Kindleintag
[142] Chronologisches. Kindleintag. In den MJÖG 9, 665–67 hat Oscar Redlich den, wie mir scheint, in der Hauptsache überzeugenden Nachweis geführt, dass hie und da, besonders im Salzburgischen die drei ersten Wochentage nach Ostern und Pfingsten nach Analogie der drei ersten Tage nach Weihnachten (des 26.–28. Dec.), also der Montag als Stephanstag, der Dienstag als Johannis Evang., der Mittwoch als Unschuldiger Kindleintag bezeichnet seien. Anknüpfend daran möchte ich darauf hinweisen, dass es in einem Schreiben vom 4. April 1408 aus Hagenau (Dt. Reichstagsacten 6 Nr. 187) heisst: es were hute der kindelin tag. Es ist das auch ein Kindertag um Ostern, von dem man bisher, so viel ich sehe, nichts gewusst hat, der aber nicht nach Redlich’s Anweisung zu erklären ist. Der fragliche Brief ist allerdings an einem Mittwoch, wie R.’s Combination es verlangt, geschrieben, aber nicht am Mittwoch nach Ostern, sondern nach Judica, also zwei Wochen früher. Nun ist immerhin zu beachten, dass von den drei Beispielen, welche R. für den Kindleintag aufführt, zwar das eine Pfingsten betreffende deutlich sagt: Mittwoch nach Pfingsten, dass aber die beiden andern vom Kindleintag zu Ostern sprechen, was auf den Mittwoch nach Judica auch noch passen könnte. Vielleicht führen weitere Beobachtungen zur Entscheidung der Frage, entweder zu einer leichten Aenderung des Redlich’schen Ergebnisses oder zur Trennung dieses Hagenauer Kindleintages von jenen Beispielen. Derselbe würde dann wohl in die Kategorie örtlicher Feiern gehören, wie kürzlich in der Z. f. G. d. Oberrheins (N. F. 3, 376 f.) K. Reinfried für das Schwarzachische ein Kinderfest zu Urbani (Mai 25) nachweist, das, wie er meint, vom Tage des hl. Gregor, des Patrons der christl. Schulen (März 12) in diese günstigere Jahreszeit verlegt sei.
[431] Chronologisches. Kindleintag. Zu der Mittheilung, welche das letzte Heft unter diesem Titel brachte, bemerkt Hr. Archivrath Dr. H. Grotefend, dass der in Frage stehende Kindleintag mit Ostern resp. Judica nichts zu thun hat, sondern auf den gerade am 4. April einfallenden Ambrosiustag zu beziehen ist. Dem Ambrosius kommt der Name „lerers“ zu: „an dem daghe Ambrosius des hillighen lerers 1469“ (Riedel cod. dipl. Brandenb. I, xiv); „1393 an des heiligen byschoff und lerer sand Ambrosii tag“ (Fontes rer. Austr. II, XXXIII, 352). An seinem Tage also wählten die Hagenauer Kinder ihren Schulbischof und zogen auf die Maiwiese. – Andererseits unterstützen nach Mittheilung Herrn Dr. Oswald Redlich’s die weiter von ihm gesammelten Beispiele die Annahme, dass unter dem Kindleintag zu Ostern (wenigstens in der Salzburger Diöcese) der Mittwoch nach Ostersonntag zu verstehen ist.