König Alexander von Serbien

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Titel: König Alexander von Serbien
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aus: Die Gartenlaube, Heft 18, S. 307
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[307] König Alexander von Serbien. (Mit Bildniß.) Der jugendliche König von Serbien hat der Welt eine rechte Ueberraschung bereitet. Seit der Abdankung König Milans im März 1889 war er der glückliche Inhaber des serbischen Thrones, indessen, als ein Knabe von damals noch nicht einmal 13 Jahren, mußte er sich wohl oder übel eine Regentschaft dreier älterer erfahrener Männer gefallen lassen. Das ging denn auch soweit die Jahre her. Der junge Fürst bildete sich durch Reisen und Studieren, die Regenten regierten, die Parteien befehdeten sich – in Serbien vielleicht etwas heftiger als anderswo, theils weil das dort im Naturell liegt, theils weil eben die Umstände in dem vielumgewühlten Lande noch nicht jene Festigung erreicht haben, die auch den politischen Gegnern eine gewisse Schranke auferlegt. Nach den letzten Wahlen aber, welche die beiden Hauptparteien in annähernd gleicher Stärke in die Skupschtina geführt hatten, wurde die Verwirrung doch zu toll – und da scheint sich der jetzt sechzehnjährige König Alexander mit seinem Lehrer Dr. Dokitsch des auch nicht viel älteren großen makedonischen Namensbruders erinnert zu haben, der mit 22 Jahren den Gordischen Knoten durchhieb. So lud er denn am Abend des 13. April – des 1. April alten Stils – die Regenten zur festlichen Tafel, und als er die Meldung erhalten, daß alle Vorbereitungen gegen einen etwaigen Widerstandsversuch vollendet seien, da erhob er sich mit seinem Glase in der Hand, dankte den beiden Regenten Ristitsch und Vellmarkowitsch – der dritte war gestorben und noch nicht wieder ersetzt – für alles, was sie für ihn und seinen Vater gethan hätten, und theilte ihnen anschließend in aller Freundschaft, aber sehr deutlich mit, daß er nun ihrer Dienste nicht mehr bedürfe. Der Staatsstreich beim Souper war fertig. Die Regenten mußten alsbald erkennen, daß jeder Versuch einer Auflehnung gegen die königliche Willensmeinung vergeblich wäre, sie unterzeichneten, wenn auch mit Bitterniß im Herzen, das ihnen vorgelegte Aktenstück, und nach einer anständigen Haft im Palais wurden sie des anderen Vormittags entlassen.

König Alexander I. von Serbien.
Nach der neuesten Aufnahme von L. Letzter, Hofphotograph in Belgrad.

Der nunmehr selbst regierende König Alexander I. von Serbien ist ein Sohn des vielgenannten Fürsten Milan, jetzt Grafen von Takowa, und seiner nicht weniger bekannten Gattin Natalie. Er ist geboren am 14/2. August 1876, unser Bild ist aufgenommen am 1. April dieses Jahres. Seine Großjährigkeit hätte an und für sich im Jahre 1895 erklärt werden sollen. Wenn man es noch nicht wüßte, so müßte man aus seiner neuesten That schließen, daß er einen tüchtigen Muth und einen kräftigen Willen besitzt – beides Eigenschaften, deren das ihm anvertraute Land wohl gebrauchen kann. Das Serbenvolk scheint denn auch mit der neuen Wandlung der Dinge ganz einverstanden zu sein.