O matt Geschlecht der Tintenwüchsigkeit,
Du Mißgeburt der herzensärmsten Zeit!
Wie steife Reihn beschnittener Kakteen,
Wie tote Front gradliniger Armeen,
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Wie eine Puppenkompagnie am Seil
Seh ich dich starrn und baumeln ohne Heil.
Die tief des Menschen Innerstes erfaßt,
Die freie Regung ist dir ganz verhaßt.
Was Herzensrechte, drängende Gefühle?!
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Nur höchst korrekte, reservierte Kühle!
Daß eurer Seele Flut stets schicklich schleicht,
Habt ihr in Anstands Höhe sie geeicht.
Die ihr verlustig jeder Männlichkeit,
Merkt ihr denn nicht, daß ihr Eunuchen seid?
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Ihr habt die Kräfte der Nation verraten
Und seid Kastraten, klägliche Kastraten.
Leis lispelt untertäniger Fistelton
Das Lammgeplärre von Altar und Thron.
Doch kommen wird der Tag der Kraft und Glut,
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Der dich emporreißt, stinkend faule Brut!
Er ist nicht fern – wach auf, wach auf bei Zeiten,
Schon seh ich Blitze durch die Himmel gleiten,
Schon ruft die Werdelust Gewitter wach –
Dann weh dem dürren Stroh auf deinem Dach!