Der Krinolinenkrieg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der Krinolinenkrieg
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 18, S. 307
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
vgl. John Strange Winter
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[307] Der Krinolinenkrieg. Schon verkünden auch in Deutschland allerlei Anzeichen den drohenden Einzug der Krinoline in die Läden, die Boudoirs, die Salons! Doch in Deutschland steht man dieser neuesten Umwälzung der Toilette, welche einen so bedenklichen Rückfall in eine überwundene Mode bedeutet, wehrlos oder gleichgültig gegenüber. Anders in England und Amerika, wo die Frauen gewohnt sind, größere Kampfbereitschaft an den Tag zu legen. In London hat Mrs. Stannard, die Erzählerin, die unter dem Namen „John Strange Winter“ schreibt, eine „Antikrinolinenliga“ gegründet. In dem Aufruf zur Begründung dieses Vereins sagt sie: „Es ist schlimm genug, daß die Frauen nicht die Moden erfinden und nicht die Macht haben sollen, zu sagen, was sie tragen wollen, sondern daß, wie wohlbekannt, solche Dinge von einer kleinen Clique von Männern bestimmt werden.“ Die Formel, durch deren Unterschrift jedermann Aufnahme in den Verein findet, lautet: „Hiermit verpflichte ich mich, alles zu thun, was in meiner Macht steht, um das Krinolinetragen zu verhindern.“ Schon haben 12000 Frauen und Jungfrauen unterschrieben. Auch an die Königin und an die Prinzessin von Wales haben sich die kampflustigen Damen gewendet, doch ohne Erfolg; denn die Möglichkeit eines Rückzugs wäre, wenn die Krinoline wieder zur Weltherrschaft gelangt, doch nicht ausgeschlossen! Und ein solcher Rückzug wäre der größte Triumph für die Pariserinnen und den englischen Modetyrannen in Paris, Mr. Worth und seine ganze Clique.

Auch andere Frauen- und Toilettenvereine haben gegenüber der Krinoline Stellung genommen, besonders die Gesellschaft, die sich die Einführung eines „vernünftigen“ Kleides zur Aufgabe gestellt hat. Hier herrscht keine so erbitterte Feindschaft gegen die frühere, wiederauserstehende Mode. Die Präsidentin dieses Vereins erklärt sie durchaus nicht in Acht; die Röcke würden durch sie von den Fersen abgehalten, was bei schlechtem Wetter ein Segen sei. Wohl aber müßten die Kleider kürzer getragen werden, fünf Zoll vom Boden, und es hat sich jetzt eine „Fünf Zoll vom Boden-Liga“ gebildet, um diesen Grundsatz zur Geltung zu bringen. Ein anderer Klub, die „Weiblichen Pioniere“, erklärt sich überhaupt von der Mode unabhängig und verlangt Bethätigung der persönlichen Neigung und des eigenen Geschmacks. Diese freie Toilette schlägt bedenklich die Richtung nach der Herrentracht ein. In Amerika wird die Krinoline in einer Art und Weise bekämpft, die an das deutsche Seuchengesetz erinnert. Ein Abgeordneter in Minnesota hat in dem dortigen Parlament einen Gesetzentwurf eingebracht, demzufolge Fabrikanten, die es wagen, Krinolinen anzufertigen, nicht nur mit schwerer Geldbuße, sondern auch mit Gefängnißstrafe belegt werden sollen. Es wird sich ja zeigen, ob alle diese Mittel gegen die Tyrannin Mode, deren Wege so dunkel, aber doch so

siegreich sind, etwas ausrichten werden.