Kelch aus der Kirche von Mediasch

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Titel: Kelch aus der Kirche von Mediasch
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 6, S. 195
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Spätgothischer Kelch aus der Kirche
von Mediasch in Siebenbürgen.

Kelch aus der Kirche von Mediasch. (Mit Abbildung.) Es ist nicht bloß landsmannschaftliche Antheilnahme, mit welcher wir Deutsche die jahrhundertelange Geschichte der Siebenbürger Sachsen betrachten. Es bleibt unter allen Umständen eine der geschichtlich merkwürdigsten Erscheinungen, wie dieser von der Heimath weit hinweg verpflanzte Volkstheil, umgeben von fremden, oft widerstrebenden Kräften, sich seine nationale Eigenart wahrt und trotz der erschwerenden Umstände in den Werken der Kultur nicht hinter den Brüdern in der alten Heimath zurückbleibt, sondern in allen Stücken mit ihnen gleichen Schritt hält.

Unsere Abbildung ist ein Beleg dafür. Sie zeigt einen durch Feinheit der Arbeit und Schönheit des Aufbaus ausgezeichneten spätgothischen Kelch aus der evangelischen Kirche zu Mediasch, Komitat Groß-Kokelburg. Das Kunstwerk ist ungefähr 29 Centimeter hoch, oben am Rande 11 Centimeter weit, aus leicht vergoldetem Silber, stellenweise mit Granaten geschmückt.

Nach den freundlichen Mittheilungen des Herrn Stadtpfarrers Johann Oberth zu Mediasch wurde dieser Kelch laut Ausweis eines alten Stiftungsverzeichnisses im Jahre 1677 von den Erben eines Andreas Seidner, welcher von 1660 bis 1666 Bürgermeister der Stadt Mediasch war, zum ehrenden Angedenken an den Verstorbenen der Kirche zum Gebrauch beim Abendmahl gewidmet. Auf der inwendigen Seite des Fußes befindet sich die Inschrift „Andr. Seid.“ Danach darf man wohl annehmen, daß niemand anders als eben jener Andreas Seidner selbst der Verfertiger des Kelches gewesen ist; denn Andreas gehörte, wie noch andere Bürgermeister vor und nach ihm, der zu jener Zeit hoch in Blüthe stehenden Zunft der Goldschmiede von Mediasch an. Wir erhalten dadurch auch eine ziemlich genaue Zeitbestimmung für das schöne Werk, und mit Wehmuth erinnern wir uns daran, daß um dieselbe Zeit im deutschen Stammland, welches eben von den Schrecken und dem Elend des Dreißigjährigen Krieges aufzuathmen begann, wohl wenig Sinn für ein derartiges Werk vorhanden sein mochte. =