Kaiser Rudolf

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Textdaten
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Autor: Rainer Maria Rilke
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Titel: Kaiser Rudolf
Untertitel:
aus: Larenopfer. In: Sämtliche Werke, Band I, S. 50-51
Herausgeber: Rilke-Archiv in Verbindung mit Ruth Sieber-Rilke, besorgt durch Ernst Zinn
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1955
Verlag: Insel-Verlag
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Erscheinungsort: Frankfurt am Main
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf den commons
Kurzbeschreibung:
Erstdruck 1895
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[50] KAISER RUDOLF

Hoch auf seiner Himmelswarte
über einer Sternenkarte
sitzt der Kaiser Rudolf dort,
forschend, ob der langerharrte

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Flugstern, der die Weisen narrte,

streifen würde diesen Ort.

Und er fragt den Astrologen,
der am hohen Himmelsbogen
alle Wandelwege weiß:

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»Wird von Unglück der betrogen,

den der Stern hineingezogen
in den unheilvollen Kreis?«

[51] Und der Alte weicht ihm leise
aus: »Der Stern zieht seine Gleise,

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Herr, im fernen Ätherreich!«

Und gen Süden sieht der Weise; —
und der Kaiser schaut die Kreise
seines Globen, ernst und bleich. —

Und von Süden kommt Verderben,

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kommt Matthias. — Eilge Erben

lassen ihm nur den Hradschin;
und der Kaiser spricht im herben
Spott: »Mir bleibt nichts, als zu sterben,
denn schon bin ich tot für ›ihn‹.

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Alter! Laß den Blick uns heben!

du hast recht, die Sterne schweben
hoch ob allem Erdenbann;
aber — die nach ihnen streben,
knüpfen selbst ihr dunkles Leben

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an die lichten Lose an! «