Klagelied eines unglücklichen Weibes
Unterdeß in öder Kammer,
Von dem Gram das Herz zernagt,
Deine Gattin ihren Jammer
Nur dem Kruzifixe klagt;
Sorgenlos dein Söhnchen spielt,
Und sie bey des Kindes Küssen
Doppelt all ihr Elend fühlt:
Sitzest du im Kreis der Zecher,
Trinkst du aus dem vollen Becher
Deinen frühen Tod hinein.
Denkst nicht, daß ich Arme weine,
Nah gerücket an die Gruft;
Mit dem süßsten Namen ruft.
Schändet nun ein Myrtenkranz;
Weh mir! eine feile Dirne
Und dein Aug! – dies wilde Feuer
Ach, es ist der Liebe Tod!
Laßt ihn, laßt ihn, Ungeheuer!
Und erbarmt euch meiner Noth!
Meinen ersten Kuß geraubt,
Und wie brünstig! o ich hätte
Keinem Engel es geglaubt,
Daß er je für Metzen brennen,
Jemals die soll schleppen können,
Die ihr ganzes Herz ihm gab.
Doch, was ächz’ ich, Thörin, weiter!
Aechze so nur in den Wind!
Lächle nicht mehr, Herzenskind!
In dem Drange deiner Noth
Und an fremden Thüren suchen
Denn verpraßt hat er mein Habe,
Und geplünderet mein Haus,
Brautgeschenke, Morgengabe,
Alles lockt’ er mir heraus.
Nur zu dir, Unendlicher!
Denn des Elends ist kein Ende,
Keine Hülf’ hienieden mehr.
Laß das Herz des Kindes stocken
Gieb, daß diese blonden Locken
Bald ein Todtenkränzchen schmückt,
Daß aus meinem Jammersohne
Bald ein Engel Gottes wird,
Aus dem Zährenthale führt.