte, –

„Freudig nannte Wilhelm Dich,
Oft den Freund aus frühster Jugend
Und das Urbild wahrer Tugend;
Neues Leben strömt durch mich! –“

50
Bald erstieg der wack’re Ritter

Der Getreuen Felsenschloß;
Aber – welch ein Wonneleben! –
Wilhelm war’s, der voller Leben,
Selbst in seinen Arm sie schloß!

K. W. Justi.