Klagelied
Habe einen alten Mann,
Schön zart bin ich vom Leibchen,
Das sieht man mir wohl an.[1]
Der Mund ist rosenrot
Und wann es jemand wüßte,
Der liebet sich zu tot.
Wenn man nicht lieben kann;
Die Zeit muß ich verlieren
Bei einem alten Mann.
So ist er eisenkalt,
Er hat ja keine Hitze[n],
Das macht ’s, er ist zu alt.
Auch Zeller und Salat,
Es ist die alte Leier,
Zum Lieben ist er zu alt.
Den allerbesten Wein,
Er hat ja kein Gefühle
In Adern, Mark und Bein.
An seinem Schneckenhaus,
Der Schneck hat kein Gefühle,
Der Schneck will nicht heraus.
Und zeiget mir Verdruß,
Er gibt mir leere Stöße,
Die ich beweinen muß.
Heirat’s kein alten Mann,
Der euch brav lieben kann.
Anmerkungen der Vorlage
[Bearbeiten](Graz in Steiermark, ca. 1840. – Hds. Nr. 840 des steiermärkischen Landesarchivs in Graz aus dem Besitze Anton Meixners. S. 63 f. Nr. 41. – Vgl. Blümml, Erotische Volkslieder. S. 14 f. mit weiterer Literatur).
- ↑ Hds. Das seht mir wohl noch.