Kleiner Briefkasten (Die Gartenlaube 1876/1)

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Titel: Kleiner Briefkasten
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 1, S. 20
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1876
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[20] W. in Lgza. Das in den dreißiger Jahren erschienene Gedicht über Kolter können wir Ihnen leider nicht mehr verschaffen, doch erinnern wir uns noch, daß es damals in einer Sammlung von „Gedichten, zum Vortrage passend“, abgedruckt war und hübsch und einfach, im volksthümlichen Tone die „nach einer wahren Begebenheit“ versificirte Scene aus dem Leben des Seiltänzers erzählt. Der Inhalt ist etwa folgender:

Ein reisender Handwerksbursche, ein armer Teufel, kommt nach langer Fußtour, bestaubt und erschöpft, endlich in einer Provinzialstadt an, wo er etwas rasten will. Trompetentöne und vorübereilende Menschenmenge veranlassen ihn, nach einem großen Platze zu eilen, wo gerade eine „Seiltänzergesellschaft“ ihre Production beginnt. Der arme Bursche vergißt ob des wunderbaren, für ihn so interessanten Schauspiels seine Ermüdung und klatscht freudig und eifrig mit. Gegen Schluß der Vorstellung wird, wie es allgemein Gebrauch ist, bei den außerhalb des Ringes stehenden Zuschauern vom Künstlerpersonale eine Collecte veranstaltet, diesmal vom Director der Truppe selbst. Bei unserm Burschen angekommen und dessen dürftiges Aussehen berücksichtigend, will der Sammler schon weitergehen, da hält ihn Ersterer mit freudig erregtem Antlitze zurück und wirft mit zitternder Hand – einen Dreier, der einen großen Theil seines winzigen Vermögens bildet, auf den ihm vorgehaltenen Teller, in etwas traurig vibrirendem Tone die Worte hinzufügend: leider wäre es ihm unmöglich, wie er wohl wollte, mehr zu geben, da er selber fast nichts besäße. – Kolter – denn er war der Einsammler – fragt den Handwerksburschen nun aus, woher er komme etc. und wie ihm die Vorstellung gefalle. Der Bursche ist des größten Lobes voll, gesteht, sich prachtvoll amüsirt zu haben, ferner daß er lange ohne Arbeit sei und seine ganze Baarschaft fast aufgezehrt habe etc. – Da ersucht Kolter ihn plötzlich, seine Mütze einmal herzuhalten; der Bursche thut solches mit befremdetem Gesichte, und Kolter schüttet den ganzen Inhalt des Tellers, hoch angefüllt, mit nicht wenigen Silbermünzen darunter, in die vorgehaltene Mütze des verdutzten Zuschauers mit den Worten: „So, nun gehe in die Herberge, lasse Dir zu essen geben und ruhe Dich hübsch aus!“ – Im nächsten Augenblicke war Kolter schon aus dem Gesichtskreise des Handwerksburschen verschwunden.

K. in Dr. Dergleichen Verkennungen und falsche Beurtheilungen kommen nicht nur in der Schule, sondern mehr noch im Militär-, Universitäts- und Beamtenleben vor. Als Stephan, der jetzige Chef des deutschen Postwesens, als junger Postsecretair von Cöln nach Magdeburg versetzt wurde, fühlte sich sein damaliger Oberpostdirector verpflichtet, Herrn Stephan den wohlgemeinten Rath zu geben, sich einen anderen Berufskreis zu suchen, da er bei der Post nie Carrière machen würde.

A. H. in Dresden. Sie haben die Wette verloren. Das Meyer’sche Lexicon berichtet ausdrücklich, daß in Pommern Gänse in der Schwere von dreißig bis sechsunddreißig Pfund nicht zu den Seltenheiten gehören.