Junge Friesin

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Titel: Junge Friesin
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aus: Die Gartenlaube, Heft 11, S. 177, 180
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[177]

Junge Friesin.
Nach dem Gemälde von B. Genzmer.

[180] Junge Friesin. (Zu dem Bilde S. 177.) Wer als Gast auf Helgoland zum erstenmal in dem großen Saal der „Hohen Meereswoge“ oder dem des „Grünen Wassers“ den Töchtern der Insel bei ihrem eigenartigen Nationaltanz zusieht, der wird nicht ohne Erstaunen inne, wie viel zierliche Anmut unter ihnen vertreten ist. Denn diese Zierlichkeit steht in gar auffälligem Kontrast zu dem starken, oft reckenhaften Körperbau der Fischer und Lotsen, welche die Väter und Brüder dieser zartgliedrigen Mädchen sind, und zu dem wohlverdienten Ruf des Friesenstamms, dem Kampf mit den Tücken des Meers besonders rüstige Kämpen zu stellen. Aber wer dann anderen Tages in den Straßen des Oberlandes heimischer wird und bemerkt, wie die sauberen Backsteinhäuser, in denen die Frauen und Töchter der Männer vom Strand ihr arbeitsames Dasein verbringen, gar so niedrig und eng sind, als hielten sie sich niedergeduckt vor dem Wind, der mit so stürmischer Wucht über sie hinfegen kann – wer hier die Mädchen der Insel durch die niedliche Hausthür schreiten oder hinter den noch viel niedlicheren Fenstern sitzen sieht, auf deren Simsen auch die sorgfältig gepflegten Zierpflanzen nur kleiner geraten als anderswo, der findet dieses Größenverhältnis natürlich.

Dem friesischen Seemann ist die eigentliche Heimat das Meer; das Friesenmädchen auf ihrer Insel muß sich in die Enge schicken. Das Gesetz der Anpassung hat auch hier gewaltet und nicht auf Kosten der Schönheit. Denn gesunde Frische findet sich meist gepaart mit dieser auch auf den anderen friesischen Inseln nicht seltenen Zierlichkeit seiner Bewohnerinnen. Von zierlicher Anmut sind auch die Hauben, welche sie von alters her – trugen. Schon längst ist leider die Landestracht auf diesen Fischerinseln abgekommen, zum wenigsten auf denen, die als Seesommerfrischen besucht werden. Aber in alten Truhen werden da und dort noch die alten Zierstücke von Mutter und Großmutter aufbewahrt und an stillen Sonntagen öffnen sich dieselben vor den strahlenden Augen der Tochter und Enkelin. Da geht’s an ein feierliches Anprobieren und mit andachtsvoller Lust sieht das moderne Friesenmädchen dann im Spiegel, wie Mutter und Großmutter in der Tracht von einst so schmuck aussahen – damals als die Guten selbst noch so jung waren wie jetzt sie.