Kleiner Briefkasten (Die Gartenlaube 1871/47)
[792] Eine Leserin d. G. in Kasan. Sie befragen uns über die Entstehung und Bedeutung des Wortes „Frauenzimmer“. Darüber giebt die leider eingegangene Monatsschrift Karl Frommann’s „Die deutschen Mundarten“ folgende Belehrung: Frauenzimmer hieß im sechszehnten und siebenzehnten Jahrhundert das fürstliche Wohn- und Versammlungszimmer der den weiblichen Hofstaat der Fürstin bildenden Hoffräulein, Töchter adeliger Familien des Landes, die zu ihrer Ausbildung in feiner Sitte und weiblichen Arbeiten an den Hof gebracht wurden, wo sie unter Oberaufsicht des Hofmeisters (das heißt des Obervorstehers der ganzen fürstlichen Dienerschaft, des ersten Leibdieners der Fürstin) in Verbindung mit der Hofmeisterin standen, die gewöhnlich adeligen Standes, auch Wittwe oder eine bejahrtere Person war. Daher Bezeichnungen wie zum Beispiel „Marie von Weisbach, eine Jungfrau aus dem Frauenzimmer zu Koburg“, oder „die edle und ehrentugendsame Jungfrau in der Herzogin Frauenzimmer“. Aus dieser Bedeutung entwickelte sich die zweite, nach welcher mit diesem Worte die Gesammtheit der im Frauenzimmer wohnenden Hoffräulein bezeichnet wurde. Zum Beispiel: „Als die lange Reihe der Männer vorbei war, kam das Frauenzimmer, die Edlen, und auch sonst die Jungfern bei der Stadt.“ Hieraus entspann sich dann für das Wort die Bedeutung „des gesammten weiblichen Geschlechts“ überhaupt und daraus zuletzt der jeder einzelnen weiblichen Person.
M. in Z. Schweizer Reisetouren und Erlebnisse sind in so vielerlei Formen als Bücher und Journalartikel auf den literarischen Markt gekommen, daß wir in der That in Zweifel sind, was wir Ihnen davon empfehlen sollen. Eine sehr angenehme Lectüre für Alle, welche noch einmal in Schweizer Erinnerungen schwärmen wollen, bilden die von Max Ring unter dem Titel „In der Schweiz“ in Leipzig erschienenen Reisebilder und Novellen. Als eifriger Leser der Gartenlaube kennen Sie ja unsern langjährigen Mitarbeiter und wissen, wie angenehm und liebenswürdig er zu plaudern versteht.